Nachrichten zur Coronakrise: Hamburg setzt auf 2G plus
Für Geimpfte und Genesene wird dort bald vielerorts auch ein Schnelltest nötig. Expert:innen rechnen spätestens im Sommer mit einer entspannteren Lage.
Stiko-Chef hofft auf den Sommer
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hält eine Entspannung der Corona-Situation in den Sommermonaten für möglich. „Ob es wie im letzten Jahr einen entspannten Sommer geben wird? Das kann man auch für 2022 hoffen“, erklärt er gegenüber dem Nachrichtenportal „ZDFheute.de“.
Auch Stiko-Mitglied Fred Zepp hält es für denkbar, dass der Sommer wieder mit deutlich weniger Infektionen einhergeht. „Zum einen ist das Virus zumindest in geringem Maße temperatursensitiv, und wir werden uns wieder vermehrt in der freien Natur aufhalten“, sagt Zepp. „Zum anderen werden wir dann hoffentlich mehr als 85 bis 90 Prozent der Menschen geimpft haben.“
Angesichts der Omikron-Variante rechnen sowohl Mertens als auch Zepp jedoch 2022 mit hohen Infektionszahlen. „Wahrscheinlich werden wir dieses Jahr durch Omikron eine nochmalige Steigerung der Infektionsinzidenzen mit jedoch anschließend eher milden Krankheitsverläufen haben“, sagt Zepp. (rtr)
Hamburg: 2G plus wird Standard
Hamburg ersetzt die in der Hansestadt geltenden 2G-Corona-Regelungen weitgehend durch 2G plus. Das betreffe die Gastronomie, die Kultur, den Sport in Innenräumen, aber nicht den Einzelhandel, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag. Die Regelung, wonach Geimpfte und Genesene Angebote nur noch mit einem zusätzlichen negativen Coronatest nutzen können, soll von kommenden Montag an gelten. (dpa)
Neue Coronavariante: Expert:innen bisher nicht besorgt
Eine in Frankreich entdeckte neue Coronavariante sollte Experten zufolge beobachtet werden – eine große Gefahr können sie bislang aber nicht erkennen. „Wir sollten diese wie auch andere Varianten beobachten, aber es besteht kein Grund, speziell über diese Variante besorgt zu sein“, sagte Richard Neher, Experte für Virusvarianten an der Uni Basel (Schweiz), am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding schrieb auf Twitter: „Ich mache mir wegen B.1.640.2 noch keine großen Sorgen. Ich bezweifle, dass sie sich gegen Omikron oder Delta durchsetzt.“
Französische Forscher um Didier Raoult vom Institut IHU Méditerranée Infection hatten die neue Variante bei zwölf Patienten im Südosten Frankreichs nachgewiesen, wie das Team Ende Dezember in einem sogenannten Preprint-Paper schrieb. Der Patient, der in Frankreich wohl zuerst infiziert war, sei von einer Reise aus Kamerun zurückgekommen. Die Studie wurde bislang nicht von Fachleuten begutachtet und in einem Fachjournal veröffentlicht.
Das Team um Raoult schreibt als Fazit: „Es ist zu früh, um über virologische, epidemiologische oder klinische Eigenschaften der neuen Variante zu spekulieren.“ Ihre Daten seien aber ein weiteres Beispiel dafür, wie unvorhersehbar Varianten des Coronavirus auftreten könnten. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte merkur.de: „Wir wissen noch zu wenig, um etwas Brauchbares sagen zu können.“ (dpa)
Noch mehr Hinweise auf milde Verläufe durch Omikron
Bei der neuen Coronavariante Omikron mehren sich der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge die Hinweise auf mildere Krankheitssymptome. Es sehe zunehmend so aus, dass Omikron vor allem die oberen Atemwege wie Nase, Rachen und Bronchien befalle statt etwa der Lunge, sagt ein WHO-Vertreter in Genf.
Für eine Entscheidung, ob ein spezieller Omikron-Impfstoff nötig sein werde, sei es noch zu früh, fügt der Sprecher hinzu. Eine solche Entscheidung müsse aber global koordiniert werden. (rtr)
Über eine Million Neuinfektionen in den USA
Die Zahl der täglich erfassten Corona-Neuinfektionen in den USA hat erstmals seit Beginn der Pandemie die Schwelle von einer Million überschritten. Mit rund 1,084 Millionen neuen Fällen am Montag erfassten die Behörden fast doppelt so viele wie vor genau einer Woche (544.329), wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore vom Dienstagmorgen (MEZ) hervorging.
Der bisherige Höchstwert wurde am 30. Dezember mit 590.576 Neuinfektionen verzeichnet. Die Zahl der Toten mit einer bestätigten Corona-Infektion blieb mit 1.693 am Montag vergleichsweise stabil. Wegen der Feiertage sind die Daten allerdings mit Vorsicht zu bewerten.
Nach Schätzungen der Gesundheitsbehörde CDC war die als besonders ansteckend geltende Omikron-Variante Ende Dezember bereits für mehr als 58 Prozent aller erfassten Infektionen im Land verantwortlich. Die Zahl der erfassten Krankenhauseinweisungen von Infizierten sank zuletzt in der Woche bis zum 25. Dezember, dürfte aber laut der CDC-Prognose in den kommenden Wochen wieder deutlich steigen.
In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang knapp 56,2 Millionen Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert, mehr als 827.000 Menschen starben. 62 Prozent der Bevölkerung gelten laut CDC als voll geimpft, 33,4 Prozent haben bislang eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt einen aktuelleren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der CDC. In manchen Fällen werden die Zahlen – unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten – nachträglich korrigiert. (dpa)
Wenig schwere Verläufe durch Omikron in Großbritannien
Der Krankheitsverlauf bei Corona-Infizierten ist in Großbritannien derzeit nach Angaben von Gesundheitsministerin Maggi Throup weniger gravierend. „Wenn man sich die Menschen ansieht, die ins Krankenhaus eingeliefert werden, so kommen sie mit weniger schweren Symptomen als zuvor“, sagt Throup zu Sky News. „Die Zahl der belegten Krankenhausbetten ist ungefähr halb so hoch wie vor einem Jahr – und das beweist die Kraft des Impfstoffs.“
Auch der Epidemiologe Neil Ferguson am Imperial College London erklärt, die Impfung biete Schutz vor schweren Erkrankungen bei der Virusvariante Omikron. Doch wegen der hohen Infektionszahlen bleibe der Druck auf das Gesundheitssystem bestehen. (rtr)
Inzidenz steigt
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet binnen 24 Stunden 30.561 Corona-Neuinfektionen. Das sind 9.481 Fälle mehr als am Dienstag vor einer Woche, als 21.080 Positivtests gemeldet wurden. Das RKI weist darauf hin, dass zum Jahreswechsel weniger getestet wird und demnach vermutlich weniger Fälle gemeldet werden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 239,9 von 232,4 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner:innen sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
356 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der insgesamt gemeldeten Todesfälle auf 112.579. (rtr)
Empfohlener externer Inhalt
Bundesweit Demos von „Querdenker:innen“
Bundesweit sind am Montagabend mehrere zehntausend Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Coronamaßnahmen zu protestieren. Bei den teils unangemeldeten Veranstaltungen schritt die Polizei eigenen Angaben zufolge meist dann ein, wenn sich entgegen der Corona-Auflagen Aufmärsche formierten, Abstände nicht eingehalten wurden und die Teilnehmenden keinen Mund-Nasen-Schutz trugen. In Magdeburg, Rostock und im sächsischen Lichtenstein kam es zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Protestierenden.
In der zwischen Chemnitz und Zwickau gelegenen Kleinstadt Lichtenstein hatten sich laut Polizei 200 Menschen zu einem Aufmarsch formiert. Etwa 60 gewaltbereite Personen seien separiert worden, um deren Identitäten festzustellen. Diese hätten mehrfach versucht, Absperrungen zu durchbrechen, und Beamte massiv angegriffen. Darüber hinaus hätten Teilnehmende Reizstoffe versprüht.
Eine Person habe versucht, einem Beamten die Dienstwaffe zu entreißen, und ein Polizist eine Bissverletzung erlitten. Insgesamt seien 14 Einsatzkräfte verletzt worden. Die Polizei habe Pfefferspray eingesetzt, es seien Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung und des tätlichen Angriffs auf einen Vollstreckungsbeamten erstattet worden.
Auch vor dem ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin sammelten sich nach einem sogenannten „Spaziergang“ Demonstrant:innen. Laut Augenzeug:innen gab es wiederholt „Lügenpresse“-Rufe aus der Menge. Unter anderem auch aus Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz meldeten die dortigen Polizeien Proteste. (epd)
Empfohlener externer Inhalt
China: Weitere Millionenstadt abgeriegelt
In China ist in einer weiteren Millionenstadt wegen Corona-Infektionsfällen ein kompletter Lockdown verhängt worden. In Yuzhou in der zentralchinesischen Provinz Henan war es den Einwohnern seit Montagabend untersagt, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Die örtlichen Behörden kündigten an, dass die strikte Einhaltung der Ausgangssperre von Wachposten kontrolliert werden solle.
In Yuzhou, einer Stadt mit 1,17 Millionen Einwohnern, waren in den vergangenen Tagen drei Corona-Ansteckungsfälle entdeckt worden. In der nördlichen Millionenmetropole Xi'an gilt bereits seit zwei Wochen ein Komplett-Lockdown, nachdem es dort zu einem Coronavirus-Ausbruch gekommen war. Xi'an verzeichnete mehr als 1.600 Infektionsfälle seit dem 9. Dezember, in den vergangenen Tagen waren dort die Zahlen der Neuinfektionen jedoch rückläufig.
Obwohl die Zahl der Infektionsfälle in China im Vergleich zu anderen Ländern immer noch verschwindend gering ist, gehen die Behörden wie schon zu Beginn der Pandemie rigoros gegen neue Ausbrüche vor. Die Behörden wollen das Virus unbedingt eindämmen, bevor im Februar die Olympischen Winterspiele in Peking beginnen. (afp)
Dahmen gegen kürzere Quarantäne
Der Gesundheitsexperte der Grünen, Janosch Dahmen, spricht sich gegen eine generelle Verkürzung der Quarantäne für Geimpfte aus. „Ich bin bei der Verkürzung der Quarantäne ganz pauschal sehr vorsichtig“, sagt Dahmen in der ARD. Es sei in Ordnung bei Geimpften, die sich infizierten, aber keine Symptome zeigten, die Quarantäne am fünften Tag mit einem negativen PCR-Test zu beenden. Das gelte auch für sehr spezialisierte Beschäftigte mit geringen Kontakten.
Dahmen sagte weiter: „Aber die Krankenschwester, die sich um den Herzinfarkt oder Schlaganfall kümmert, aus den Quarantäneregeln auszunehmen, die dann möglicherweise weitere Patienten ansteckt, das öffnet für Omikron zu viele Türen.“ (rtr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen