Neonazi in Charlottesville: Verurteilt wegen Mordes
Der Rechtsextremist James Fields fuhr mit einem Auto in eine Gruppe von Anti-Nazi-Demonstranten und tötete dabei eine Aktivistin. Nun wurde er verurteilt.
Die 160 Kilometer von der Hauptstadt Washington entfernte Universitätsstadt Charlottesville erregte vor fünfzehn Monaten weltweit Aufsehen. Am 11. August zogen mehrere hundert Weiße, überwiegend junge Männer, mit Nazi-Fahnen, rassistischen Symbolen und Fackeln durch die Stadt. Behörden erklärten den Notstand, um weitere Demonstrationen zu unterbinden.
Fields reiste zum Aufmarsch aus seinem Wohnort in Ohio. Beim Prozess legte die Staatsanwaltschaft SMS-Nachrichten zwischen Fields und seiner Mutter vor. Die Frau habe ihren Sohn gewarnt, er solle vorsichtig sein bei der Kundgebung. Fields habe entgegnet mit einem Hitler-Foto und dem Text, „wir sind nicht diejenigen, die vorsichtig sein müssen“.
Die Verteidigung hat die Todesfahrt nicht bestritten, jedoch behauptet, der junge Mann sei aus Angst in die Menge gerast. Die zwölf Geschworenen folgten dem bei mehrstündiger Beratung nicht. Das Strafmass soll in Kürze verkündet werden. Dem Verurteilten droht lebenslange Haft und wegen des Mordes zudem eine bundesstaatliche Anklage. Darin werden Fields Hassverbrechen vorgeworfen, die mit dem Tod bestraft werden können.
Der Aufmarsch in Charlottesville stand unter dem Motto „Vereinigt die Rechte“. Laut Bürgerverband „Anti-Defamation League“ brachte die Aktion unterschiedliche Gruppen vom Ku-Klux-Klan bis zu den Neo-Nazis zusammen. Die rechtsextreme Einheit hatte offenbar wenig Bestand. Am Jahrestag der Ausschreitungen im August 2018 kamen in Washington nur etwa zwei Dutzend Rechtsaktivisten zu einer groß angekündigten Kundgebung.
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