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Nächste US-Vizepräsidentin Kamala HarrisJenseits des Männeruniversums

Patricia Hecht
Kommentar von Patricia Hecht

Dass Kamala Harris US-Vizepräsidentin wird, ist Grund zum Feiern. Parität ist verwirklicht, wenn politischer Streit zwischen Frauen geführt wird.

Kamala Harris ganz in Weiß, der Farbe der Suffragetten Foto: Andrew Harnik/ap

E s ist überaus selten, dass die Frage, was eine Frau bei ihrer Siegesrede trägt, eine politische ist. Im Fall von Kamala Harris ist sie es. In das zweithöchste Amt des Staates gewählt, trat Harris in einem weißen Anzug auf – eine Verbeugung vor der Frauenrechtsbewegung. Weiß war die Farbe der Suffragetten, die mit aktivistischen Kämpfen und Hungerstreiks die Grundlagen für das aktive und passive Wahlrecht von Frauen gelegt hatten.

Hundert Jahre nachdem dieses in den USA eingeführt wurde, sind Harris’ Wahl zur Vizepräsidentin der USA, ihr befreites „We did it, Joe!“ nach dem Joggen und ihre Rede, in der sie ihre Vorbildfunktion für Generationen von Mädchen adressiert, schon jetzt historisch. Als schwarze Frau hat Harris nun die gläserne Decke durchbrochen, an der seit der ersten Kandidatur einer Frau als US-Vizepräsidentin vor 36 Jahren alle weiteren gescheitert waren. „Es ist wirklich unglaublich“, feierte die demokratische Parteilinke Alexandria Ocasio-Cortez (AOC) die Symbolkraft dieses Sieges. Man könne sich nicht vorstellen, zu werden, was man noch nie gesehen hat: „You cannot be, what you cannot see.“

Es wird dieselbe AOC sein, die Flügelkämpfe in der Partei von links mit anführen wird – gegen Kamala Harris, die in der Mitte verortet wird. Das eine schließt das andere nicht aus, im Gegenteil. Parität ist verwirklicht, wenn der politische Streit an vorderster Front zwischen Frauen geführt wird. Zudem teilen sie die Erfahrung, Frau zu sein sowie Sexismus und – im Fall von AOC und Harris – Rassismus zu erleben. Und sie bringen Themen ein, die blinde Flecken im männlichen Universum sind.

Nach dem, was von Harris bislang bekannt ist, werden diese Streite nötig sein. Es wird gefragt werden müssen, ob und inwiefern die neue Vize eine feministische, emanzipatorische und solidarische Politik macht, die Menschen aller Milieus einbezieht. Aber dass genau das möglich ist, dass eine schwarze, weibliche Vizepräsidentin von links kritisiert werden kann und der Bezugspunkt der Kritik kein misogyner, rassistischer Sexist mehr ist, ist ein Erdrutsch – und ein enorm guter Grund zu feiern.

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Patricia Hecht
Redakteurin Inland
war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erschien mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.
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8 Kommentare

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  • Parität ist, wenn einer mächtigen Frau nicht mehr zugejubelt wird, weil sie als Frau Macht ausübt, sondern wenn einfach nur klar ist, dass sie die Macht hat (Beispiel: Mutti). DANN ist das die gleiche Machtfülle und die Augenhöhe, die ein Mann an gleicher Stelle erreicht.

    Kamala Harris hat aus feminisischer Sicht den Hauptmakel, dass niemand glaubt, sie wäre dort, wo sie jetzt ist, wenn sie KEINE nichtweiße Frau wäre (zumindest fände ich es intelligent vom Feminismus, wenn sie das so sehen könnte... ;-)). Fachlich gäbe es Bessere, wahlkampftechnisch schon mal sowieso. Die Symbolik ist wichtig, aber diese Wichtigkeit zeigt, dass wir an der Stelle noch einen langen Weg vor uns haben.

    Was nun die Inhalte betrifft: Bitte macht nicht schon wieder den Fehler, unter "Frauen in der Politik" "Frauenpolitik" zu verstehen. Eine mächtige Politikerin ist nicht weniger ALLEN Geschlechtern verpflichtet, als man es von einem mächtigen PolitikER heutzutage mit Fug und Recht erwartet. Und wer immer gleich Feminismus verlangt, wenn eine Frau irgendwo was zu sagen hat, engt diese Frau ein und reduziert sie auf ihr Geschlecht.

  • Harris in der Mitte zu verordnen ist in etwa so sinnvoll, wie Roland Schill einen Grünen zu nennen.

