Nach spektakulärer Rettungsaktion: Kind retten, Franzose werden
Ein Malier ohne Aufenthaltserlaubnis verhindert, dass ein Vierjähriger vom Balkon stürzt. Nun wird er gefeiert und erhält die französische Staatsbürgerschaft.
Da ein Augenzeuge mit einem Smartphone alles gefilmt hat, konnten mehrere Millionen ZuschauerInnen auf den Onlinemedien nochmals verfolgen, wie der Afrikaner in wenigen Sekunden die vier Etagen des Wohnhauses im 18. Arrondissement von Paris hinaufklettert, indem er sich mit der Muskelkraft seiner Arme von Balkon zu Balkon hoch zieht. Er kommt gerade noch rechtzeitig an, denn viel länger hätte sich der Kleine wahrscheinlich nicht halten können. Ein Nachbar versucht im selben Moment, den Arm des Kinds zu ergreifen, als Mamoudou es mit einer Hand in Sicherheit bringt.
Von Medien befragt, antwortete er, in Wirklichkeit sei es der in tödlicher Gefahr schwebende Junge gewesen, der ihm den Mut zum Handeln gegeben habe. „Ich sah eine Menschenansammlung und hörte das Hupen der Autos. Ich bin einfach so hinaufgeklettert und habe das Kind Gott sei Dank gerettet.“ Erst nachdem er den Jungen in das Wohnzimmer getragen hatte, spürte er selber Angst. „Ich begann zu zittern, spürte meine Füße nicht mehr und musste mich setzen.“ Noch wusste er aber nicht, was nun auf ihn zukommen würde.
Lobhudelei von allen Seiten
Alles, was in der französischen Politik Rang und Namen hat, möchte jetzt den jungen Malier als Beispiel für Zivilcourage feiern und gebührend für seine Leistung belohnt wissen. Selbst aus den Reihen des ausländerfeindlichen Front National wird gewünscht, dass der illegal eingereiste Migrant eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen erhält. Am Montag empfing ihn Präsident Emmanuel Macron im Élysée-Palast. Auch diese Fotos zirkulieren. Der Gast soll jetzt nicht nur gültige Papiere bekommen, sondern auch gleich die französische Staatsbürgerschaft. Damit endet die rührende Story eines Migranten, der als offizielles Exempel des guten Schwarzen präsentiert wird.
Um Franzose zu werden, braucht es also Heldenmut. Den hatte Mamoudou Gassama bereits bewiesen, als er unter Lebensgefahr die Reise aus Mali via Libyen und Italien bis Frankreich geschafft hatte und dort untertauchen konnte. Dafür aber wäre er in Frankreich von den Behörden bestraft und ausgewiesen, aber nicht gefeiert und belohnt worden. Die Lobhudeleien der Staatsführung für den Malier triefen nur so vor Heuchelei.
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