Nahost-Konflikt bei FC St. Pauli: Antisemitismusvorwurf gegen Spieler
Der Fußballer Omar Marmoush hat sich online zum Nahost-Konflikt geäußert. Damit spaltet er die linke Fanszene seines Vereins FC St. Pauli.
Omar Marmoush hat Meinungen – nicht nur über Fußball. Den aktuell wieder blutigen Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis kommentierte der 21-jährige Flügelstürmer des FC St.Pauli, geboren in Kairo, vergangenen Dienstag auf Instagram mit einem Bild: das Territorium Israels im Muster der Kufiya, auch „Palästinensertuch“ genannt.
So weit ist die Botschaft Marmoushs eindeutig: Israel gehört den Palästinensern. Man könnte auch interpretieren: Der vom VfL Wolfsburg an die Hamburger ausgeliehene Dribbler, den der FC St. Pauli gerne über die Saison hinaus halten würde, spricht mit dem Post dem Staat Israel das Existenzrecht ab.
Auch wenn er die Nachricht inzwischen gelöscht hat, beschäftigt sie St. Paulis Fanszene, die im Nahostkonflikt selbstredend gespalten ist, derzeit in einem wütenden Schlagabtausch. Von den einen wird Marmoush zumindest zurück nach Wolfsburg gewünscht, von den anderen für seine klare Haltung gefeiert.
Viele St.-Pauli-Fans wünschen sich meinungsstarke, politisch denkende Spieler, doch was ist, wenn deren Meinung in der Fanszene umstritten ist oder gar zu den Werten des Vereins nicht passt? Wie viel Meinungsfreiheit genießen Profi-Fußballer, die eben auch einen Verein repräsentieren? Und wie politisch korrekt müssen junge Kicker, von denen ja eher Bein- als Kopfarbeit erwartet wird, überhaupt sein?
Schon Anfang der Saison löste die Leihe von Rodrigo Zalazar ein kleines Beben am Millerntor aus, da dieser bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ein Party-Fotomotiv gepostet hatte. Obwohl der Vorfall Monate zurücklag, suchte der FC St. Pauli darüber erst mal das Gespräch mit dem Spieler.
Was auch diesmal geschah. Da die Situation „überaus komplex“ sei, habe man „in einem internen Gespräch mit der Mannschaft auf die Komplexität und Vielschichtigkeit des Konflikts sowie der Berichterstattung in den klassischen wie auch sozialen Medien hingewiesen, um die Spieler für das Thema weiter zu sensibilisieren“, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“