Neue Musik aus Berlin: Dunkle Materie, helle Signale

Mit Radiovibes und Spieluhr in Richtung Zukunft: „Alien Stewardess“, das neue Album des experimentellen Ensemles P. O. P., ist ein Weckruf im Weltall.

Die vier Mitglieder von P. O. P. sitzen draußen vor einer roten Wand. Sie blicken in die Kamera und lächeln.

Liedhaft zur Wahrnehmung: P. O. P Foto: Promo

Vom Webstuhl in das Weltall über den Wiesenklee, so ungefähr könnte man die Laufbahn von P.O.P. umreißen. Auf dem zwischen 2008 und 2013 entstandenen Debütalbum „Täbriz“ bezog sich das experimentelle Ensemble, damals ein Trio aus Reinhold Friedl (Piano), Hannes Strobl (Bass) und Hayden Chisholm (Altosaxophon), auf die Strukturen iranischer Teppiche. 2016 erschien „Ikebana“. Aus P.O.P. war ein Quartett geworden: Nora Krahl (Cello), Elena Kakaliagou (Waldhorn und Stimme), Strobl und Friedl spielten von der japanischen Kunst des Blumensteckens inspiriert. Für „Alien Stewardess“ sind sie unter die Sterngucker gegangen.

Die Doppel-CD umfasst fünf Kompositionen. „Celestial Cabaret“, mit zehn Minuten die kürzeste, macht den Anfang: Dunkle Materie, helle Signale, nach fünf Minuten setzt eine Spieluhrmelodie ein. P.O.P. gönnen sich auf dem Album mehrmals kurze, liedhafte Momente.

„Cosmic Concierge“ klingt in etwa wie die Radiostation, welche die kosmische Hausmeisterin auf Nachtschicht hört. „Intangible Vibrations“, eine ganze halbe Stunde, beginnt mit einem Hab-acht-Moment aus schrillem Piano-Interieur und dunklem Horn. P.O.P. ist ein Ensemble kühner Nuancen. „Galactic Grace“ könnte die große Ruhe nach dem Sternensturm sein; „Transdimensional Melodies“ entpuppt sich als Symphonie mit dem Paukenschlag, nur kommt der Weckruf vom Cello.

P.O.P.: „Alien Stewardess“ (Zappak 008); Record Release: 11. 5., 20 Uhr: Morphine Raum, Köpenicker Str. 147, Hinterhof

Dass jeder Titel auf „Alien Stewardess“ sich wie eine Krautrock-Hommage liest, kann sowenig Zufall sein, wie der Name des Quartetts: P.O.P. steht für Psychology of Perception. Wahrnehmungslehre trifft gut, worum es hier geht.

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Robert Mießner, geboren 1973 in Berlin. Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Philosophie und Bibliothekswissenschaft. Flaniert und notiert, hört zu und schreibt auf.

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