Nato und USA üben Transport nach Osten: So viel Panzer war selten
Die größte US-Truppenverlegung durch Deutschland seit den neunziger Jahren läuft an. Allein 20.000 Soldat*innen kommen über den Atlantik.
Im Kalten Krieg hatten USA und Nato regelmäßig solche Übungen durchgeführt, um ihre Transportfähigkeiten zu trainieren. An den sogenannten „Reforger“-Übungen nahmen damals bis zu 125.000 Soldat*innen teil. Nach Ende des Ost-West-Konflikts wurden die Übungen eingestellt, seit dem Ukraine-Konflikt und den zunehmenden Spannungen mit Russland sind Truppenverlegungen nach Europa für die Nato-Armeen aber wieder ein Thema.
2017 sorgte eine erste vergleichbare Übung mit 3.500 Soldat*innen für öffentliche Diskussionen, seitdem gab es vier weitere Verlegungen dieser Art – und jetzt die erste in der neuen Größenordnung. Rund vier Monate soll sie dauern.
Ab Ende Februar werden Militärtransporte im großen Stil auf deutschen Straßen und Schienen sichtbar. An verschiedenen deutschen Häfen und Flughäfen werden Truppen und Material aus den USA eintreffen und dann auf Zügen und drei Straßenkorridoren weitertransportiert: von Dortmund über Hannover/Berlin nach Frankfurt (Oder), von Bremerhaven über Hamburg/Berlin nach Stettin und von Mannheim über Nürnberg/Dresden nach Görlitz.
Empfohlener externer Inhalt
Die Bundeswehr hilft den Amerikanern unter anderem mit Schlafplätzen, Verpflegung und Werkstätten. 4.000 Bundeswehr-Soldat*innen werden entweder im Rahmen des sogenannten „Host Nation Support“ den Transport unterstützen oder selbst an einzelnen Teilübungen teilnehmen. Die Kosten dafür konnte Bundeswehr-General Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis, bei der Vorstellung der Pläne am Dienstag nicht nennen.
Nicht gegen Russland?
Schelleis betonte, dass die Übung für die Nato einen großen politischen Wert habe: Die Truppenverlegung sei ein „starkes Zeichen der Bündnissolidarität“. Die Bundeswehr zeige durch ihre Unterstützung, dass Deutschland bereit sei, „Verpflichtungen im Bündnis wahrzunehmen“. Der zuständige US-General Andrew Rohling bezeichnete die Pläne als „Bekenntnis zu Europa und den Nato-Alliierten“. Als Aggression gegen Russland sei sie nicht zu verstehen: Die Übung richte sich „überhaupt nicht gegen eine bestimmte Bedrohung“.
Das kann man natürlich auch anders sehen. Die Bundestagsabgeordnete Kathrin Vogler (Linke) kritisiert die Übung. „Wir brauchen keine Kriegsspiele in Europa und keinen neuen Kalten Krieg. Wir brauchen Friedensaktivitäten, Abrüstungsinitiativen und vertrauensbildende Kooperationen“, sagte sie der taz. Statt neuen „Stresstests“ für Schienen, Straßen und Wasserwege brauche es „Investitionen in eine sozial-ökologische Verkehrswende für alle“. Proteste gegen die Übung formieren sich bereits: In Leipzig und Hannover treffen sich Friedensaktivist*innen noch im Januar zu Aktionsberatungen.
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