Neue Initiative zur Presseförderung: Nehmt den Verlagen das Papier weg!

Die Debatte einer staatlichen Presseförderung geht wieder in eine neue Runde. Dabei sind die Forderungen nicht zeitgemäß – neue Ideen müssen her.

Eine Druckerpresse mit vielen Zeitungen

Braucht es überhaupt noch eine ausgedruckte Zeitung? Foto: imago

Morgen beschäftigt sich der Bundesrat mit der Presse. Sachsen und Niedersachsen wollen in der Länderkammer eine Initiative zur Sicherung der Pressevielfalt starten. Das hört sich zunächst einmal gut an. Gemeint ist aber in erster Linie Staatsknete zu nehmen, um die gedruckte Zeitung für die Verlagskasse schonender zu den Menschen zu bringen.

Damit fängt die neue Debatte über eine staatliche Presseförderung wieder genau an dem Punkt an, an dem die ganze Angelegenheit schon 2021 gescheitert ist. Ja, der klassische Abo-Vertrieb ist schwieriger und teurer geworden, vor allem im ländlichen Raum. Nach dem Wunschkonzert der beiden Länder soll nun „die Bundesregierung aufgefordert werden, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, damit Presseerzeugnisse auch weiterhin in allen Teilen unseres Landes ihre Nutzer erreichen können“.

Dabei sollen auch „Maßnahmen gefördert werden können, die die Unternehmen dabei unterstützen, innovative Ansätze zu erproben und umzusetzen. Diese Innovationen können sich auf eingesetzte Technologien, neue Geschäftsmodelle, Verbreitungswege, Produkte, Formate oder auf neuartige Kooperationsmodelle beziehen.“

Sorry, Folks! Aber das klingt genauso schwammig wie die unausgegorenen Vorschläge der Angie-Groko, die im letzten Sommer stillschweigend kassiert wurden. Da tauchten dieselben Worthülsen auf. 180 Millionen Euro waren damals allein 2022 für die Presse vorgesehen, die heute nicht mehr im Haushaltsplan stehen. Das ist auch besser so. Es macht nun mal keinen Sinn, ein totes Geschäftsmodell durchzufüttern. Das verhindert eher die Entwicklung zukunftsfähiger Lösungen. Auch in Sachsen und Niedersachsen sind die Verlage nicht so pleite, dass für ein bisschen schlauere Überlegungen keine Zeit mehr wäre.

Bis die auf dem Tisch liegen, lässt sich das Dilemma vielleicht ja auch sportlich lösen. Überall finden doch diese Dauerläufe statt, wo Tausende Menschen ziemlich sinnfrei genau 42,195 Kilometer zurücklegen. Gebt denen doch einfach die Zeitungen mit! Schließlich kosten die meisten Regionalzeitungsabos in Euro mittlerweile auch fast so viel wie ein Marathon in Kilometern. Für die Sächsische Zeitung aus Dresden werden beispielsweise 40,90 Euro im Monat fällig, für die Goslarsche Zeitung aus dem südlichen Niedersachsen sind’s 41,90. Bei der Norderneyer Badezeitung würde beim Abo-Preis von 26,40 Euro etwas mehr als ein Halbmarathon daraus.

„Stopp mal, dass ist doch auch nur ein Auslaufmodell“, sagt die Mitbewohnerin. Zuallererst muss doch der Bedarf geklärt werden. Wollen die Flachländer überhaupt noch ’ne ausgedruckte Zeitung?“

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2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

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