Neue Erdbeben im Katastrophengebiet: Die Erde gibt keine Ruhe
Zwei neue Erdbeben bringen am Montagabend im syrisch-türkischen Katastrophengebiet weitere Häuser zum Einsturz. Hunderte Menschen werden verletzt.
in Syrien sind Menschenrechtsaktivisten zufolge mindestens fünf Menschen gestorben. Mehr als 500 Menschen wurden den Angaben nach zudem verletzt, davon mindestens 350 in den von der Regierung kontrollierten Regionen und 150 in den Rebellen-Gebieten. Viele Menschen seien in Panik von Gebäuden gesprungen oder von Trümmern getroffen worden. Auch der Chef der Rettungsorganisation Weißhelme, Raed al-Saleh, meldete 150 Verletzte für die syrischen Regionen, die von Rebellen gehalten werden.
Mehrere Gebäude, die bereits durch die vorangegangenen Beben beschädigt worden seien, seien in sich zusammengefallen. Die Syrische Beobachtungsgruppe für Menschenrechte sprach am Montagabend von 470 Verletzten, vorwiegend im Raum Aleppo.
Über 6.000 Nachbeben in den letzten zwei Wochen
Ein erstes Beben erreichte am Montag eine Stärke von 6,4, das Epizentrum lag in der Nähe der Stadt Defne, wie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilte. Nach einem Bericht der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu war es auch auf Zypern, in Jordanien, Israel und Ägypten zu spüren. Nur drei Minuten später folgte ein zweites Beben der Stärke 5,8.
In Hatay versuchten Einsatzkräfte zu sechs Menschen vorzudringen, die unter den Trümmern dreier eingestürzter Gebäude vermutet wurden. Es sei der Polizei gelungen, einen Verschütteten aus einem dreistöckigen Haus zu retten, meldete der Sender HaberTürk.
Man versuche noch, drei weitere Eingeschlossene zu erreichen. Bei den Betroffenen handele es sich um Helfer, die Möbel und andere Gegenstände aus einem Gebäude gebracht hätten, das bei den verheerenden Beben von vor zwei Wochen beschädigt worden sei.
Aus Hatay meldeten Journalisten von HaberTürk, dass das neue Beben sie regelrecht durchgeschüttelt habe. Sie hätten einander umklammert, um nicht zu Boden zu fallen. In der Stadt Adana schilderte Augenzeuge Alejandro Malaver, Menschen seien in Panik aus ihren Häusern auf die Straßen gelaufen und hätten Decken in ihre Autos getragen. Jeder habe ungeheure Angst. „Niemand will zurück in seine Häuser.“
Die Beben vom 6. Februar hatten eine Stärke von 7,8 und 7,5. Dabei wurden in der Türkei und Syrien mehr als 44.000 Menschen getötet. Seither hat es nach türkischen Angaben mehr als 6.000 Nachbeben gegeben. Etwa 40 davon hatten eine Stärke zwischen 5 und 6.
Baerbock und Faeser reisen in die Türkei
Erst am Montag besuchte Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Katastrophenregion Hatay. Dort versprach er, dass die Regierung frühestens im März mit dem Bau von 200.000 neuen Häusern beginnen werde. Die Bauten würden nicht höher als drei oder vier Stockwerke sein, auf stabilerem Fundament und mit höheren Standards in Absprache mit Fachleuten für Geophysik, Geologie und Seismologie errichtet. Wiedererbaut würden im Einklang mit deren „historischer und kultureller Struktur“ auch zerstörte Kulturstätten. Nach Erdoğans Angaben sind rund 1,6 Millionen Menschen im türkischen Katastrophengebiet derzeit in Notunterkünften untergebracht.
Die Behörden riefen die Menschen dazu auf, nicht in ihre Häuser zurückzukehren. Medien berichteten, dass es in der Provinz Hatay zu wenig Zelte gebe und viele Menschen dennoch in beschädigten Häusern übernachteten. Die Katastrophenschutzbehörde teilte nun mit, sie habe bereits in der Nacht 6.000 weitere Zelte in die Region geliefert.
Ungeachtet der neuen Beben sind Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag zu einem gemeinsamen Besuch in das Erdbebengebiet im Südosten der Türkei abgeflogen. Die Regierungsmaschine mit den Ministerinnen soll in die Stadt Gaziantep fliegen. Baerbock und Faeser planen unter anderem einen Besuch des für Hilfsgüterlieferungen wichtigen Flughafens in Gaziantep und der besonders stark von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Region um die Stadt Kahramanmaras.
Nach Angaben des Auswärtigen Amts wollten die Ministerinnen mit ihrem Besuch den Menschen vor Ort ihre „Solidarität und Unterstützung versichern“ und sich ein „genaues Bild der Lage“ machen.
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