Neue Forsa-Wahlumfrage: Nur die Jugend kann uns retten
Der Jugend wird nachgesagt, sie sei rechts. Das stimmt so nicht ganz. Die jungen Linken mobilisieren sich – zum Glück.
![Junge Frauen machen ein Selfie mit Heidi Reichinnek Junge Frauen machen ein Selfie mit Heidi Reichinnek](https://taz.de/picture/7527666/14/37636190-1.jpeg)
A lso doch, junge Wähler:innen besinnen sich auf das einzig Richtige und wollen wieder links wählen. Das prophezeit zumindest eine Forsa-Umfrage, in der 1.008 Wahlberechtigte zwischen 18 und 29 Jahren befragt wurden. Das Ergebnis: Linke und Grüne sind mit jeweils 19 Prozent Spitzenreiter. Wenn nun die SPD nicht nur bei 7 Prozent herumdümpeln würde, gäbe es fast eine Chance auf Rot-Grün-Rot – zumindest bei den Jungen.
Falls die Umfrage Wirklichkeit wird, wäre die Veränderung im Wahlverhalten junger Menschen enorm: Bei der Europawahl 2024 kamen die drei Parteien links der Mitte bei den 16–24 Jährigen zusammen noch auf historisch schlechte 26 Prozent.
Ist der Rechtstrend unter jungen Wähler:innen also gestoppt? So genau kann man das nicht sagen. Auf der einen Seite wollen laut der aktuellen Umfrage immer noch 17 Prozent der Befragten die AfD wählen. Auf der anderen Seite wird aber gerade eine linke Jugend mobilisiert. Das macht Mut! Irgendwo da draußen gibt es noch junge Gleichgesinnte, die etwas gegen den Rechtsruck haben.
Für viele junge Menschen sind es konkrete Themen, die wahlentscheidend sind. Finde ich ein bezahlbares WG-Zimmer, wenn ich in eine neue Stadt ziehe? Reicht das Bafög? Diese Themen gehen im aktuellen Wahlkampf unter. Einzig die Linkspartei wird bei dem Thema Mieten sichtbar. Schön, dass wenigstens junge Wähler:innen rational für ihre Interessen abstimmen wollen, wenn es schon der Rest der Bevölkerung nicht tut.
Bei der Linkspartei herrscht euphorische Stimmung. Der neue Mitgliederrekord geht vor allem auf das Konto von jungen Menschen, die in die Partei eintreten. Durchschnittlich 28 Jahre sind sie alt und überwiegend weiblich. Aufbruchstimmung geht eben immer noch am besten, wenn sie von jungen Kräften vorangetrieben wird.
Insbesondere mit einer Person wie Heidi Reichinnek an der Spitze, die den richtigen Ton trifft, im Parlament und in den sozialen Medien. In jungen Ohren klingt ihr Wahlkampf um einiges erfrischender als Olaf Scholz’ technokratische Sprache und ist überzeugender als die oberlehrerhafte Attitüde von Friedrich Merz.
Empfohlener externer Inhalt
Aber Vorsicht: Wenn es nun heißt, die Jungen wollen links wählen, dann sind es wohl vor allem junge Frauen. Junge Männer tendieren nach rechts und das schon lange. In den Sozialwissenschaften spricht man deswegen auch von einem Gender Gap im Wahlverhalten. Der AfD-Populismus und das Schüren von Ängsten verfangen bei jungen Männern besonders gut. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: Wir Jungen werden nicht wahlentscheidend sein. Das sind immer noch die Alten. Aber wir werden ja auch irgendwann mal alt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wirtschafts- und Steuerpolitik der AfD
Mehr Geld für Superreiche
Dorothee Bär bei „Hart aber Fair“
Erste Unionspolitikerin sägt leise am Klimaziel
Berufsverbot für Klimaaktivistin
Zulassung zum Referendariat wird untersagt
AfD erbt 6 Millionen Euro
Reiche Rechtsextreme
Grünen-Kritik an Habecks Migrationsplan
„Vorauseilendes Anbiedern an Friedrich Merz“
Liberaleres Abtreibungsrecht
Keine Reform von Paragraf 218