Nachruf auf Kirk Douglas: Männlich mit Gefühl
Kirk Douglas war der letzte Held des alten Hollywood. Er war ein männlicher Mann, zeigte aber anders als viele seiner Kollegen Verletzlichkeit.
Allein für seinen Humor verdient Kirk Douglas allen Ruhm, den Schauspieler wie er nur ernten könnten. Im Jahr 1995, kurz nach seinem Schlaganfall und dem Verlust seiner Sprechfähigkeit, hatte er wieder mühselig gelernt, sich in Worten mitzuteilen. Zwar sprach er nur sehr langsam, viel bedächtiger als zuvor, dieser Mann, der durch temporeichen Flachs am Filmset den halben Drehtross zu erheitern wusste. Aber nun sei er besser zu verstehen, so sagte er lachend, und die Bedächtigkeit seines Sprechens beflügelten nun auch den Eindruck, es sei wichtig, was er sage.
Kirk Douglas war damals, in den 1990ern, bereits ein Mann, dessen Lebenswerk mit der geschichte Hollywoods untrennbar verbunden war: Er war einer der berühmtesten Schauspieler in Hollywood, Filmheld in „Spartacus“, „Vincent van Gogh“ (mit dem tollsten roten Bart der Filmgeschichte), „Stadt ohne Mitleid“, „Die Wikinger“ und in Dutzenden weiterer Filme, in denen er Menschen spielte, die erschossen, massakriert, gedemütigt und geknechtet werden.
Douglas, Kind jüdischer Einwanderer aus dem heutigen Weißrussland, geboren 1916 in Amsterdam, New York, und nun im Alter von 103 Jahren in Beverly Hills gestorben, war eine der letzten der klassischen Hollywood-Gottheiten. Er war also kein Mann des in den 1970er Jahren allmächtig werdenden Autorenkinos mit Robert de Niro als schauspielerndes Vorbild.
Er war einer der letzten der ungebrochenen, tapferen Männer, dabei aber zugleich eine der körperlich am Verletzlichsten wirkenden Virilisten, kein John Wayne oder Ronald Reagan, die ihre Männlichkeit auf operettenhafte Art noch für bare Münze nahmen.
Douglas, ein enger Freund von Marlene Dietrich, Burt Lancaster und Walther Matthau, spielte, etwa in „Spartacus“ diesen Titelhelden wie eine wütende Streitaxt wider alle Ungerechtigkeit. Im wahren Leben bezeichnete er eine Tat im Zusammenhang mit der „Spartacus“-Produktion als die Wichtigste seines Lebens überhaupt: Dass er den Namen Dalton Trumbos als Drehbuchautor nicht verschwieg – dabei stand der Mann noch auf der „Schwarzen Liste“ der McCarthy-Kommunistenverfolger in den USA. Kirk Douglas zeigte Mut.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt