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Neonazi als AfD-MitarbeiterRechte beschäftigen noch Rechteren

Wirbel um die AfD-Fraktion im Stuttgarter Landtag: Sie hat einen Neonazi angestellt. Zudem lehnt ein Mitglied eine Erklärung gegen Antisemitismus ab.

Hat mal wieder einiges zu erklären: AfD-Fraktionschef Jörg Meuthen Foto: dpa

Karlsruhe taz | Gerade noch hat der Fraktionschef der AfD im Stuttgarter Landtag, Jörg Meuthen, geklagt, dass seine Leute „fast schon in die Neonazi-Ecke“ gestellt würden. Er verwahre sich dagegen, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende die AfD als „Schande für das Parlament“ bezeichnete. Doch während Meuthen im Plenarsaal die AfD als verfolgte Unschuld darstellt, bestätigt die Verwaltung des Landtags, dass die AfD-Fraktion einen umstrittenen Mitarbeiter beschäftigt: Marcel G.

G. ist ein 29-jähriger Politikwissenschaftler aus der Nähe von Schwäbisch Hall. Nach Recherchen der „Autonomen Antifa Freiburg“, die der taz vorliegen, hatte er noch im Frühjahr 2016 für die NPD Wahlkampf gemacht. Jetzt geht er als Mitarbeiter des AfD-Abgeordneten Heiner Merz im Landtag ein und aus.

Schon vor 2016 war G. offenbar lange bei der Jugendorganisation der NPD aktiv, soll sogar Mitglied im Landesvorstand gewesen sein. Laut seinen Facebookeinträgen ist G. bis heute überzeugter Rechtsextremer. Auf Fotos des geschlossenen Profils zeigt er sich in einem T-Shirt der Nazi-Band „Kommando Skin“ aus Stuttgart. Die Band hat mehrere Platten veröffentlicht, unter anderem mit dem Titel „Alldeutsch Voran“.

Texte der Nazi-Band „Skrewdriver“

Zudem teilt G. bei Facebook auch Texte der bekannten Neonazi-Band „Skrewdriver“ und veröffentlichte die berüchtigte Karte der rechtsextremen Splitterpartei „III. Weg“, auf der alle Flüchtlingsheime in Deutschland eingezeichnet sind. Nach Recherchen der Antifa veröffentlichte er bereits 2015 in der neurechten Zeitschrift „Neue Ordnung“ einen mehrseitigen Artikel. In Marburg, wo G. studierte, schloss er sich der als rechtsextrem geltenden Studentenverbindung „Germania Marburg“ an.

Heiner Merz will sich zu den Vorwürfen gegen seinen Mitarbeiter nicht äußern. Merz gibt sich gerne als liberal, gehörte aber zu jenem Teil der Fraktion, die beim Streit um die antisemitischen Äußerungen des Abgeordneten Wolfgang Gedeon zu diesem hielt. In dieser Zeit war Merz auch Vorsitzender der Rumpffraktion.

Auf Facebook posiert Marcel G. im Fanshirt einer Stuttgarter Neonazi-Band

Auch Fraktionschef Meuthen will sich nicht äußern. Er kenne G. als Mitarbeiter von Merz „flüchtig“, sagt er. Die Vorwürfe müsse er erst prüfen.

Redeverbot für AfD-Abgeordneten

Möglicherweise hat Meuthen auch andere Sorgen. Denn in seiner Fraktion könnte es nach dem Ausschluss von Wolfgang Gedeon und dem Abgang von Claudia Martin zu weiteren Austritten kommen. Heinrich Fiechtner ist von der Fraktionsführung seit vergangenem Jahr mit einem Redeverbot belegt worden. Der Vorwurf: Er habe „seine eigene Meinung über die der Fraktion gestellt“, heißt es in einer Pressemitteilung Meuthens.

Der Mediziner Fiechtner hatte sich entgegen der Fraktionsmehrheit für eine elektronische Gesundheitskarte für Flüchtlinge ausgesprochen. Zudem hat er mit den Abgeordneten Lars Patrick Berg und Stefan Herre in einem offenen Brief erklärt, dass sie sich gegen die Forderung ihrer Fraktion stellen, die Gelder für die NS-Gedenkstätte im französischen Gurs zu streichen. Für den Brief hat Meuthen seinen Kollegen jetzt eine „Abmahnung“ erteilt.

Zudem ist nun offensichtlich, dass Meuthen die Öffentlichkeit im vergangenen Sommer getäuscht hat. Damals erklärte er bei der Wiedervereinigung der gespaltenen AfD-Fraktion, alle AfD-Abgeordneten hätten eine Erklärung gegen Antisemitismus unterzeichnet. Inzwischen wurde bekannt, dass mit Stefan Räpple mindestens ein Fraktionsmitglied die Unterschrift bis heute verweigert. Jener Räpple, der die Vertreter der anderen Fraktionen im Landtag als „Volksverräter“ beschimpft hatte.

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17 Kommentare

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  • Naja, reden wir doch einfach noch etwas mit denen, hören uns deren Sorgen an und bei dem ganzen Gerede und dem Zuhören haben wir dann plötzlich vergessen zur Wahl zur gehen und solche Dinge wie hier berichtet zu veröffentlichen.

     

    Solche Recherche ist sehr wichtig um das liberale Saubermann-Image welches sich die Partei gerne gibt zu relativieren und zu zeigen mit welchen Leuten sie sich tatsächlich gerne umgibt, so sehr sie es doch auch immer leugnen.

  • AfD - wie lange noch?

    Es wird Zeit, den Rechtsstaat gegen diese Demokratiefeinde zu schärfen.

    Wwenn das Potsdamer Abkommen konsequent umgesetzt wird, haben rechte Parteien gar keine Existenzberechtigung.

  • Wollen wir uns erinnern.

    Viele von damaligen Nazis haben u.a. über die damalige Zentrumspartei ihre Heimat in der CDU gefunden.

    Ach ja, da gab es doch solche wie Kiesinger, Lübke u.a.

    Schon vergessen, was damals die CDU

    beheimatet hatte und kaum einer hat sich daran gestört.

    Die wahren und echten Sozialdemokraten befinden sich nur bei der LINKEN.

  • Sehr schöner Artikel wieder, wurde auch Zeit das Meuthens Weste ein für alle Mal nicht mehr sauber ist. Meiner Meinung nach war Meuthen eines, wenn nicht das letzte verwertbare & medienstarke/wirksame Gesicht: Sonnyboy, Universitätsprofessor und "sympath", ja wenn der det sacht wirds stimmen. Brot und Spiele! Die AFD tanzt für uns!

  • Die AfD unterlässt nichts, um Deutschland in den Bürgerkrieg zu stürzen...

  • Es müßte heißen: Rechtsextreme beschäftigen Rechtsextremen, und dann wäre das Ganze auch keine Neuigkeit mehr.

     

    Eine imaginäre Trennlinie zwischen "praktisch fast Rechtsextremen" und "etwas mehr Rechtsextremen" muß nun wirklich nicht konstruiert werden. Da spielt man das Spiel der AFD.

  • NPD und AfD werden deshalb niemals verboten,weil der Verfassungsschutz sonst keine Nazis mehr findet.

    "Ja, wo isser der Nazi, wo isser ?

    Ahh, hat fein Platz gemacht in der NPDAfD.So is lieb.Guter Nazi, Guter! Guter!"

  • Die AfD ist doch nicht etwa rechtsextrem,oder?

    • @Markus Müller:

      Wann wird diese offen verfassungsfeindliche Partei endlich verboten!?! Ich verstehe nicht, wieso dies alles noch irgendwie durch die Meinungsfreiheit geschützt sein soll. Das ist doch keine demokratische Partei mehr.

       

      Aber bei den Linken ist das Geschrei groß, nur weil der ein oder andere eine SED-Vergangenheit hat. Aber so war es leider schon immer. In Deutschland sind die Behörden schon immer auf dem rechten Auge blind gewesen. Sie sollten mal aufwachen und merken woher die Gefahr droht. Denn die droht weder von links noch von armen Schutzsuchenden...nein, die droht von rechts...

    • @Markus Müller:

      Aber nein, wo denken Sie hin. Es ist nur reiner Zufall, daß sich dort alle Neonazis, Ex-NPDler, Reichsbürger und Verrückte tummeln.

       

      Alles gut. Oo^^

      • @Nobodys Hero:

        .... frustrierte, unzufriedene nicht zu vergessen. "Ich bin kein Nazi" ist ja auch großartig! Sag ich doch: Brot und Spiele!

      • 5G
        571 (Profil gelöscht)
        @Nobodys Hero:

        Hat auch sein Gutes.

        Man muss nicht so lange suchen, wenn die braune Brühe stärker als üblich wieder mal blubbert.

  • Da wächst eben zusammen, was zusammen gehört, wen wundert das wirklich?

  • Muss man gar nicht mehr drüber diskutieren. Der final letzte Zeitpunkt an dem jedem auch noch so subfontanell spärlich möbliertem Zeitgenossen klar werden musste, daß die AFD eine Partei mit massiv nationalsozialistischem Gedanken"gut" - ist, war die Erklärung daß Bernd "Ich heiße Björn" Höcke trotz seiner Reichtagsrede nicht rausgeschmissen wird! Quod erat demonstrandum!

     

    Die AFD ist die "moderne" Variante der NSDAP, eine NPD in Anzug und Kostüm.

  • "Niemand darf wegen seiner politischen Einstellung diskriminiert werden"

     

    Das gilt halt für Nazis und für RAF-Terroristen.

    Wenn ein Herr Klar für einen Abgeordneten arbeiten darf, dann halt auch einer der Nazi-Bands hört.

     

    Oh, und das natürlich die ANTIFA nur schlechte Sachen ans Licht bringt ist klar. So dumm sind die jetzt auch nicht, dass sie was veröffentlichen was nicht in ihr Weltbild passt.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Thomas_Ba_Wü:

      "Das gilt halt für Nazis und für RAF-Terroristen.

      Wenn ein Herr Klar für einen Abgeordneten arbeiten darf, dann halt auch einer der Nazi-Bands hört."

       

      Wie es sich bei Ihnen anhört, ist das der aktuelle Erkenntnisstand.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Die Erkenntnisse aus Zeiten in denen der Staat nach der "richtigen" oder nach der "falschen" Einstellung die Bürger sortierte sind Gott sei Dank vorbei.

         

        Ich bin nicht begeistert davon - wenn es nach mir allein gehen würde (was keine gute Staatsform wäre) wären BEIDE Personen aussortiert.

        Und Herrn Klar - der ja schon Leute im Kampf gegen diesen Staat umgebracht hat - würde ich zusätzlich weder mit sozialstaatlichen Leistungen noch mit den Bürgerrechten oder Gesundheitsvorsorge dieses (Schweine)Staates belästigen.