Neue Direktorin des Jüdischen Museums: Hetty Berg soll's richten
Das Jüdische Museum Berlin hat eine neue Direktorin. Die Einrichtung kämpfte jüngst mit einem Skandal um eine vermeintlich antiisraelische Ausrichtung.
„Mit Hetty Berg haben wir eine international erfahrene Museumsexpertin gewonnen. Sie widmet sich seit vielen Jahrzehnten der Vermittlung jüdischer Geschichte, Kultur und Religion“, erklärte Grütters. Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte die Berufung Bergs als neue Direktorin. „Wir hoffen, dass das Haus mit ihr an der Spitze wieder in ruhigere Fahrwasser kommen wird“, erklärte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster.
Berg, geboren 1961 in Den Haag, studierte Theaterwissenschaften in Amsterdam und Management in Utrecht. Von 1989 an war sie als Kuratorin und Kulturhistorikerin am Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam tätig.
Seit 2002 arbeitete Hetty Berg als Museumsmanagerin und Chefkuratorin des Jüdischen Kulturviertels in Amsterdam, zu dem neben dem Jüdischen Historischen Museum auch das Kindermuseum, die Portugiesische Synagoge, das Nationale Holocaust-Museum und die Gedenkstätte Hollandsche Schouwburg gehören.
Empörung wegen eines Tweets
Auslöser der Kontroverse um den zurückgetretenen Museumsdirektor Schäfer war ein von der Pressesprecherin des Museums abgesetzter Beitrag auf dem offiziellen Twitterkanal des Museums, auf dem sie unter dem Hashtag #mustread auf einen Artikel der taz verwies. In dem Bericht ging es um die Kritik von 240 jüdischen und israelischen Wissenschaftlern an dem Beschluss des Bundestags, die Israel-Boykott-Bewegung Boycott, Divestment, Sanctions (BDS) als antisemitisch zu verurteilen.
In dem Tweet wurde ein Satz aus der Erklärung der Wissenschaftler, der den Bundestagsbeschluss unmittelbar kritisierte, direkt zitiert – allerdings ohne diesen in Anführungszeichen zu setzen, was von Kritikern des Museumsdirektors gezielt skandalisiert wurde. Sie fassten den Tweet als Verstoß gegen das Neutralitätsgebot des von der öffentlichen Hand finanzierten Museums auf und stellten Schäfer und das Museum teilweise in die Nähe der BDS-Bewegung.
Schon früher war Schäfer wegen des Vorwurfs, antiisraelischen Positionen in die Hände zu spielen, in die Kritik geraten. Im März hatte er den iranischen Kulturattaché im Jüdischen Museum empfangen, was er später selbst als „Dummheit“ und als „naiv“ bezeichnete.
Mit der Sonderausstellung „Welcome to Jerusalem“ hatte Schäfer im vergangenen Jahr den Ärger von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf sich gezogen, wie die taz erfuhr. Die Regierung in Jerusalem empfand die Ausstellung als antiisraelisch, da sie neben dem jüdischen und christlichen auch dem palästinensischen Narrativ viel Raum einräumte.
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