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Nachtzug Brüssel-Amsterdam-Berlin-PragRuhiger Schlaf, super Toilette

Der European Sleeper bietet klimafreundliches Reisen von Berlin in die EU-Hauptstadt und zurück. Er hält auch etwa in Amsterdam, Dresden und Prag.

Bettdecke und Kopfkissen in zartrosa – im Schlafwagenabteil des European Sleeper Foto: Jeroen Berends

Brüssel/Berlin taz | Termin bis 17 Uhr in Brüssel, und dann nach Berlin? Da bleibt oft nur der Klimakiller Flugzeug, denn der letzte ICE des Tages fährt schon gegen 16.20 Uhr in Brüssel Süd ab. Oder man nimmt montags, mittwochs oder freitags um 19.22 Uhr den Nachtzug des niederländischen Start-ups European Sleeper. Er fährt sogar weiter bis Dresden, Bad Schandau und Prag. Zusteigen darf man zum Beispiel in Antwerpen, Rotterdam oder Amsterdam.

Mein Liegewagen war früher mal im Dienst der Deutschen Bahn, die Schilder sind auf Deutsch, die blauen Polster kennt man von alten DB-Zügen, alles etwas in die Jahre gekommen, aber funktionstüchtig. Das Abteil mit 5 Liegen ist im Gegensatz zu den 6-er-Abteilen klimatisiert. Auf dem Tischchen am Fenster steht gratis Mineralwasser.

Ohrstöpsel und Schlafbrillen sollte man mitbringen, weil sich die Gardinen am Kopfende nicht genug schließen lassen, sodass vom Gang etwas zu viel Licht durchkommt. WLAN gibt es nicht, aber Steckdosen.

Was im Vergleich zu den französischen SNCF-Nachtzügen viel besser ist: Der European Sleeper hat keine Toiletten mit Fallrohren, durch die die Fäkalien aufs Gleisbett fallen – sondern ein geschlossenes Toilettensystem.

Schon nach den ersten, ziemlich langen Halten wird klar: „Das geht hier nicht um Geschwindigkeit“, wie ein erfahrener Mitreisender sagt. Wir müssen ja auch genug Zeit zum Schlafen haben. Das können wir aber erst nach 22.34 Uhr, als der Zug in Amsterdam abfährt. Denn dort steigen die restlichen 3 Passagiere in unserem Abteil zu. Erst dann kontrolliert der Schaffner unsere Tickets.

taz-Serie Nachtzugkritik

Nachtzüge sind eine umweltfreundliche Alternative zu vielen Flügen. Die taz stellt deshalb in loser Folge Verbindungen mit Schlaf- oder Liegewagen vor. Wir schreiben aber auch, was besser werden muss, damit sie für mehr Menschen attraktiver werden. Alle Folgen gibt es auf www.taz.de/nachtzugkritik.

Danach bleibt es aber ziemlich ruhig – so ruhig, dass man gut schlafen kann. Der Schaffner weckt uns eine halbe Stunde, bevor wir pünktlich um 6.18 Uhr am Berliner Hauptbahnhof ankommen – früh genug, um vor der Arbeit zu Hause zu duschen.

In der Gegenrichtung fährt der European Sleeper sonntags, dienstags und donnerstags gegen 23 Uhr in Berlin los und kommt ungefähr um 9.30 Uhr in Brüssel an, was vielleicht etwas spät für Geschäftstermine ist. 159 Euro hat das Ticket im 5-er Abteil gut einen Monat vor Abfahrt gekostet. Wer früh bucht, kann die Liege je nach Reisetag auch zum Beispiel für 99 oder 129 Euro bekommen.

Zum Vergleich: Die Hinfahrt tagsüber im ICE kostete knapp 60 Euro mit BahnCard25. Man kann auch schon für 25 Euro fliegen, aber oft nur zu ungünstigen Uhrzeiten und lediglich mit Mini-Handgepäck. Akzeptable Flugverbindungen kosten eher beispielsweise 160 Euro bei Buchung 1 Monat im Voraus.

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4 Kommentare

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  • Berlin-Brüssel. So ein Zufall. Ausgerechnet eine r



    Rennstrecke für EU - Bürokraten. Kann es sein, daß so etwas vor alle dann funktioniert, wenn die wichtigsten Profiteure in Politik und Verwaltung sitzen und der Service von Leuten benutzt wird, die ihn nicht selbst bezahlen müssen?

  • Nachtzüge sind m.E. die angenehmste und sinnvollste Art, Langstrecken in Europa (oder auch nur Deutschland) zurückzulegen.

    Natürlich haben die Clowns der DeBeh auch dieses Marktsegment verpennt, kaputtgespart und dann aufgegeben während die ÖBB gutes Geld damit verdient.

  • Auf den Buchungsseiten der Airlines sollte neben dem Button ein Flugticket zu kaufen, immer auch ein eine Zugverbindung zum gleichen Preis angeboten werden müssen, wenn man also ein Flugticket von Brüssel nach Prag buchen kann, für 200 € hin und zurück, dann sollte die Airline verpflichtet werden, auch ein Bahnticket zum gleichen Preis anzubieten und ihre Tickets danach kalkulieren.

    • @Paul Schuh:

      Wenn man es der Bahn schwer machen will, kann man auch so etwas machen. Gerade zu nachfragestarken Zeiten hat man als Kunde ja jetzt schon regelmäßig Probleme, Tickets oder Reservierungen zu bekommen. Da ist es nur hilfreich, wenn auch noch Buchungskontingente für den Vertrieb über Fluggesellschaften aus dem normalen Verkauf abgezogen werden. 🤢 Am Besten noch mit einer Beibehaltung der Pflicht zu Provisionszahlungen seitens der Bahngesellschaften.