Neue Bundesfamilienministerin Lisa Paus: Natürlich qualifiziert
Es heißt, Lisa Paus fehle die Expertise. Aber sie ist ein politischer Profi – und kennt sich in Finanzfragen aus, die für das Ressort wichtig sind.
S teuerentlastung und Wirecard waren bisher ihre Schwerpunktthemen. Nun kommt auf Elisabeth „Lisa“ Paus eine neue Position zu – das der Bundesfamilienministerin.
Nach dem Rücktritt von Anne Spiegel erklärten die Grünen am 14. April, die ehemalige finanzpolitische Sprecherin als Nachfolgerin zu besetzen. Am Montag bekam Paus von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihre Ernennungsurkunde überreicht – nun ist sie offiziell im Amt. Aber die Skepsis, die ihr entgegenschlägt, war bereits bei der Verkündung sehr groß.
Die Kommentare der User:innen auf Twitter reichten von Paus’ begrenzter Expertise im Bereich Familienpolitik, ihrer Kritik an Scholz als Oppositionelle bis hin zu ihrer Dauer des Studiums und, besonders geschmackvoll, ihrer Optik. Eine Userin schrieb, dass Spiegel durch eine „linke, alleinerziehende, schlecht gelaunte Feministin“ ausgetauscht und dass Paus für Trennungskinder „eine Katastrophe“ sei. Ein anderer Nutzer suggeriert, dass Paus aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Flügelzugehörigkeit gewählt wurde und dass es wieder „nicht nach Qualifikation“ ginge.
In der Tat konzentrierte sich Paus bisher verstärkt auf Finanzthemen. Auch bei der Kindergrundsicherung, an deren Konzept sie mitgewirkt hat, handelt es sich in erster Linie um ein Finanzthema. Aber ist sie deshalb ungeeignet für die Position? Im Gegenteil.
Lisa Paus passt zum Ministerium
Das Thema, das die Menschengruppen des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vereint, ist Geld. Immer mehr Senior:innen in Deutschland sind von Armut bedroht; der Gender-Pay-Gap ist nach wie vor groß. Das Modell der Kindergrundsicherung sieht vor, je nach Land entweder eine einkommensunabhängige Leistung oder eine bedingungslose Kindergrundsicherung einzuführen, um finanzielle Nachteile von Kindern aus einkommensschwachen Familien abzufedern.
Außerdem ist Paus ein politischer Profi. Sie war ab 1997 Mitglied des Berliner Landesvorstands und arbeitet seit 2009 als Abgeordnete im Bundestag. Sie weiß, wie der Alltag im Parlament funktioniert. Sie weiß auch, wie man Konzepte entwirft und in den Koalitionsvertrag einbringt. Vielleicht schafft sie es ja auch, ihre Vorschläge umzusetzen. Lassen wir sie also doch erst mal ihre Arbeit machen. Und dann schauen wir weiter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen