Nachrichten im Ukrainekrieg: 280.000 Hektar Wald zerstört

Laut einer WWF-Studie sind die Umweltschäden acht Monate nach Kriegsbeginn verheerend. Selenski stellt die Befreiung weiterer Regionen in Aussicht.

Verbrannter Wald in der Region Jampil, nahe der Grenze zu Moldawien Foto: ap

Kriegsbedingte Umweltschäden werden Ukraine noch viele Jahre belasten

Die Umweltschäden in der Ukraine sind nach mehr als acht Monaten Krieg nach Einschätzung von Experten verheerend. Durch russische Angriffe auf Treibstofflager sind Gifte in die Luft und ins Grundwasser gelangt. Das Ausmaß ist so groß, dass in vielen Regionen des Landes die Artenvielfalt und die Klimastabilität gefährdet sind. Zugleich drohen gravierende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung.

Nach Angaben der Umweltorganisation WWF haben inzwischen mehr als sechs Millionen Ukrainer keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu sauberem Trinkwasser, mehr als 280.000 Hektar Wald sind zerstört. Die ukrainische Nichtregierungsorganisation Audit Chamber geht davon aus, dass die finanziellen Schäden durch kriegsbedingte Umweltzerstörungen bei mehr als 37 Milliarden Dollar (36 Milliarden Euro) liegen. (ap)

Selenski kündigt Befreiung weiterer Gebiete an

Nach der Rückeroberung der südukrainischen Gebietshauptstadt Cherson hat Präsident Selenski die Befreiung weiterer derzeit von Russland besetzter Gebiete angekündigt. „Wir vergessen niemanden, wir werden niemanden zurücklassen“, sagte Selenski am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Nach Cherson kehrten derweil ukrainische Polizisten und Vertreter der Militärverwaltung zurück.

Die russischen Besatzer, die sich auf die Seite südöstlich des Flusses Dnipro zurückgezogen haben, kündigten dort die Räumung der Stadt Nowa Kachowka an – was Sorgen vor einem möglichen Sabotageakt am dortigen Wasserkraftwerk schürt. Der Kreml informierte unterdessen über ein Telefonat von Präsident Wladimir Putin mit dem iranischen Staatschef Ebrahim Raisi. (dpa)

Ukrainische Polizei und Behörden zurück in befreiter Stadt Cherson

Wenige Tage nach dem Rückzug der russischen Truppen sind Vertreter der ukrainischen Gebietsverwaltung und von Sicherheitsorganen in die befreite Stadt Cherson im Süden des Landes zurückgekehrt. So hätten etwa Polizei und Geheimdienst ihre Arbeit in Cherson schon wieder aufgenommen, sagte Gouverneur Jaroslaw Januschewytsch in einem Video, das ihn im Zentrum der Gebietshauptstadt zeigte. Eine der Hauptaufgaben bestehe derzeit darin, die Region von Minen zu räumen, so Januschewytsch.

Russland hatte das Gebiet Cherson kurz nach Beginn seines Angriffskriegs Ende Februar weitgehend erobert und im September – ebenso wie die Gebiete Saporischschja, Luhansk und Donezk – völkerrechtswidrig annektiert. Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven zog Moskau in den vergangenen Tagen seine Truppen aus allen Teilen Chersons ab, die nordwestlich des Flusses Dnipro liegen – darunter fällt auch die gleichnamige Gebietshauptstadt Cherson. (dpa)

Selenski: Bereits 2000 Sprengsätze in Region Cherson entschärft

Nach dem Rückzug russischer Truppen aus Cherson haben ukrainische Sicherheitskräfte mit der Räumung von Minen in der Region begonnen. 2000 Sprengsätze seien bereits entschärft worden, erklärte der ukrainische Präsident Selenski am Samstag. Er berichtete von massiven Zerstörungen in der Region. „Vor der Flucht aus Cherson haben die Besatzer die ganze kritische Infrastruktur zerstört – Kommunikation, Wasserversorgung, Heizung, Strom.“

Die ukrainischen Truppen haben dem Präsidenten zufolge inzwischen rund 60 Ortschaften in der Region Cherson zurückerobert. In der Stadt Cherson war nach acht Monaten russischer Besatzung wieder ukrainisches Fernsehen zu empfangen. Der regionale Energieversorger teilte mit, er arbeite an einer Wiederherstellung der Stromversorgung. (afp)

Präsident Selenski mit verschränkten Armen

„Wir vergessen niemanden“, sagte Selenski am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache Foto: dpa

Russische Besatzer räumen ukrainische Staudamm-Stadt Nowa Kachowka

Auf der anderen Seite des Dnipro haben die russischen Besatzer unterdessen die Evakuierung der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka angekündigt. Die Verwaltung von Kachowka ziehe sich zusammen mit den Bürgern der Stadt an einen sicheren Ort zurück, teilte der örtliche Besatzungschef Pawel Filiptschuk nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass mit.

Befürchtet wird, dass der Staudamm durch Beschuss zerstört und das Gebiet überflutet werden könnte. Russen und Ukrainer werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, eine solche Provokation zu planen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten die Verwaltung von Kachowka als Ziel „Nummer eins für einen Terroranschlag“ in der Region ausgemacht, behauptete Filiptschuk. Die Ukraine weist Sabotageabsichten zurück. (dpa)

Putin spricht mit Raisi über Ausbau von Wirtschaftsbeziehungen

Kremlchef Putin und Irans Präsident Raisi haben über den weiteren Ausbau der Beziehungen ihrer beiden von westlichen Sanktionen betroffenen Länder gesprochen. In dem Telefonat habe der Fokus auf der „Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Handel und Wirtschaft“ gelegen, teilte der Kreml anschließend mit. Der Iran unterhält gute Beziehungen zu Moskau und war zuletzt für die Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in die Kritik geraten.

Vor rund einer Woche hatte Teheran erstmals zugegeben, an Russland auch Kampfdrohnen geliefert zu haben – allerdings noch vor Kriegsbeginn Ende Februar. Die Ukraine wiederum wirft dem Iran deutlich umfangreichere Waffenlieferungen an Moskau vor. (dpa)

Türkei: Moskau schränkt Schiffsverkehr durch Kertsch-Meerenge ein

Russland wird es im Ausland beladenen Schiffen nach türkischen Angaben nicht länger erlauben, die Straße von Kertsch in Richtung des Asowschen Meeres zu durchqueren. „Die Durchfahrt von Schiffen, die außerhalb des russischen Territoriums beladen worden sind, ist durch die Straße von Kertsch nach Norden verboten“, teilte die zuständige Stelle des türkischen Verkehrsministeriums auf Twitter mit. Der Hinweis sei von der russischen Seite gekommen, sagte ein Ministeriumssprecher, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Aus Moskau gab es zunächst keine Stellungnahme. (dpa)

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