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Neu ab dem 2. AprilWie die Einreise nach Großbritannien bald funktioniert

Einfach nur der Pass reicht nicht mehr: Um ins Vereinigte Königreich zu kommen, brauchen auch EU-Bürger künftig ein Visum.

Wer hier aus der EU ankommt, braucht jetzt eine kostenpflichtige Einreisegenehmigung: Fähren am Kliff bei Dover Foto: Bernd Brüggemann/Zoonar/picture alliance

Berlin taz | Von Mittwoch an brauchen Deutsche und andere EU-Bürger zur Einreise nach Großbritannien eine kostenpflichtige Einreisegenehmigung, auf Englisch Electronic Travel Authorisation oder kurz ETA. Wer keine hat, wird abgewiesen.

Die ETA ist Teil der neuen Grenzkontrollen, die die Briten nach dem Austritt aus der Europäischen Union Anfang 2020 eingerichtet haben. Ähnlich läuft es bereits bei der Einreise in die USA und nach Kanada. Ein Antrag ist über eine Internetseite oder eine App möglich. Das Verfahren ist einfach und dauert über die App etwa zehn Minuten – je nachdem, wie gut die Antragsteller dabei sind, sich selbst mit strengem Blick vor einer weißen Wand zu fotografieren.

Vor dem Antrag empfiehlt sich, kurz zu überprüfen, ob die ETA reicht oder doch ein Visum nötig ist. Die ETA berechtigt, Großbritannien für bis zu sechs Monate am Stück geschäftlich oder touristisch zu bereisen. Abgedeckt sind auch kurze Studienprogramme. Für fünf Tage Sightseeing in London oder Edinburgh braucht man eine ETA, für drei Jahre Arbeit in Bristol ein Visum. Auch für Kinder und Babys ist die ETA Pflicht.

Preiserhöhung gleich im April

Die Antrags-App findet sich im Apple-Store oder im Google Play-Store unter UK ETA. Sie hat eine grün-blau schillernde Krone als Logo. Nötig sind noch der Original-Reisepass, ein E-Mail-Zugang und eine der angebotenen Zahlungsmethoden, nämlich Kreditkarte, Apple Pay oder Google Pay. Im Verlauf des Antrags werden die Adresse und der Job abgefragt sowie eine Telefonnummer.

Der Pass muss fotografiert, der eingebaute Chip ausgelesen werden. Auch sind ein Gesichtsscan und ein Foto des Gesichts nötig. Mit modernen Smartphones lässt sich das zügig erledigen. Abgefragt wird auch, ob man rechtskräftig verurteilt ist oder Mitglied einer Terrorgruppe war. Zum Schluss wird noch eine Gebühr kassiert.

Die ETA kostet zunächst zehn Pfund, umgerechnet aktuell 12,43 Euro. Der Preis erhöht sich zum 9. April nun auf 16 Pfund. Die App rechnet automatisch in Euro um, sodass keine Gebühren für den Auslandseinsatz der Kreditkarte anfallen.

Die Briten versprechen, dass der Antrag binnen drei Werktagen bearbeitet wird. Bei einem Test am vergangenen Donnerstag dauerte es sogar nur eine Minute von der E-Mail, die den Eingang des Antrags bestätigte, zur Annahme desselben. Die App kann nach dem Antrag wieder gelöscht werden.

Die ETA ist digital mit dem Reisepass verknüpft. Bei der Einreise nach Großbritannien erkennt eine automatische Passkontrolle, dass zum Reisedokument eine gültige ETA vorliegt. Reisende benötigen also kein zusätzliches Dokument.

Die Genehmigung gilt für zwei Jahre oder bis Ablauf des Passes, je nachdem, was früher eintritt. In dieser Zeit kann man beliebig oft nach Großbritannien ein- und ausreisen, jeweils maximal für ein halbes Jahr.

Die ETA ist auch für Nordirland zwingend. Wie sie kontrolliert wird, wenn man zum Beispiel von Dublin mit dem Wagen über die grüne Grenze nach Belfast fährt, ist unklar. Fehlt bei einer Kontrolle allerdings die ETA, wird es ungemütlich.

Für die Kanalinseln vor der Küste der Normandie, die der britischen Krone unterstellt sind, jedoch nicht zum Vereinigten Königreich gehören, ist die Genehmigung bis mindestens zum Herbst nicht nötig, wenn sie von Frankreich aus angesteuert werden.

