Neue Musik aus Berlin: Training lohnt sich
Nervös, fiebrig, überdreht, minimalistisch, postrockig: Das neue Album von Training feat. Ruth Goller kommt in sehr unterschiedlichen Zuständen daher.
D er Saxofonist Johannes Schleiermacher und der Schlagzeuger Max Andrzejewski sind umtriebige Jazz-Freigeister, die sich in der experimentellen Szene einen Namen gemacht haben. Sie spielten bereits in der Band Hütte zusammen, 2020 entstand dann ein neues gemeinsames Projekt: Training. Ein erstes Kollaborationsalbum ist 2021 mit Trainingsgast John Dieterich (Deerhoof) entstanden, nun haben sie sich für ein weiteres Album mit der gefeierten E-Bassistin Ruth Goller zusammengetan, die aus der Londoner Jazzszene bekannt ist.
Sehr unterschiedliche Musiken sind dabei für „threads to knot“ entstanden: Das Eingangsstück „threadfin“ wartet zunächst mit nervös-fiebrig-überdrehtem Freejazz auf, ehe Schlagzeug, Saxofon, Bass und Gitarre in fast schon meditative Gefilde übergehen. „finback“ klingt dann repetitiv, minimalistisch, postrockig; Bass und Saxofon ziehen ihre Kreise, das Schlagzeug hüpft gleichmäßig dazu, der Track bleibt einem im Ohr.
Gleiches gilt auf andere Art und Weise für „logline“, das immer wieder zu einer vergleichsweise eingängigen Saxofonmelodie (in variierter Form) zurückkehrt und von choralen Sounds untermalt wird. „lineage“ basiert dann eher auf Synthesizer-Patterns, kommt verspielter und verspulter daher als andere Tracks. Anschließend geht es in „agelong“ dann wieder ruhiger zu, Bass, Synthesizer und Flöte nähern sich einander im Zusammenspiel langsam an.
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Training mit Ruth Goller: threads to knot (Squama Recordings)
Es passt, dass sich das Trio auf die im Surrealismus entstandene Methode des Cadavre Exquis bezieht, in dem per Zufall und Improvisation Neuschöpfungen entstehen. Dieses Prinzip geht voll auf. Training lohnt sich!
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