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Nach dem Brand des Clubs auf St. PauliDem Pudel droht der Abriss

Wolf Richter, Miteigentümer des Pudel Clubs, verhindert per einstweiliger Verfügung die Reparatur und fordert den Abriss. Heute ist der Fall vor Gericht.

Droht zu verfallen, wenn er nicht gesichert wird: Pudel-Club auf St. Pauli. Foto: dpa

Hamburg taz | Die Zukunft des Pudels steht auf dem Spiel: Am Dienstag ziehen die beiden verfeindeten Parteien um die Inhaber des alternativen Musikclubs, Rocko Schamoni und Wolf Richter, erneut vor Gericht. Sie werden darüber verhandeln, ob das durch einen Brand am 13. Februar schwer beschädigte Gebäude am Fischmarkt 27 zeitnah renoviert werden kann. Rocko Schamoni und das Pudel-Kollektiv wollen den Club möglichst schnell wiedereröffnen. Wenn sich dagegen Wolf Richter durchsetzt, droht der Pudel zu verfallen.

Nach dem Brand sah es zunächst so aus, als würde der Laden kurze Zeit später seinen Betrieb wieder aufnehmen können. Die Versicherung hatte zugesagt, den Schaden zu übernehmen. Die Aufbauarbeiten scheiterte aber daran, dass sich Richter und Schamoni nicht auf ein Bauunternehmen einigen konnten, um es mit der Renovierung zu beauftragen.

Keine „Mietsache“ – kein Mietvertrag

Nach Auskunft der Pudel-UnterstützerInnen habe sich Wolf Richter gar nicht zu der Frage geäußert, bis er über seinen Anwalt habe mitteilen lassen, dass er den ganzen Mietvertrag für hinfällig halte. Wenn die Mietsache, also der Club, nicht mehr existiert, besteht auch kein Mietverhältnis mehr – so die Argumentation.

Weil Richter sich selbst nicht zu dem Fall äußert, kann man über seine Motive nur spekulieren. Darauf, dass der Club bald nicht mehr existiert, scheint er es aber anzulegen: Er hat per Eilverfahren eine einstweilige Verfügung erwirkt, die Schamoni und dem Pudel-Kollektiv verbietet, Sanierungsarbeiten am Gebäude durchzuführen.

Passiert aber weiterhin nichts an dem Haus, dessen unterer Teil immer noch nass von den Löscharbeiten ist, wird vermutlich bald nichts mehr zu retten sein. „Wir sollen zusehen, wie der Pudel verrottet“, kommentierte ein Mitglied des „Pudel Verein für Gegenkultur“ den Schritt Richters. Dessen Verhalten mache klar: Er tue alles dafür, dass der Pudel kaputtgehe.

Wir sollen zusehen, wie der Pudel verrottet

Anonyme Pudel-Unterstützerin

Ist der Pudel noch zu retten?

„Noch kann man das alles retten“, sagte ein anderer Pudel-Unterstützer. Man müsse nur das Dach abtragen und durch ein Flachdach ersetzen sowie die unteren Räume sanieren. „Da sind Leute in ihrer Existenz gefährdet, die einfach nur wollen, dass der Club wieder aufmacht“, so der Pudelfreund, „und Richter setzt alles daran, das zu verhindern.“

Der Wiederaufbau des Gebäudes sei nicht wirtschaftlich, argumentierte nach Informationen des Pudel-Anwalts Martin Klingner der gegnerische Anwalt Friedrich Grub. Weder Grub noch sein Mandant Richter waren am Montag für die taz zu erreichen. Das Pudel-Kollektiv hat Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung eingelegt. Heute soll das Amtsgericht Altona darüber entscheiden.

In einem Schreiben an das Gericht offenbart Richter nach Angaben des Pudel-Anwalts seine Absicht, das ganze Gebäude abzureißen und stattdessen einen Neubau neben dem Park Fiction zu errichten. Laut Klingner habe Grub an das Gericht geschrieben, dass es erforderlich sei, das gesamte Gebäude abzureißen und neu zu bauen. Die Fortführung des Clubs sei auch an anderer Stelle möglich, habe der Anwalt geschrieben: „Sofern St. Pauli den Pudel verliert, gewinnt ihn ein anderer Stadtteil.“

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1 Kommentar

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  • Dieser ganze Streit ist schon sehr bizarr. Bausicherungsmaßnahmen per einstweiliger Verfügung verhindern zu wollen, darauf muss man erst mal kommen. Das Gericht wird die Sicherung des Gebäudes wohl kaum verhindern, denn an verrottenden Bauten besteht in Hamburg nun wahrlich kein Bedarf und auch kein öffentliches Interesse. Natürlich kann man das ganze Ding auch neu aufziehen, ist aber immer eine Frage des Geldes. Aus meiner Sicht könnte der Club unten ruhig doppelt so groß sein und das Cafe oben ist schon was Besonderes mit dem herrlichen Blick auf den Hafen. Ein anderer Standort ist auch schwer vorstellbar. Wenn zwei Betreiber nur noch zerstritten sind, sollte einer freiwillig gehen (mit Abfindung), bevor beide ruiniert sind und das Publikum in die Röhre guckt.