Neue Musik aus Berlin: Grooven mit Erich Fromm
Das „Glücklichsein als Maske“: Der nigerianische Musiker Wayne Snow verbindet auf „Figurine“ gekonnt Soul, Jazz, Afropop und elektronische Musik.
E s ist eigentlich ein mittelschweres Wunder, dass Wayne Snow noch nicht auf sämtlichen Hype-Listen auftaucht, wenn es um Musik aus Berlin geht. Vor acht Jahren kam der ursprünglich aus Nigeria stammende Musiker aus Frankreich nach Deutschland, er arbeitete u. a. bereits mit dem Produzenten Max Graef zusammen und sang bei dem Elektro-/Jazz-/Fusion-Projekt Moe Fabrik.
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Wayne Snow: „Figurine“ (Roche Musique) | waynesnow.bandcamp.com/album/figurine; Wayne Snow live am 8. Dezember im Gretchen
Kürzlich erschien sein zweites Soloalbum „Figurine“, und was Snow darauf insbesondere mit seiner Stimme veranstaltet (etwa in „Figurine“ oder „Faceless“) und an kompositorischen Skills aufbietet, ist beeindruckend.
Er selbst nennt die großen Künstler:innen mit nigerianischem Background – den Afrobeat von Fela Kuti, Afropop und Jùjú von King Sunny Adé sowie den soften Soul/R’n'B von Sade – als Einflüsse. Das Album dürfte aber auch Fans von Stevie Wonder, D’Angelo oder Prince zusagen.
Manche Stücke auf „Figurine“ driften ins Jazzige ab („FOM“), andere mögen es funky und lassen das Tanzbein zucken („Nina“), wieder andere kommen ruhig und balladesk daher („Number One“), wohingegen das Titelstück mit einer schön vor sich hin brummenden elektronischen Grundlage überzeugt.
Überraschen mag auf den ersten Blick, dass Snow sich auf dem Album mit Erich Fromms Konzept des „Glücklichseins als Maske“ aus den 60ern und 70ern auseinandersetzt. Doch hört man im Song „Figurine“ die Verse („I don’t wanna play this game/ I don’t wanna lose again“), wird klar, dass diese Theorie durchaus noch immer seine Gültigkeit hat – oder sogar mehr als je zuvor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!