Nach der US-Wahl: Clintons Breakdown
Die US-Demokratin Hillary Clinton spricht erstmals über die Enttäuschung nach der Wahl. Ihr Mitstreiter Sanders fordert Trump auf, keinen Rassisten einzusetzen.
Washington afp/dpa | Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Eingeständnis ihrer Wahlniederlage gegen Donald Trump hat Hillary Clinton sich zutiefst enttäuscht über das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl gezeigt. Seit der Wahl vor gut einer Woche fragten sich viele Menschen, ob die USA „das Land sind, für das wir sie gehalten haben“, sagte die unterlegene Kandidatin der Demokratischen Partei am Mittwochabend bei einer Benefizveranstaltung in Washington.
Die Wahl habe eine tiefe Spaltung in der Bevölkerung zutage gebracht, sagte Clinton. Sie sei stärker enttäuscht, „als ich es jemals ausdrücken könnte“. Es sei nicht leicht für sie, wieder öffentlich aufzutreten: „Es gab einige Male in der vergangenen Woche, wo ich mich am liebsten mit einem guten Buch oder unseren Hunden eingekuschelt und nie wieder das Haus verlassen hätte.“
Bei der Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten von Kindern aus armen Familien äußerte sich Clinton – ohne ihn beim Namen zu nennen – auch zu den Ankündigungen des designierten Präsidenten Trump, Millionen von illegalen Einwanderern aus den USA abzuschieben. „Es gibt Kinder, die heute Angst haben – wie das kleine Mädchen, das ich in Nevada getroffen habe und das in Tränen ausbrach, als es mir erzählte, wieviel Angst es hat, dass ihm seine Eltern weggenommen und abgeschoben werden könnten“, sagte Clinton. „Kein Kind sollte mit einer solchen Angst leben müssen.“
Der bei den US-Vorwahlen bei den Demokraten unterlegene Senator Bernie Sanders hat den designierten US-Präsidenten Donald Trump aufgefordert, den ultrarechten Wahlkampfmanager Stephen Bannon nicht zum neuen Chefstrategen zu machen. „Die Nominierung eines Rassisten“ für eine Leitungsposition sei „völlig inakzeptabel“, erklärte der Senator aus dem Bundesstaat Vermont am Mittwoch. In einer Demokratie sei Platz für Meinungsverschiedenheiten, aber „Rassismus und Sektierertum“ hätten in der Politik keinen Platz. „Die Nominierung von Herrn Bannon durch Herrn Trump muss annulliert werden“, forderte Sanders.
„Die Nominierung von Herrn Bannon durch Herrn Trump muss annulliert werden.“
Bannon, der in den vergangenen Monaten die Wahlkampagne von Trump geleitet hatte, wird als Chefstratege im Weißen Haus einer der mächtigsten Mitglieder des Regierungsteams. Der 62-Jährige war Chef der ultrakonservativen Nachrichten-Website „Breitbart News“, die sich mit einem Anti-Eliten- und Anti-Einwanderer-Kurs vor allem an weiße, rechtskonservative Leser richtet.
Mitch McConnell wird die Republikaner im US-Senat auch weiterhin anführen. Der mächtige Senator aus Kentucky wurde am Mittwoch einstimmig von den Republikanern zum Mehrheitsführer gewählt. Die Demokraten bestimmten Charles Schumer zum Minderheitsführer. Er wird einer der wichtigsten Gegenspieler Donald Trumps. Der Senator von New York holte sich mit Bernie Sanders und Elizabeth Warren zwei profilierte Linke in sein Führungsteam.
Sanders hatte im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur in der Demokratischen Partei gegen Hillary Clinton verloren.
Leser*innenkommentare
mowgli
"... fragten sich viele Menschen, ob die USA 'das Land sind, für das wir sie gehalten haben', sagte die unterlegene Kandidatin."
Das hat sie so ganz sicher nicht gesagt. Und ihre Landsleute haben sich die Frage so wahrscheinlich auch nicht gestellt. Grammatikalisch haben nämlich weder Clinton noch ihre (Nicht-)WählerInnen Probleme, wie wir sie in Deutschland haben.
Amerikaner können "die USA" sagen und damit eine Föderation meinen, im selben Atemzug aber auch "das Land" ansprechen und damit einen Staat oder eine Nation. Sie müssen sich im Weiteren noch nicht einmal entscheiden, ob ihr Satz mit einem weiblichen ("sie" für "die Föderation") oder einem sächlichen ("es" für "das Land") Artikel weitergehen soll.
Glückliches Amerika! Wenigstens sprachlich hat man es da sehr viel leichter mit sich selbst als hierzulande.
Übrigens: In Clintons Amtszeit sind zwar viele Illegale per Dekret vor der Abschiebung geschützt worden, es sind aber auch zehntausende von ihnen außer Landes geschafft worden. Darunter waren auch Väter und Mütter Minderjähriger. Dass kein Kind mit der Angst leben müssen sollte, dass man ihm die Eltern wegnimmt, fällt Hillary Clinton jetzt erst auf, wo sie schon nicht mehr mitregiert.
Rassismus und Sektierertum haben in der Politik keinen Platz, werter Senator Bernie Sanders? Wo haben Sie bis gestern eigentlich gelebt? Nein, ich mag keine Krokodilstränen! Echt nicht!
jhwh
Hab' mal schnell das Originalzitat herausgesucht:
"I know that over the past week, a lot of people have asked themselves whether America was the country we thought it was."
Klingt immer noch schräge (das "we" passt nicht).
Sie meint aber wohl, daß sich das amerikanische Volk ihr Vertrauen verscherzt hat. Sie sollte es also auflösen und sich ein anderes wählen.
33293 (Profil gelöscht)
Gast
Die Gute hätte Sander nicht austricksen sollen, dann hätten wir jetzt einen vernüftigen Präsidenten und sie müsste jetzt nicht jammern.