  • Die „Symbolkraft dieses Sieges“ entspricht der Symbolkraft eines über den Köpfen der andächtig schweigenden Gemeinde hin und her schwingenden Weihrauchgefäßes. Seine praktische Wirkung dürfte eine ähnliche sein.

    Patricia Hecht irrt sich: Parität ist NICHT „verwirklicht, wenn der politische Streit an vorderster Front zwischen Frauen geführt wird“. Parität beginnt, wenn Frauen nicht nur stellvertretend für Männer mit Männerworten und in Männerposen sogenannte Männerthemen debattieren, sondern wenn sie tatsächlich „Themen ein[bringen], die blinde Flecken im männlichen Universum sind“, und zwar aus einer anderen Perspektive heraus und mit anderen Absichten. Parität beginnt (aber sie endet natürlich längst noch nicht), wenn mächtige Frauen etwas ganz anders machen als ihre Ziehväter. Nur: Wie soll das gehen, wenn die jeweils ersten Frauen auf einem Männerthron überzeugt sind, dass sie nicht werden können, was sie noch nicht gesehen haben?

    Oh nein, eine weiße Weste allein macht noch lange keine Heilige. Einer Monstranz nachzulaufen, hat ja (vermutlich) auch noch niemanden in den Himmel gebracht. Schon gar nicht zu Lebzeiten. Es hat nur den Kirchenvätern genau das (mehr oder weniger) angenehme Leben verschafft, das sie sich für sich selber gewünscht haben, weil sie es schon als erstrebenswert gezeigt bekommen haben von ihren Vorvätern.

    • @mowgli:

      anschließe mich. Symbolismus - Ach was!

      Aber so ist das mit den one-trick-ponys!



      Da mähtste nix. Normal.



      Die Dame sollte zu ihrem fei Dilettieren



      Sich mal bei & in Rilke - verlieren.



      “ Rilke schuf einen Symbolismus, der auf genauer Beobachtung und Erfahrung aller Dinge beruht. Dieses genaue Hinsehen soll Zufälligkeiten und Unklarheiten der Wahrnehmung ausschließen. Es geht ihm um das symbolisch erfasste Wesen aller Dinge und deshalb hat er die Bezeichnung „Dinggedicht“ eingeführt.“

      kurz - Dascha n Ding.



      Hier aber fehlt‘s an allem •

      • @Lowandorder:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch -



        “Dinggedicht

        Dascha n Ding... In diesen Zeiten...



        "Herr, es ist Zeit. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren..."







        Licht und Schatten. Watt`n dat`n - für`n Ding“

  • Na Servus

    Schöner Schießschartenbeitrag - by 🇺🇸 - genderneutral - 🥳 -

    kurz - Unsere Hecht im Karpfenteich - 🤫 -

    unterm——- aber deutlich — das andere taz-Tanzbein — 😂 -



    Gedicht zum Thema Vegetarier:

    Der Hecht

    Ein Hecht, vom heiligen Anton



    bekehrt, beschloß samt Frau und Sohn,



    am vegetarischen Gedanken



    moralisch sich emporzuranken.

    Er aß seit jenem nur noch dies:



    Seegras, Seerose und Seegrieß.



    Doch Grieß, Gras, Rose floß, o Graus,



    entsetzlich wieder hinten aus.

    Der ganze Teich ward angesteckt.



    Fünfhundert Fische sind verreckt.



    Doch Sankt Anton, gerufen eilig,



    sprach nichts als: „Heilig! heilig! heilig!“

    Christian Morgenstern

    (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller, Dramaturg, Journalist und Übersetzer



    www.aphorismen.de/gedicht/6669

    Ende des Vorstehenden



    & zum Abschluß - die passende Musik - Bitte Roy - laß gehn!



    m.youtube.com/watch?v=e1czXeGFgxM

  • Kamala Harris ist privilegierter als 99,99% der Bevölkerung.



    Tochter einer Wissenschaftlerin und eines Professors.



    Knallharte Staatsanwältin, die Schwarze mit allen möglichen Mitteln hinter Gitter brachte.



    Ausgestattet mit Kapital, um sich als Präsidentschaftskandidatin zu bewerben.

    Tolle Hoffnungsträgerin.

    • @J_CGN:

      Bei Ihnen liest es sich, als hätte sie nur Schwarze hinter Gitter gebracht...

      Und das mit dem Kapital: Ist das etwa eine Neuigkeit für Sie, dass dort nur jemand in einen präsidialen Wahlkampf einsteigen kann, wer Geld mitbringt? Ob das gut oder schlecht ist, sei mal dahingestellt.