Nach dem Putsch in der Türkei: Ankara wirft EU Fehler vor
Die Annäherung der Türkei an Russland sei keine Botschaft an den Westen, sagt Außenminister Cavusoglu. Die EU habe falsch auf den Putschversuch reagiert.
Sollte der Westen die Türkei „verlieren“, dann wegen eigener Fehler und nicht wegen der guten Beziehungen der Türkei zu Russland, China oder der islamischen Welt. Die Annäherung an Russland solle keine Botschaft an den Westen sein, sagte Cavusoglu.
Zuvor waren die Türkei und Russland nach einer monatelangen diplomatischen Eiszeit wieder aufeinander zugegangen. Bei einem Treffen von Präsident Recep Tayyip Erdogan mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin äußerten sich beide zuversichtlich, die Beziehungen normalisieren zu können. Das Verhältnis war im Herbst vergangenen Jahres nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs an der syrisch-türkischen Grenze äußerst angespannt.
Die Türkei ist erbost über Kritik aus dem Westen, die Reaktion der Regierung in Ankara auf den Putschversuch sei überzogen. Nach dem versuchten Staatsstreich, bei dem 240 Menschen getötet worden waren, hat die Regierung Zehntausende Verdächtige festnehmen lassen. Zudem erwägt sie die Wiedereinführung der Todesstrafe. Letzteres würde nach Angaben der EU das Ende der Beitrittsverhandlungen bedeuten.
Außenminister Cavusoglu sagte außerdem, eine Delegation aus Vertretern seines Ministeriums, sowie von Militär und Geheimdienst werde nun zu Gesprächen nach Russland reisen, um mit russischen Kollegen über Wege für eine Lösung des Syrien-Konflikts zu beraten.
Admiral beantragt Asyl
Unterdessen soll der türkische Konteradmiral Mustafa Zeki Ugurlu einem Medienbericht zufolge Asyl in den USA beantragt haben. Ugurlu wird wegen des Putschversuches per Haftbefehl gesucht und wurde kürzlich aus den Streitkräften ausgeschlossen. Er sei im Rahmen der Nato auf dem US-Marinestützpunkt von Norfolk stationiert gewesen, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Der Asylantrag des türkischen Admirals in den USA dürfte das ohnehin angespannte Verhältnis der Nato-Partner weiter belasten. Für Streit sorgt bereits der Antrag Ankaras auf Auslieferung Gülens, der seit 1999 im Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania lebt. Die US-Regierung will dem Antrag nur nachkommen, wenn die Türkei konkrete Beweise für Gülens Verantwortung für den Putschversuch liefert. Der 75-Jährige hat den Putsch scharf verurteilt und jede Verwicklung entschieden bestritten.
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