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15 Kommentare

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  • Ja nun, dann gehts halt vorerst nicht mehr nach GB.



    Gar keinen Bock auf sowas.

  • Die Republik Irland ist auch ein sehr schönes Land. Mit dem gleichen König, gleichen Bier und Essen samt Pubs, der einigermassen gleichen Sprache, dem gleichen Meer, dabei mit Euro und ohne ETA. Herz, was brauchst Du England.

  • Sieben der Top Ten Herkunftsländer von UK-Touristen waren 2022 EU-Länder, entsprechend ca. 14 Mio. Touristen. Gerade nähert man sich doch angeblich wieder an. Was ist also bitte der Hintergrund für diese Maßnahme?

  • Ich will so langsam die Personenfähre Oostende-Dublin, um umweltfreundlich und ohne großes Galama oder bis Cherbourg auf die grüne Insel kommen zu können, wenn ich das mal vorhabe.



    Schade, dass Fehler so schnell nicht rückgängig gemacht und korrigiert werden. Der Brexit aus Türkenangst war aus mehreren Gründen ein Fehler.

  • Auf der Online-Antragsseite kommt in diesem Moment die Benachrichtigung

    "Your estimated wait time is:



    more than an hour

    Status last updated: 20:56:55" (also aktuell nach Abzug der Zeitzonendifferenz)

    Wurde zu wenig Serverleistung gebucht?

  • Interessant wäre nun u.a. die Entwicklung der Ü70-Urlaubsbesuche aus der EU im UK, d.h. einer weniger Technik-affinen Bevölkerungsgruppe. Bei Kurzbesuchen aus dem Süden in Nordirland dürfte das auch bei jüngeren zu spüren sein.

    • @meerwind7:

      Ü70er mögen weniger IT-affin sein, gehören aber häufig zur "ich hab nichts zu verbergen"-Fraktion.

  • Und was benötigen UK Bürger für die Einreise in die EU?

  • Reinste Schikane.

    Was es von ETA bis zum Visa gibt, das ist so eine Schikane, selbst Befürworten müssten sich dagegen stellen. Großbritannien verkommt zu einer echten Dystopie.

    Skilled worker's visa z.B., und wenn man eine Freundin oder Frau dabei hat, Zitat:



    "You’ll need to provide evidence of your relationship to your dependant when you apply."

    ...und es wird tatsächlich verlangt, private Interessen den Behörden zu teilen. Eine Privatsphäre wird so de facto außer Kraft gesetzt. Private Fotos auf Instragram oder private Pornoclips als Beweis????

    "If you’re not living together, you’ll need to prove that you have an ongoing commitment to each other, for example by providing evidence that you:

    -communicate regularly with each other



    -support each other financially



    -care for any children you have together



    -spend time together as a couple, for example on holiday or at events"

    Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, und wir reden hier von einem Visa, nicht von der Einreiseform ETA, was eine Gängelung ohne Ende sein wird. Und LEIDER habe ich das Gefühl, ETIAS (ETA für Europa) wird zu einer ähnlichen Schikane. Hauptsache, dunkle Hautfarben werden abgeschreckt.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Das könnte China auch nicht besser ;-)

    • @Troll Eulenspiegel:

      Sie könnten es auch als Fortschritt ansehen, dass nicht nur "objektive Fakten" wie eine Eheschließung und gemeinsame Kinder zur Anerkennung führen. Für Besuche bis 6 Monate kann von EU-Bürgern ja der einfachere Weg über ETA gewählt werden, ohne derartige Fragen.

  • "... Abgefragt wird auch, ob man rechtskräftig verurteilt ist oder Mitglied einer Terrorgruppe war. ..." ... und wie überprüfen die dass? Kann sein, dass es sich dabei um Vollidiotenfragen wie ESTA handelt, man also alle verneinen muss, weil man den Antrag sonst vergessen kann.

  • Very british.

  • Auch hier überbordende Gastfreundschaft, da fährt man doch gerne ins UK in Urlaub und lässt sein sauer verdientes Geld dort.

  • Tja, dann müssen sie zumindest auf einen Touristen verzichten. Und wie mal ein Steuerrechtsexperte gesagt hat: Viele Arme machen auch einen Reichen. Oder hierauf abgewandelt: Viele Einzeltouristen machen auch Touristenmassen.