Nachwirkungen der Wiener Silvesternacht: Späte Festnahmen, geifernde Presse
Auch eine Deutsche wurde Opfer sexueller Gewalt. Die Boulevardpresse stürzt sich auf diesen Fall und schürt so Ressentiments gegen Flüchtlinge.
Eine Rekonstruktion der Vorgänge in den frühen Stunden des neuen Jahres ist deswegen schwierig, weil sich die Frau nur dunkel an die Ereignisse erinnert. Sie habe mit einer Freundin am Wiener Schwedenplatz gefeiert. Offenbar stark alkoholisiert sei sie dann von den Männern abgeschleppt und in einer fremden Wohnung vergewaltigt worden.
„Sie weiß nicht, wie sie in diese Wohnung gekommen ist, denn sie ist dann erst in dieser Wohnung wieder zu sich gekommen“, so Polizeisprecher Paul Eidenberger gegenüber Radio Wien. Anschließend sei die Frau von den Männern „aus der Wohnung begleitet worden“. Der Tatort, so die Wiener Polizei, sei schwer zu eruieren gewesen. Nach langwierigen Erhebungen und gerichtsmedizinischen Gutachten seien die mutmaßlichen Täter ausgeforscht worden. Einer von ihnen sei in jener Wohnung gemeldet, vier hätten ihre DNA-Spuren am Opfer hinterlassen, das noch am Morgen des 1. Januar Anzeige erstattet hatte.
Noch unklar ist für die Ermittler laut Polizeibericht, wie viele der Festgenommenen „unmittelbare Täter oder Beitragstäter waren“. Die Ermittler könnten die Tat aber mehreren Personen nachweisen. Sie seien zwischen 21 und 47 Jahre alt. Bisher hatten weder die Polizei noch das Opfer den Fall bekanntgemacht.
Der Fall wurde jetzt vor allem von den Boulevardmedien groß herausgebracht. Er heizt eine zunehmend ablehnende Stimmung gegen Asylsuchende aus muslimischen Ländern an. Die Redaktion der Tageszeitung Der Standard erklärt, dass sie im Einzelfall abwäge, „ob die Herkunft eines (mutmaßlichen) Täters oder einer (mutmaßlichen) Täterin genannt wird oder nicht“. Es sei ihr wichtig, „dass im Forum keine Ressentiments geschürt werden oder pauschale Verunglimpfungen erfolgen“.
Just am Montag gaben die Behörden die Zuwanderungsstatistik aus dem Vorjahr bekannt. Der Anstieg von 56 Prozent gegenüber 2014 sei vor allem auf Flüchtlinge zurückzuführen, die die Hälfte der Neuzugänge stellen: 22.000 Menschen kamen aus Syrien, gefolgt von Asylsuchenden aus Afghanistan und dem Irak. Die restlichen Zuwanderer kommen aus der EU, beziehungsweise dem EWR-Raum und der Schweiz.
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