Nationalspieler aus Gambia über Bakery Jatta: „Ich hoffe, dass er weiterspielt“
Wer ist HSV-Spieler Bakery Jatta wirklich? Der frühere gambische Fußball-Nationalspieler Kemo Ceesay im Interview über den Fall.
taz: Herr Ceesay, Kennen Sie Bakery Jatta oder Bakary Daffeh?
Kemo Ceesay: Ich kenne ihn als Bakery Jatta, nicht als Daffeh. Vor zwei Jahren war ich auf die Nachricht gestoßen, dass es einen gambischen Asylbewerber gibt, der für den Hamburger SV spielt. (Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile ist klar, dass Jatta zunächst Duldungsstatus hatte und später eine Aufenthaltserlaubnis zugesprochen bekam. Asyl hat er in Deutschland nie beantragt) Da ich früher Nationalspieler für Gambia war, hatte ich versucht, mit ihm in Kontakt zu kommen. Ich war sehr gespannt darauf, ihn zu treffen und ihn vielleicht bei seiner Karriere zu beraten. Irgendwann hatte ich das Glück, ihn in Hamburg bei einem Kulturereignis zu treffen.
Welchen Eindruck machte er auf Sie?
Während unseres Gesprächs hatte ich das Gefühl, dass er sehr professionell ist und große Ambitionen hat, als Profispieler Erfolg zu haben. Seither tauschen wir uns regelmäßig aus. Seine Zeit als Profi verfolge ich mit Interesse, er spielt wirklich gut.
Jahrgang 1971, 38 Länderspiele für Gambia. Seit den neunziger Jahren lebt er in Berlin.Er spielte unter anderem beim FC Magdeburg und bei Carl-Zeiss Jena.
In diesen Tagen kam die Nachricht, er habe betrogen. Wie haben Sie das aufgenommen?
Am Mittwoch erhielt ich einen Anruf von einem Freund, der mich über diesen Skandal in den deutschen Medien informierte. Ehrlich gesagt, bin ich bis jetzt verstört und frage mich, wie er sich gerade fühlt.
Haben Sie eine Idee?
Ich weiß ja, wie schwer es für einen Ausländer – und noch mehr für einen ausländischen Schwarzen – ist, in einer deutschen Fußballmannschaft erfolgreich zu sein. Man muss zweimal besser sein als der weiße deutsche Spieler auf dem Feld, um wenigstens eine Empfehlung für ein Probetraining zu erhalten. Geschweige denn, um einen Vertrag zu erhalten.
Sie kennen das aus eigenem Erleben.
Ich persönlich hatte Glück, einen Trainer zu bekommen, der wirklich keine Mühen und Opfer scheute, damit ich zu einem guten Klub komme. Es braucht Zeit, um dorthin zu gelangen.
Zurück zu Bakery Jatta. Der gilt ja als Musterbeispiel.
Er ist in nur drei Jahren sehr schnell auf ein sehr hohes Niveau gekommen. Obwohl er ein Flüchtling ist. Dort, wo Jatta jetzt ist, möchte ja jeder spielen, auch die deutschen Spieler.
Was sagen andere gambische Fußballspieler, die in Deutschland spielen?
Die meisten sind sehr stolz auf ihn. Jetzt aber ist seine Karriere in einer sehr kritischen Situation. Ich hoffe sehr, dass er weitermachen kann. Es kann ja sein, dass das alles nur Gerüchte sind. Es ist ein sehr trauriger Moment für Gambia, denn er ist der einzige Gambier, der es jemals auf dieses Niveau geschafft hat.
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