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Nach erzwungener Landung in Belarus„Ich habe rechtmäßig gehandelt“

Belarus' Machthaber Lukaschenko verteidigt die Flugzeug-Aktion und Festnahme des Oppositionellen Roman Protassewitsch. Er habe die Menschen „schützen“ wollen.

Rechtfertigt sich: Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko am Mittwoch im Parlament in Minsk Foto: Sergei Shelega/BelTA/ap/dpa

Minsk dpa | Nach nahezu einhelliger internationaler Kritik an der erzwungenen Landung eines Passagierflugzeugs in Belarus hat Machthaber Alexander Lukaschenko die Aktion verteidigt. „Ich habe rechtmäßig gehandelt, indem ich die Menschen geschützt habe – nach allen internationalen Regeln“, sagte Lukaschenko am Mittwoch im Parlament in Minsk, wie das Staatsfernsehen berichtete. Die Behörden hatten die Landung am Sonntag genutzt, um den Regierungskritiker Roman Protassewitsch am Flughafen verhaften zu lassen.

Lukaschenko sagte zunächst ohne nähere Erläuterung, Belarus habe aus der Schweiz die Information bekommen, dass sich ein Sprengsatz an Bord des Flugzeugs befinde. Deshalb sei das Flugzeug, das auf dem Weg nach Litauen war, mit Unterstützung eines Kampfjets nach Minsk umgeleitet worden. Kritiker werfen ihm einen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr vor. Die EU hat wegen der Aktion neue Sanktionen gegen den Machtapparat in Belarus auf den Weg gebracht. Dazu gehört auch ein Flugverbot für Fluggesellschaften der Ex-Sowjetrepublik.

„Dass die Maschine mit einem Kampfjet vom Typ MiG-29 zur Landung gezwungen wurde, ist eine absolute Lüge!“, sagte Lukaschenko. Belarus habe aus Sicherheitsgründen gehandelt, weil das Flugzeug über das Atomkraftwerk des Landes geflogen sei.

Die Behörden der autoritär regierten Republik hatten das Flugzeug der irischen Airline Ryanair auf dem Weg von Griechenland nach Litauen zur Landung gebracht – angeblich wegen einer Bombendrohung. Die stellte sich später als Fehlalarm heraus. Mehr als 100 Menschen waren an Bord, darunter Protassewitsch und dessen Freundin Sofia Sapega. Beide wurden verhaftet. Ihr Schicksal ist ungewiss.

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2 Kommentare

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  • Das Argument mit dem AKW ist abstrus. Das Flugzeug ist nicht über das AKW geflogen. Das weißrussische AKW steht zwar nahe der litauischen Grenze nicht weit von Vilnius. Es war aber noch weiter entfernt von der Flugroute als der bereits nahe Flughafen Vilnius. Um das Flugzeug dorthin umzuleiten hätte es eine Entführung wie am 11.9 gebraucht. Die Katastrophe hätte vor allem Litauen getroffen.

  • Vilnius war näher als Minsk. Die Maschine befand sich bereits dort, wo der Sinkflug für die Landung beginnt. Hätte es eine Bombendrohung gegeben, hätte eine Umleitung nach Minsk die Passagiere einer weit größeren Gefährdung ausgesetzt als ein regulärer Anflug nach Vilnius.

    Es war staatliche Luftpiraterie.