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Neben Alter Synagoge in EssenSchüsse auf Rabbinerhaus

Neben der Alten Synagoge in Essen sind mindestens vier Schüsse abgegeben worden. Verletzt wurde niemand, die Polizei fahndet nach dem Täter.

Landesinnenminister Reul (M) vor der Alten Synagoge in Essen mit Oberbürgermeister und Polizeidirektor Foto: Justin Brosch/dpa

Essen dpa/rtr | Auf die Tür des Rabbinerhauses neben der Alten Synagoge in Essen sind mindestens vier Schüsse aus einer scharfen Waffe abgefeuert worden. Verletzt wurde niemand, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Der Mann, der die Schüsse abgefeuert haben soll, wird noch gesucht. In dem getroffenen Gebäude ist ein Institut für deutsch-jüdische Geschichte untergebracht. Es grenzt direkt an die Alte Synagoge, die heute als Kulturzentrum und nicht mehr als Gotteshaus genutzt wird. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von einem „Anschlag“.

Die Einschusslöcher waren laut einem Polizeisprecher am Freitag gegen 8.30 Uhr von Zeugen gemeldet worden. Wann die Schüsse fielen, war zunächst unklar. „Wir gehen stark davon aus, dass es irgendwann in der Nacht war, als keiner da war“, sagte der Sprecher. Es gebe Videoaufzeichnungen einer Kamera, die den Platz filme, auf denen eine Person zu sehen sei, die die Tat begangen haben soll. Ein Polizeisprecher schränkte aber ein: „Die Qualität dieser Aufzeichnungen ist äußerst schlecht.“ Der Einsatz dauere am Nachmittag noch an, hieß es von der Polizei.

Laut Reul, der den Tatort besuchte, wird nach einem männlichen Tatverdächtigen gefahndet. Der Staatsschutz sei eingebunden.

Die Schüsse trafen laut dem Polizeisprecher eine verglaste Eingangstür. Der Rahmen sei beschädigt, und es gebe Schüsse durch die Scheibe. Anhand der Spurenlage stehe mittlerweile fest, dass es sich um eine scharfe Schusswaffe gehandelt habe.

Reul sagte: „Der Anschlag auf die Alte Synagoge in Essen erschüttert mich zutiefst.“ Die Jüdische Gemeinde Essen könne „sich darauf verlassen, dass wir alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu ermitteln“.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schrieb bei Twitter, die Schüsse auf die Synagoge schockierten und entsetzten ihn. Man stehe an der Seite der Jüdinnen und Juden in NRW und schütze sie gegen Hass und Gewalt. „Jüdisches Leben ist ein Teil unseres Landes, ein Teil von uns – heute und an jedem anderen Tag“, schrieb er. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) schrieb bei Twitter, der Vorfall führe leider erneut schmerzhaft vor Augen, „dass unsere Anstrengungen zum Schutz jüdischen Lebens nicht nachlassen dürfen“.

Das Haus gehört nicht zur Synagoge

Das Rabbinerhaus wird laut einer Sprecherin der Stadt nicht von der jüdischen Gemeinde genutzt. Es steht – baulich nicht davon getrennt – unmittelbar neben dem Synagogengebäude. Im Rabbinerhaus sind laut der Stadt das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte mit Archiv und Bibliothek sowie Räume der Universität Duisburg-Essen untergebracht. Das Salomon Ludwig Steinheim-Institut erforscht Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum.

Die Alte Synagoge ist heute das Haus jüdischer Kultur Essen, ein Kulturinstitut der Stadt. Gotteshaus der jüdischen Gemeinde der Stadt ist die neue Synagoge etwas außerhalb des Zentrums. In der Alten Synagoge gibt es laut einer Stadtsprecherin Ausstellungen und Veranstaltungen zur jüdischen Geschichte. Zu besonderen Anlässen komme dort auch die Kultusgemeinde zusammen, etwa zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938.

Damals wurden die Alte Synagoge und das Rabbinerhaus angezündet und im Innenbereich zerstört. Die Polizei ist wegen einer abstrakten Gefahr während der Öffnungszeiten der Alten Synagoge stets vor Ort – wie bei Objekten mit jüdischem Bezug üblich. Im Jahr 2000 war die Synagoge am Rande einer Palästinenser-Demonstration attackiert worden.

Bestürzte Po­li­ti­ke­r:in­nen

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) äußerte sich auf Facebook: „Diese Nachricht bestürzt mich sehr!“ Der Grünen-Bundestagsabgeordnete für Essen, Kai Gehring, teilte mit: „Der widerwärtige Anschlag muss schnellstmöglich und lückenlos aufgeklärt werden.“ Es brauche kontinuierlichen Schutz jüdischer Einrichtungen und eine konsequente, breite – zivilgesellschaftliche wie politische – Bekämpfung des Antisemitismus.

NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) schrieb bei Twitter, die Tat führe vor Augen, „dass wir im Schutz jüdischen Lebens und beim Eintreten gegen Antisemitismus nicht nachlassen dürfen.“

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16 Kommentare

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  • Wieder einmal ein Anschlag gegen unsere freiheitliche Demokratie - unfassbar !

  • „dass wir im Schutz jüdischen Lebens und beim Eintreten gegen Antisemitismus nicht nachlassen dürfen.“

    Vielleicht sollte dazu erstmal die Polizei richtig gebrieft werden...

    "Münchner Polizei verhaftet jüdischen SPD-Politiker - Marian Offman wird von »Querdenkern« antisemitisch beleidigt – und von Beamten festgenommen"

    www.juedische-allg...hen-spd-politiker/

    • @Cervo:

      Als ob der 9.11., der Jahrestag des Pogromgedenkens, nicht für sich genommen schon furchtbar genug wäre, fühlen sich noch dazu Schwurbler*innen, Relativiererer*innen und Verdreher*innen aller Sorten ausgerechnet von diesem schrecklichen Tag magisch angezogen. Die Krönung ist noch die hervorragende Arbeit deutscher Polizisten. Es ist zum Heulen.

    • @Cervo:

      Danke für den link - unfaßbar •

      • @Lowandorder:

        was genau ist da unfaßbar?

        • @christine rölke-sommer:

          Rabulistik ist hier unangebracht!



          Mal dess - “unfaßbar …2. so, dass man es kaum wiedergeben kann



          "unfassbare Armut, Grausamkeit, Rohheit" “ Get it? Fein.



          Das auszudrücken war mein Anliegen.



          www.google.de/sear...e-de&client=safari



          (überlaß ich gern ehna & 🏴‍☠️ )

          • @Lowandorder:

            Ihnen fehlen also die worte? hmnuja.



            die fehlen mir beim bajuwarischen polizeigesetz hin+wieder auch.



            ansonsten: was machten stolizisten, wennse ne demo - und sei es die von querdenkern am 9.11. in minga - schützen sollen?

        • @christine rölke-sommer:

          Sechs Polizisten führen am 9. November mit etwas Polizeigewalt einen Juden ab, nachdem dieser antisemitisch beleidigt worden war und lassen ihn ein wenig Spießrutenlaufen auf dem Weg zur "Bearbeitungsstelle".

          Was sollte daran unfassbar sein?

          • @Jim Hawkins:

            was haben Sie daran auszusetzen, dass/wenn polizei wechselseitige anzeigen außerhalb des demotrubels aufnehmen will?

            • @christine rölke-sommer:

              Ich schließe mich Lowandorder an.

              [...] Beitrag gekürzt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

        • @christine rölke-sommer:

          die frage geht an @lowandorder

    • @Cervo:

      Übel! "Richtig briefen" ist für den "Fall" offenbar noch recht euphemistisch ausgedrückt. Danke für den Hinweis!



      Offenbar muss da viel mehr passieren, als bestürzt zu tun. Zumal gab es die im Münchner Beispiel nicht einmal?! Bisherige Reaktionen auf die Übergriffe und Shoa-Relativierung seitens Münchner Polizei und Münchner/bayerischer Politik scheinen dürftig auszufallen.

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Cervo:

      Zustimmungan den Presssprecher der Polizei:



      »Ich kann nachvollziehen, dass ein Bürger jüdischen Glaubens in einer solchen Situation mit dem Kontext der Versammlung und des speziellen Datums sich emotional belastet fühlt.«

      Konkret: Wie denn genau wären Polizisten für eine solche Situation zu briefen?

      Mein persönlicher Tipp zum (leider nötigen) Selbstschutz: Nicht alleine zur Beobachtung einer Querdenker-etc.demo gehen.

      • @31841 (Profil gelöscht):

        Da müsten Sie die Frage schon genauer stellen. "Solche Situation" ist viel zu unspezifisch. Die hier aufgezogene Debatte ist ein völliges Durcheinader, bei der jeder von anderen Voraussetzungen ausgeht. Je nach spezieller Sicht auf die Situation werden sie zu völlig unterschiedlichen und gegensätzlichen Antworten kommen.



        Woran hätten Sie z.B. erkannt, dass es sich um einen Bürger jüdischen Glaubens handelt? Ich wüsste, nicht das da irgendwie möglich ist: www.google.com/sea...urce=lnms&tbm=isch

      • @31841 (Profil gelöscht):

        "Nicht alleine zur Beobachtung einer Querdenker-etc.demo gehen."



        Toller Tip! Wegen der Polizei oder Querdenkern?

        • @zeroton :

          wegen den polizeigesetzen! die erlauben, ein jedes, wo nicht erkennbar zur demo gehört, als störer zu behandeln.