Nato stoppt Ausbildung von Afghanen: Erst durchleuchten, dann ausbilden
Die Nato reagiert auf die Angriffe uniformierter Afghanen auf ihre Soldaten: Die Ausbildung afghanischer Rekruten wird ausgesetzt.
KABUL dpa | Nach zahlreichen Angriffen von Afghanen in Uniform auf Angehörige der Internationalen Schutztruppe Isaf hat die Nato die Ausbildung von Rekruten der afghanischen Armee und Polizei vorerst ausgesetzt. Die Maßnahme bleibe in Kraft, bis alle Bewerber auf mögliche Verbindungen zu radikal-islamischen Aufständischen überprüft seien, sagte ein Isaf-Sprecher am Sonntag in Kabul. Damit solle die Gefahr weiterer Übergriffe „von innen“ vermindert werden.
Angriffe von Tätern in Uniformen der afghanischen Armee und Polizei auf ausländische Soldaten haben zuletzt deutlich zugenommen. Erst am Mittwoch waren im Süden des Landes drei Australier erschossen worden. Nach Nato-Angaben wurden seit Jahresbeginn 45 Isaf-Angehörige von vermeintlichen Verbündeten getötet.
Bereits Mitte August hatte die Isaf auf die Angriffe mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen für ihre Soldaten reagiert. Der Kommandeur der Isaf, US-General John Allen, hatte seine Untergebenen unter anderem dazu aufgefordert, zu jeder Zeit geladene Waffen bei sich zu tragen.
US-Soldaten tragen in Afghanistan auch in Lagern ein Sturmgewehr, allerdings bislang ohne Magazin. Mit dem Erlass müssen diese Waffen nun immer auch geladen sein. Deutsche Isaf-Soldaten sind seit langem auch im Camp mit einer geladenen Pistole bewaffnet.
Die Isaf führt die meisten der Übergriffe von uniformierten Afghanen allerdings nicht auf Infiltration der Taliban zurück, sondern auf Faktoren wie persönliche Animositäten oder Stress. Dagegen meinte Taliban-Chef Mullah Mohammad Omar vor wenigen Wochen, Aufständische hätten die afghanischen Sicherheitskräfte unterwandert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!