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Neue Musik aus BerlinWelche Zeit hat Elektro?

Drone-Sounds, Noise und schwebende Beats: Andreas Gerth und Carl Oesterhelt veröffentlichen ein Doppelalbum, das ohne theoretischen Überbau auskommt.

Andreas Gerth und Carl Oesterhelt Foto: Flow

D er Berliner Musiker Andreas Gerth (eine Hälfte von Driftmachine) und der Münchner Schlagzeuger Carl Oesterhelt (unter anderem seit drei Jahrzehnten Teil der avantgardistischen Artpopband F.S.K.) kennen sich nicht nur als Label-Kollegen ihrer experimentellen Plattenfirma Umor Rex.

Wie der andere musikalisch tickt, konnten die beiden zudem im Kontext des Tied+Tickled Trios der Gebrüder Micha und Markus Acher (The Notwist) ergründen.

Die vertraute Ebene, die die beiden scheinbar haben, leuchtet bei ihrer neuen Kollaboration durch – obwohl sie eine elektro-akustische Annäherung an ein Thema versuchen, das einiges Spannungspotenzial in sich trägt.

„The Aporias of Futurism“ dreht sich über vier Tracks (allesamt jeweils 15 bis 20 Minuten lang) um die Frage, inwieweit elektronische Musik ihrem inhärenten Zukunftsversprechen überhaupt nachkommen kann.

Das Album

Andreas Gerth & Carl Oesterhelt: „The Aporias Of Futurism“ (Umor Rex/ Morr Music)

tazplan

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Einerseits steckt das zweifellos in ihr – allein wegen ihrer Abhängigkeit vom technologischen Fortschritt. Zugleich schwingt zumindest in ihren massenkompatibleren Ausprägungen eine postmoderne Geschichtsvergessenheit mit. Wo keine Vergangenheit ist, kann auch keine Zukunft sein.

Auflösen kann man eine so grundsätzliche Frage kaum – aber mit Gewinn beackern. Reibungen, das illustrieren die Stücke, sind gerade produktiv, wenn sie auf dem Fundament der Vertrautheit verhandelt werden: elegische orchestrale Passagen stehen auf Gerths’ und Oesterhelts’ spannungsreichem Doppelalbum neben Drone-Sounds; Noise-Momente zerhackstückeln schwebende Beats.

Damit spitzen sie auch übersättigte Ohren an – selbst ohne Theorie-Überbau.

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