Neue Eskalationsstufe im Indo-Pazifik: Tragischer Konflikt
Australien erhält von den USA künftig Atom-U-Boote, China wird zurückschlagen. Eine militärische Entspannung ist damit in weite Ferne gerückt.
F ür die chinesische Staatsführung ist „Aukus“, das neue Sicherheitsbündnis zwischen den USA, Großbritannien und Australien, ein regelrechtes Schreckgespenst. Doch auch der Rest der Welt sollte angesichts der neuen Eskalationsstufe im Indo-Pazifik besorgt sein. Peking selbst spricht von einer Mentalität des Kalten Kriegs. Die Staatsmedien warnen zudem vor einem Wettrüsten in der Region: Wenn Australien erstmals nuklear angetriebene U-Boote erhält, sei damit die Büchse der Pandora geöffnet.
Beides ist durchaus richtig, doch lassen sich die Anschuldigungen genauso gut auf Chinas Staatsführung übertragen: Peking sorgt mit seinen atomaren Raketensilos und steigenden Militäretats für Nervosität unter seinen Nachbarstaaten. Nicht zuletzt trägt Staatschef Xi Jinping Mitschuld an den Entwicklungen: Mit seinen wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen gegen etliche Staaten, die Pekings „rote Linien“ übertreten, einer zunehmend aggressiven Außenpolitik und immer bissigerer Rhetorik seiner Diplomaten macht sich China international keine Freunde.
Als Reaktion auf Aukus wird China mit Sicherheit zurückschlagen – zunächst mit wirtschaftlichen Sanktionen, später gefolgt von militärischen Machtdemonstrationen. Peking wird sich in seiner Ansicht bestärkt sehen, dass für die nationale Sicherheit eine militärische Aufrüstung essenziell sei. Xi Jinping vertritt ohnehin die Auffassung, dass der Westen nur die Sprache der Mächtigen versteht. Dafür lässt er das Verteidigungsbudget jährlich um rund 7 Prozent steigen, und das ist nur die offizielle Zahl.
Das vielleicht Tragische an diesem Konflikt: Je verhärteter die Fronten, desto schwieriger erscheinen Kompromisslösungen. Selbst über grundlegende Fragen werden sich China und der Westen nicht mehr einig, geschweige denn über gesellschaftliche Werte: etwa wie man Menschenrechte definiert, was genau in der Region Xinjiang passiert und ob Hongkong weiter ein Recht auf Autonomie hat. Wie können in einem solchen Klima Verhandlungen über militärische Abrüstung gelingen?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe