Nachrichten in der Coronakrise: Booster hat hohe Wirksamkeit
Die Inzidenz steigt auf 85,6. Russlands Präsident ruft eine einwöchige arbeitsfreie Zeit aus. Die Biontech-Boosterimpfung hat eine Wirksamkeit von 95 Prozent.
Krankschreibungen nach Verpflichtung zu Corona-Pass in Italien stark gestiegen
In Italien ist die Zahl der Krankschreibungen seit der Einführung des obligatorischen Corona-Gesundheitspasses stark angestiegen. Wie die Sozialversicherung am Donnerstag mitteilte, wurden am vergangenen Freitag 94.113 Krankschreibungen von Ärzten ausgestellt – das entspricht einem Anstieg von über einem Viertel im Vergleich zur Vorwoche. Am Montag lag die Zahl der Krankschreibungen rund ein Fünftel höher.
Seit vergangenem Freitag darf in Italien nur zur Arbeit erscheinen, wer den sogenannten Grünen Pass vorzeigen kann. Der meist digitale Pass bescheinigt, dass der Besitzer geimpft, genesen oder negativ getestet wurde. Die Pflicht zum Vorzeigen am Arbeitsplatz hat auch zu einem deutlichen Anstieg der Zahl der Corona-Schnelltests geführt.
Die italienische Regelung ist die strengste dieser Art in Europa. Wer ohne den „Grünen Pass“ zur Arbeit kommt, riskiert bis zu 1.500 Euro Bußgeld. Wer der Arbeit fernbleibt, muss mit unbezahlter Freistellung rechnen – dies lässt sich durch Krankschreibungen umgehen. Die Kosten für Coronatests sind im Normalfall selbst zu tragen. (afp)
Empfohlener externer Inhalt
Biontech: Sehr hohe Wirksamkeit bei dritter Impfung
Eine dritte Impfung mit dem Corona-Vakzin von Biontech und Pfizer zeigt nach Angaben der beiden Unternehmen eine Wirksamkeit von über 95 Prozent. Sicherheitsbedenken oder unbekannte Nebenwirkungen seien nicht beobachtet worden, teilten das Mainzer Unternehmen und sein US-Partner am Donnerstag unter Berufung auf eine Untersuchungsreihe mit über 10.000 Teilnehmern mit.
Die verabreichte Dosis war den Angaben zufolge genauso hoch wie bei den ersten beiden Impfungen. Die Studie sei in einem Zeitraum erfolgt, in der Delta die vorherrschende Virusvariante gewesen sei, erklärten Biontech und Pfizer. Alle Studienteilnehmer waren vor Beginn der Studie zweimal mit dem Pfizer-Biontech-Impfstoff geimpft worden. Ihr Durchschnittsalter lag bei 53 Jahren. Zwischen Zweitimpfung und Auffrischung lag im Mittel ein Abstand von elf Monaten.
Während des Studienzeitraums gab es den Angaben zufolge in der Gruppe der Auffrischungsimpfungen fünf Covid-19-Fälle, während in der Placebo Gruppe 109 Fälle auftraten. Es habe sich gezeigt, dass eine Auffrischung den hohen Impfschutz, der nach der zweiten Dosis erreicht worden sei, wiederherstelle, erklärten die Unternehmen. „Diese wichtigen Daten erweitern den bestehenden Kenntnisstand und zeigen, dass Auffrischungsimpfungen dabei helfen können, große Teile der Bevölkerung vor diesem Virus und seinen Varianten zu schützen“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin. (dpa)
Biontech-Gründer erhalten Ehrendoktorwürde
Das Ärzte-Ehepaar Özlem Türeci und Ugur Sahin von dem Mainzer Unternehmen Biontech werden von der Philipps-Universität in Marburg mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Sie erhielten die Ehrung für ihre Verdienste in der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19, teilte der Fachbereich Medizin am Donnerstag mit. Damit hätten die beiden „den Kampf gegen die Coronapandemie entscheidend vorangebracht und zugleich Wissenschaftsgeschichte geschrieben“. (dpa)
Neue Variante des Coronavirus in Russland
In Russland sind einige Fälle einer neuen Variante des Coronavirus nachgewiesen worden, die vermutlich noch ansteckender ist als die bereits grassierende Delta-Variante. Es sei möglich, dass die Variante AY.4.2 sich weit verbreiten werde, meldet die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf Kamil Chafizow, den leitenden Forscher der staatlichen Verbraucherschutzbehörde. Dadurch könne die derzeit im Rekord wachsende Zahl der täglichen Neuinfektionen noch steiler ansteigen. Letztlich könne die neue Variante sogar die Delta-Variante ersetzen, sagt Chafizow. Dieser Prozess werde aber wohl langsam vonstattengehen. Erst am Samstag hatte die täglich gemeldete Totenzahl die Schwelle von 1.000 überschritten. (rtr)
Impf-Meilenstein in Indien
Indien hat eine Milliarde Impfdosen an die Bevölkerung verabreicht und damit einen wichtigen Meilenstein erreicht. Das teilt das Gesundheitsministerium des Landes mit, in dem rund 1,38 Milliarden Menschen leben. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen steigt nach seinen Angaben binnen eines Tages um 18.454 auf mehr als 34,13 Millionen. 160 weitere Menschen seien mit oder an dem Coronavirus gestorben. Seit Beginn der Pandemie seien damit 452.811 Menschen nachweislich in Zusammenhang mit dem Virus verstorben. Nach den USA weist Indien die höchste Infektionszahl weltweit auf. Bei den Totenzahlen liegt Indien hinter den USA und Brasilien auf Platz drei. (rtr)
USA: Über 82.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden
In den USA verzeichnen die Gesundheitsbehörden mindestens 82.277 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Das ergibt eine Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten. Insgesamt wurden bislang rund 45,31 Millionen Menschen positiv auf das Coronavirus getestet. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus steigt um mindestens 3.108 auf 733.522. Weltweit weisen die USA die höchsten Infektions- und Totenzahlen auf. (rtr)
Verlängerung der Impfpasspflicht in Frankreich
Das französische Parlament billigt die Verlängerung der umstrittenen Impfpasspflicht bis mindestens 31. Juli 2022. Der Pass belegt, dass die Inhaberin oder der Inhaber vollständig gegen das Coronavirus geimpft ist oder kürzlich negativ darauf getestet wurde. Ein solcher Nachweis ist für den Besuch unter anderem von Restaurants, Bars und Sportstätten verpflichtend. Im August hatten landesweit zahlreiche Menschen gegen diese Maßnahme demonstriert. In jüngster Zeit flaute die Protestwelle aber ab. (rtr)
EMA entscheidet erst Anfang 2022 über Sputnik V
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA wird einem Insider zufolge frühestens Anfang des kommenden Jahres über eine Zulassung des russischen Impfstoffs Sputnik V entscheiden. Eine Prüfung bis Ende des Jahres sei unmöglich, da noch Daten fehlten. Sollten diese bis Ende November eingereicht werden, könne die EMA die Prüfung im ersten Quartal 2022 abschließen. Diese wurde im März eingeleitet. Mit einer Entscheidung war bereits im Mai oder Juni gerechnet worden. (rtr)
Ukraine: Höchststand bei Infektions- und Todeszahlen
In der Ukraine sind Infektions- und Todeszahlen so hoch wie noch nie. In den vergangenen 24 Stunden seien 22.415 Neuinfektionen festgestellt worden, teilt das Gesundheitsministerium mit. Es habe 546 weitere Todesfälle gegeben. Der bislang letzte Höchststand stammt vom 19. Oktober mit 538 Todesfällen, bei den Infektionen vom 3. April mit 20.341. In den vergangenen Wochen hat sich die Corona-Lage in der Ukraine stetig verschlechtert. Die Regierung verschärfte vergangenen Monat die Maßnahmen. Insgesamt gab es bislang 2,7 Millionen Infektionen. 62.389 Menschen starben an oder mit dem Virus. (rtr)
Inzidenz in Deutschland steigt weiter
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 16.077 Neuinfektionen binnen eines Tages. Das sind 3.695 Fälle mehr als am Dienstag vor einer Woche, als 12.382 gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 85,6 von 80,4 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 67 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 94.875. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 4,4 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)
US-Arzneimittelbehörde bringt Boosterimpfung auf den Weg
In den USA macht die US-Arzneimittelbehörde FDA den Weg für Auffrischungsimpfungen mit den Impfstoffen von Moderna und Johnson & Johnson frei. „Die Verfügbarkeit dieser zugelassenen Booster ist wichtig für einen kontinuierlichen Schutz gegen Covid-19“, sagt FDA-Kommissarin Janet Woodcock. Als Auffrischungsimpfung könne auch eine andere als das ursprüngliche Vakzin gewählt werden. Die US-Seuchenschutzbehörde CDC wird am Donnerstag eine Empfehlung darüber abgeben, welche Personengruppen die Moderna- und Johnson & Johnson-Booster erhalten sollten. (rtr)
Putin ruft landesweite einwöchige Ferien aus
Angesichts eines neuen Höchststands bei der Zahl der täglichen Coronatoten in Russland hat Staatschef Wladimir Putin einwöchige landesweite Ferien ausgerufen. Bei einem am Mittwoch im Fernsehen übertragenen Treffen mit Behördenvertretern sagte Putin, er unterstütze den Vorschlag der Regierung, „arbeitsfreie Tage“ vom 30. Oktober bis zum 7. November zu erklären. In Russland starben zuletzt mehr als tausend Menschen am Tag im Zusammenhang mit Covid-19.
Die bezahlte arbeitsfreie Woche fällt in eine Zeit, in der die Schüler in Russland ohnehin Ferien haben. Ziel der Maßnahme sei es, „das Leben und die Gesundheit unserer Bürger zu schützen“, sagte Putin. Mit Blick auf die niedrige Impfquote in Russland schlug Putin einen persönlichen Tonfall an. Es erstaune ihn, wie viele Russen das Corona-Impfangebot ablehnten, sagte der 69-jährige Kreml-Chef. Sogar unter seinen „engen Freunden“ gebe es solche Fälle. „Es ist merkwürdig. Menschen, die eine gute Ausbildung und wissenschaftliche Abschlüsse haben… Ich verstehe nicht, was los ist.“
Putin rief die Bürger auf, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. „Bitte zeigen Sie Verantwortung“, appellierte er. Der Staatschef hatte seine Landsleute in der Vergangenheit schon mehrfach aufgefordert, sich immunisieren zu lassen. Heimische Impfstoffe wie Sputnik V sind im ganzen Land verfügbar, westliche Vakzine wie die von Biontech/Pfizer hingegen nicht.
In Russland sind nur 35 Prozent der Menschen vollständig gegen das Virus geimpft. In Umfragen gibt mehr als die Hälfte der Russen an, sich nicht impfen lassen zu wollen. Selbst Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch, er habe sich die Spritze bisher nicht geben lassen, weil er bereits „viele Antikörper“ habe.
Die russischen Behörden hatten zuvor einen neuen Höchstwert der täglichen Covid-19-Opfer registriert. Binnen 24 Stunden seien 1.028 Menschen durch eine Corona-Infektion ums Leben gekommen, teilten sie am Mittwoch mit. Damit zählte das Land seit Beginn der Pandemie nach Behördenangaben insgesamt 226.353 Coronatote.
Die russische Statistikbehörde Rosstat, die eine weitere Definition von Corona-Todesfällen anwendet, hatte hingegen bereits Anfang Oktober von mehr als 400.000 Toten gesprochen. Am Mittwoch wurden außerdem 34.074 neue Corona-Ansteckungen verzeichnet. (afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel