Neonazi mobilisiert in Bad Segeberg: Militanter Zirkel
Der Aryan Circle ist ein rechtsextremes Netzwerk in den USA. Der verurteilte Neonazi Bernd Tödter will einen Ableger in Deutschland aufbauen.
Der gebürtige Bad Segeberger soll schon mehrfach versucht haben, Schüler*innen anzusprechen. Am Berufsbildungszentrum in Bad Segeberg erhielt er bereits Hausverbot. Einen ersten Erfolg kann der 45-Jährige verbuchen: Die rechtsextreme Division Nord um Marcel Steenbuck aus Bornhöved hat sich in Aryan Circle Nord (AC Nord) umbenannt, beobachtete die Antifa Lübeck.
Eine ihrer ersten Aktionen: In Bad Segeberg fotografierten sie die Teilnehmer*innen des Klimastreiks am 27. September. Der Aryan Circle stört sich an den „Gutmenschen“, die sich nicht bloß für eine neue Energiepolitik starkmachen. Mitglieder der Gruppe haben die Anmelderin zu Hause aufgesucht und nicht nur Aufkleber hinterlassen. Mehrere Männer klingelten und drohten an der Tür.
Seit Anfang der 90er Jahre bewegt sich Tödter in der militanten Szene. 1993 hat er mit einem Mittäter einen Obdachlosen zu Tode geprügelt. Dafür wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt. Weitere Haftstrafen und Verfahren folgten – auch wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung. 2011 bot er dem hessischen Verfassungsschutz aus der Haft heraus Informationen zum NSU an. Im NSU-Prozess konnte er sich 2015 nicht angeblich mehr erinnern.
Circle-T-Shirts in Hamburg
In der Justizvollzugsanstalt Hünfeld hatte Tödter knapp zwei Jahre vor dieser Aussage die Gefangenenhilfsorganisation Aryan Defense Jail Crew gegründet. Im Mai 2016 kam er erneut in Haft. Gemeinsam mit weiteren Anhängern des Sturms 18 hatte er mehrere Personen misshandelt, die der Kameradschaft nicht beitreten oder austreten wollten. Ein Mann wurde auf Befehl Tödters eine Woche lang festgehalten und gequält.
In den Vereinigten Staaten ist der Aryan Circle 1985 aus einer texanischen Gefängnisgang hervorgegangen. Dieses rechtsextreme Netzwerk von rund 1.400 Anhängern ist in mehreren Gefängnissen und Städten aktiv. Der Circle, der sich als „rassenbewusste Gruppe“ versteht, die das Erbe und die Kultur der „weißen Rasse“ erhalten will, gilt in den Staaten als kriminelle Organisation.
Am 29. September waren zu dem gescheiterten Marsch von „Deutscher Michael, wach endlich auf“ in Hamburg Anhänger des Circles mit einem eigenen T-Shirt gekommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Analyse der US-Wahl
Illiberalismus zeigt sein autoritäres Gesicht
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos