Nachrichten in der Coronakrise: Impfempfehlung für einige Kinder
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Corona-Impfung für Kinder mit Vorerkrankungen. Laut einem Institut gefährdet die Pandemie die Menschenrechte.
Stiko emphiehlt Impfung für Kinder mit Vorerkrankungen
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Covid-19-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige von BioNTech und Pfizer für Kinder mit Vorerkrankungen. Wie das Gremium am Donnerstag in Berlin mitteilte, empfiehlt es zusätzlich Impfungen in dieser Altersgruppe auch für Kinder, in deren Umfeld Risikopatienten leben, die sich selbst nicht durch Impfungen schützen können. Bei individuellem Wunsch könnten auch Kinder ohne Vorerkrankung geimpft werden, teilte die beim Robert-Koch-Institut angesiedelte Stiko am Donnerstag mit.
Auf die Entscheidung des unabhängigen Expertengremiums war mit Spannung gewartet worden, weil sich Ärzte in Deutschland in aller Regel an deren Beschlüssen orientieren und nur auf Basis seiner Empfehlungen impfen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte Ende November grünes Licht für den Einsatz des Impfstoffs bei Kindern gegeben. Politik und Behörden begannen daraufhin bereits mit der Organisation von Impfangeboten für Kinder.
Vor zwei Woche hatte sich Stiko-Chef Thomas Mertens in einem taz-Interview zurückhaltend gezeigt. „Ich glaube, die Rolle der Kinder in der Pandemiebekämpfung wird einfach von manchen überbetont“, hatte Mertens gesagt. Kinder mit besonderen Risiken würden aber definitiv die Ersten, die geimpft werden sollten.
Die Impfungen sollen kaut Stiko nun mit zwei Dosen des Wirkstoffs der Hersteller Biontech und Pfizer im Abstand von drei bis sechs Wochen erfolgen. Ziel der Impfempfehlung sei es, „unter anderem schwere Covid-19-Verläufe und Todesfälle bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren zu verhindern“. Angesichts der derzeitigen Coronalage werde sich auch ein Großteil der Kinder „mittelfristig“ anstecken.
Dabei verliefen die allermeisten Infektionen in der Altersgruppe aber symptomlos. Für gesunde Kinder ohne Vorerkrankungen sei daher von einer Impfempfehlung abgesehen worden, zumal das Risiko von seltenen Nebenwirkungen aufgrund der eingeschränkten Datenlage „derzeit nicht eingeschätzt werden kann“, wie das Gremium erklärte. (rtr/dpa/taz)
Kimmich fällt aus wegen Lungenproblemen
Der FC Bayern München muss bis zum Jahresende ohne Nationalspieler Joshua Kimmich auskommen. Das teilte der Tabellenführer am Donnerstag mit. Der Impfzauderer hatte sich zuvor nach einer Corona-Infektion freitesten können. Nach insgesamt einem Monat in Quarantäne – zunächst als Kontaktperson, dann als Infizierter – wollte er ursprünglich an diesem Samstag im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 sein Comeback im Team des Rekordmeisters feiern.
Kimmich selbst wurde in der Mitteilung mit den Worten zitierte, dass es ihm sehr gut gehe, er aber „aufgrund von leichten Infiltrationen in der Lunge aktuell noch nicht voll trainieren“ könne. Es gibt verschiedene Formen einer Infiltration. Dabei handelt es sich um das Eindringen fester oder flüssiger Substanz in biologisches Gewebe.
„Wir kennen bei Corona Fälle, die sich schnell zurückbilden und wir kennen Fälle, die wirklich lange brauchen, bis sie sich zurückbilden, selbst bei initial leichten Verläufen“, sagte der Intensivmediziner Christian Karagiannidis am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Ihm seien Patienten bekannt, die bis zu ein Jahr lang mit den Folgen der Erkrankung in der Lunge zu kämpfen hatten.
Kimmich hatte Ende Oktober heftigte Debatten ausgelöst, als er bekannt gab, dass er noch nicht gegen Corona geimpft sei. Er habe bisher auf eine Impfung verzichtet, „weil ich für mich persönlich noch ein paar Bedenken habe, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht“, sagte Kimmich damals.
Institut: Pandemie erschwert Wahrung von Menschenrechten
Die Corona-Pandemie erschwert auch in einem Rechtsstaat die Wahrung der Menschenrechte. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle sechste Bericht zur Entwicklung der Menschenrechtssituation in Deutschland, den das Deutsche Institut für Menschenrechte am Donnerstag in Berlin vorstellte. Die Pandemie habe „eine große menschenrechtliche Dimension“, sagte Institutsleiterin Beate Rudolf und forderte unter anderem gesetzliche Regelungen für Triage-Situationen. Zu den Verschlechterungen während der Pandemie zählte sie, dass durch die Kontaktbeschränkungen zum Infektionsschutz Menschen in schwierigen Lebenslagen ihre Rechte nur schwer hätten wahrnehmen können, etwa gefährdete Jugendliche oder Opfer häuslicher Gewalt.
Insbesondere Kinder und Jugendliche seien in dem Berichtszeitraum von Juli 2020 bis Juni 2021 zu kurz gekommen, weil die Politik sie eher als „Treiber der Pandemie“ denn als Personen mit Rechten gesehen und bis heute nicht genug unternommen habe, um die erneute Schließung von Schulen und Kindertagesstätten zu verhindern, kritisiert der Bericht. Institutsleiterin Rudolf begrüßte vor diesem Hintergrund die Ankündigung der Ampel-Koalition, die Kinderrechte im Grundgesetz verankern zu wollen.
Der Bericht bilanziert auf der anderen Seite aber auch, dass der Rechtsstaat in der Pandemie in vielerlei Hinsicht funktioniert habe. So hätten Gerichte der übermäßigen Einschränkung von Grundrechten wie der Versammlungsfreiheit Einhalt geboten. Das Bundesverfassungsgericht hatte zu Beginn der Pandemie entschieden, dass Demonstrationen nicht pauschal mit Verweis auf den Infektionsschutz verboten werden dürfen. (epd)
Künftige KMK-Präsidentin für „niedrigschwellige“ Kinder-Impfangebote
Die künftige Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU), hat sich mit Blick auf eine erwartete Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu Kinderimpfungen für „niedrigschwellige Impfangebote“ ausgesprochen. Zudem müssten Eltern Teil des Beratungsgesprächs sein, sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin am Donnerstag im Deutschlandfunk. „Alle Eltern, die dies wünschen, sollten zunächst die Möglichkeit zu einer Beratung haben – und zwar einer kinderärztlichen – und dann ein Kind impfen lassen können.“ Die Abwägung für oder gegen die Impfung sei bei kleineren Kindern noch schwerer zu treffen als bei den älteren.
Die Stiko empfiehlt Corona-Impfungen bisher ab zwölf Jahren. Erwartet wird demnächst eine Empfehlung auch zu Impfungen bei jüngeren Kindern von fünf bis elf Jahren. Es gibt schon länger Hinweise darauf, dass die Impfung zunächst ausdrücklich nur für Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen und erkrankten Angehörigen ausdrücklich empfohlen werden könnte.
Beschränkungen für ungeimpfte Kinder bei der Bildung lehnte Prien ab. „Der Zugang zur Schule muss allen Kindern und Jugendlichen offenstehen“, sagte sie. Wegen der Schulpflicht dürften ungeimpfte Kinder in Deutschland auch gar nicht von der Schule ausgeschlossen werden. Das war bereits bei Einführung der Masern-Impfpflicht Thema. Deshalb können dort gegebenenfalls Bußgelder gegen Eltern verhängt werden, wenn die Kinder nicht gegen Masern geimpft sind.
Prien soll bei der Kultusministerkonferenz an diesem Donnerstag zur Nachfolgerin der derzeitigen Präsidentin, der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), gewählt werden und das Amt zum Jahreswechsel übernehmen. (lno)
Übersterblichkeit in Deutschland
Die Corona-Pandemie führt laut Statistischem Bundesamt zu einer Übersterblichkeit in Deutschland. „Von März 2020 bis Mitte November 2021 sind in Deutschland mehr Menschen verstorben, als unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre“, sagt Christoph Unger, Vizepräsident der als Destatis bekannten Behörde. Insgesamt seien 2020 bundesweit 985.600 Menschen gestorben, fünf Prozent oder 46.000 mehr als im Jahr zuvor. Allein aufgrund der Alterung der Bevölkerung wäre ein Anstieg der Sterbefallzahlen um nur zwei Prozent oder etwa 20.000 Fälle zu erwarten gewesen. (rtr)
Polizei löst Versammlung gegen Coronapolitik auf
Die Polizei hat in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam eine nicht angemeldete Versammlung gegen die Corona-Schutzmaßnahmen aufgelöst. An dem Aufzug im Bereich des Brandenburger Tores der Stadt hätten sich am Mittwochabend 80 bis 100 Personen mit Plakaten, Kerzen, Fackeln und Transparenten beteiligt, teilte die Polizei in der Nacht zu Donnerstag mit. Nach Auflösung der Versammlung durch die Polizei habe sich die Gruppe in mehrere Kleingruppen aufgeteilt und sei in verschiedene Richtungen der Innenstadt gelaufen, hieß es. Unter „schneller Hinzuführung weiterer Polizeikräfte“ sei es gelungen, die Identitäten von insgesamt 21 Personen aus der Gruppe festzustellen, die dem Platzverweis für den Bereich der Potsdamer Innenstadt nicht nachgekommen seien. Eine 62-Jährige habe zur Durchsetzung eines Platzverweises kurzzeitig in Gewahrsam genommen werden müssen, hieß es weiter bei der Polizei. Gegen die Frau sei zudem eine Strafanzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte aufgenommen worden. Eine weitere Versammlung kurz darauf am Potsdamer Rathaus sei von den Beteiligten nach Ansprache durch die Polizei eigenständig aufgelöst worden. (epd)
7-Tage-Inzidenz sinkt erneut leicht
Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz ist erneut leicht gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Donnerstagmorgen mit 422,3 an. Am Vortag hatte der Wert bei 427 gelegen, vor einer Woche bei 439,2 (Vormonat: 213,7). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 70.611 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 7.55 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 73.209 Ansteckungen.
Bei der Bewertung des Infektionsgeschehens ist zu bedenken, dass Experten derzeit von einer merklichen Untererfassung ausgehen. Gesundheitsämter und Kliniken kommen demnach mit der Meldung von Fällen zumindest in einzelnen Regionen nicht mehr hinterher.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 465 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 388 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 6.362.232 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. (dpa)
Unicef: Kinderrechte durch Pandemie in „nie dagewesenem Maß bedroht“
Die Coronapandemie ist laut Unicef die schlimmste Krise für Kinder seit der Gründung des Kinderhilfswerks vor 75 Jahren. Die Zahl der Kinder, die weltweit hungern, nicht zur Schule gehen, missbraucht werden, in Armut leben oder zwangsverheiratet werden, steige an, erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore zur Veröffentlichung des Berichts „Ein verlorenes Jahrzehnt vermeiden“ am Donnerstag. Gleichzeitig sinke die Zahl der Kinder, die Zugang zu medizinischer Versorgung, Impfstoffen, ausreichender Nahrung und wichtigen Dienstleistungen haben. „In einem Moment, in dem wir nach vorne schauen sollten, machen wir Rückschritte“, warnte Fore.
Das Hilfswerk dringt auf entschlossene Maßnahmen, um die Pandemie zu stoppen, und fordert Investitionen in die soziale Sicherung sowie in eine widerstandsfähige Erholung nach der Pandemie. Rückschritten etwa bei Ernährung und der Gesundheit von Kindern müsse entgegengewirkt werden. Der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Georg Graf Waldersee, erklärte, nun entscheide sich, ob die Weltgemeinschaft zusammenhalten und auf den vorherigen Fortschritten für Kinder und Jugendliche aufbauen werde.
Laut dem Unicef-Bericht sind in der Pandemie bislang schätzungsweise 100 Millionen Kinder zusätzlich in Armut geraten. Das entspreche einem Anstieg von zehn Prozent seit 2019. Es werde mindestens sieben bis acht Jahre dauern, die Rückschläge in vielen Bereichen wieder auszugleichen, mahnte das Kinderhilfswerk.
Auf dem Höhepunkt der nationalen und lokalen Lockdowns während der Coronapandemie konnten dem Bericht zufolge 1,6 Milliarden Kinder nicht zur Schule gehen. Weltweit seien 2020 fast 80 Prozent des Präsenzunterrichts ausgefallen. Die Zahl der arbeitenden Kinder sei auf 160 Millionen gestiegen, ein Plus von 8,4 Millionen in den vergangenen vier Jahren. 50 Millionen Kinder litten zudem aktuell an Auszehrung, der schwersten Form akuter Mangelernährung. 2022 könnten weitere neun Millionen hinzukommen, weil sie keine ausgewogene Nahrung bekommen und Ernährungsprogramme eingeschränkt werden. (dpa)
Lauterbach: Brauchen drei Impfungen gegen Omikron
Der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht angesichts von Omikron von der Notwendigkeit für die Bevölkerung, sich drei Mal impfen zu lassen. „Sonst kommen wir hier nicht klar“, sagt er im ZDF. Es müssten nun so viele Auffrischungsimpfungen wie möglich verabreicht werden. (rtr)
Kommunen fordern zentrales Impfregister
Empfohlener externer Inhalt
Die Kommunen fordern vom Bund für die Umsetzung einer möglichen Impfpflicht ein zentrales Impfregister. „Eine Impfpflicht wäre der gute Anlass, ein allgemeines Impfregister einzuführen“, sagt Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, der Zeitung „Wirtschaftswoche“ (Donnerstagausgabe). Darüber könnten der Bund oder die Krankenkassen die Versicherten dann jeweils auf Impftermine für Erst-, Zweit- oder etwaige Auffrischungsimpfungen hinweisen. Wenn eine Impfung nicht erfolge, solle dies an die zuständigen Behörden wie Ordnungs- oder Gesundheitsämter gemeldet werden. Ein solches Register, wie es so ähnlich bereits in Österreich Praxis ist, dürfte aus Landsbergs Sicht auch mit Blick auf das Bundesdatenschutzgesetz „rechtlich möglich sein“. (rtr)
Wüst fordert bessere Versorgung mit Medikamenten
Vor dem Bund-Länder-Treffen an diesem Donnerstag fordert der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) eine bessere Versorgung der Kliniken mit Covid-Medikamenten. „Das Impfen ist und bleibt die stärkste Waffe im Kampf gegen das Virus. Wir brauchen zugleich eine zwischen Bund und Ländern abgestimmte Medikamenten-Strategie“, sagt der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Medikamente könnten schwere Verläufe verhindern und dadurch das Gesundheitssystem entlasten. Entscheidend sei eine frühe Behandlung von Covid-Patienten, daher brauche es eine Strategie aus Beschaffung, mehr Tempo bei Zulassung und Logistik sowie eine gezielte Förderung von Arzneimittelforschung.
Philologenverband: Lehrer sollen vorrangig Booster-Impfungen erhalten
Vor der Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) an diesem Donnerstag dringt der Deutsche Philologenverband auf mehr Sicherheit von Lehrern und Schülern in der Pandemie. „Die Länder müssen dafür sorgen, dass Lehrkräfte vorrangig Booster-Impfungen erhalten“, sagt die Verbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). An den Schulen sollten flächendeckend PCR-Pooltestungen umgesetzt werden. Rasche Booster-Impfungen für die Lehrer und flächendeckende PCR-Pooltestungen unter den Schülern erhöhten für alle die Sicherheit vor Ansteckung. Davon profitierten auch die Eltern. „Unser Ziel ist guter Unterricht, und das am besten in Präsenz. Die Politik hat aber die Verpflichtung, dafür auch die entsprechenden Bedingungen zu schaffen.“ (rtr)
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