Nach Vorwürfen gegen Till Lindemann: 750.000 Euro für Betroffene
Nach den Vorwürfen um Rammstein riefen Promis dazu auf, Geld für Anwaltskosten mutmaßlicher Opfer zu spenden. Die meisten spenden anonym.
Auf der Plattform heißt es dazu: „Es gibt immer mehr Vorwürfe gegen Till Lindemann. Rammstein sagen in ihrem Statement dazu, dass sie den mutmaßlich betroffenen Frauen das Recht auf ihre Sicht der Dinge geben.“ Und weiter: „Grundsätzlich wäre das fair, wären da nicht Lindemanns Star-Anwälte, die bereits Unterlassungsaufforderungen an die Frauen schicken, die sich äußern. Zudem drohen Betroffenen in solchen Fällen häufig Strafanzeigen, die sie einschüchtern sollen.“
Die Schauspielerin Nora Tschirner sagte in einem Video auf Instagram: „Es gibt ein Signal von: Warum kann das jetzt nicht einfach aufgeklärt werden? Warum müssen Leute einzeln angegangen werden mit Abmahnungen?“ Das sei ein klassisches Machtgefälle. „Eine Person kann sehr viele Euro haben und viele Personen können jeweils einen Euro haben.“ Sie und andere Prominente wie Jasmina Kuhnke, Carolin Kebekus und Rezo riefen im Rahmen des „SHEROES Fund für Held*innen der Demokratie“ dazu auf, Geld zu spenden.
Das Geld soll für Anwalts- und Prozesskosten, Therapie und andere Schutzmaßnahmen verwendet werden. Dafür arbeiten sie laut Spendenaktion zusammen mit dem Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt.
Die meisten Spender_innen bleiben anonym
Die meisten Spender_innen auf der Plattform bleiben anonym, aber einzelne geben einen Namen an: Beispielsweise Helge S., der 50 Cent spendet und dazuschreibt „Wehrt Euch!“ Eine Person spendete anonym und schreibt dazu: „Es muss Chancengleichheit herrschen. Wenn Millionäre Anwälte teuer bezahlen können, die nicht Vorwürfen nachgehen, sondern einfach unliebsame Stimmen zum Schweigen bringen wollen, müssen sich die mutmaßlichen Opfer wehren können.“
Unterdessen starteten Aktivist_innen unter musicmetoo.de eine neue Plattform für Betroffene von sexualisierter Gewalt und Diskriminierung in der Musikindustrie. Dahinter stehe ein Netzwerk aus der Musikbranche wie „Deutschrapmetoo“, „Safe the Dance“ und „Queer Cheer“. Betroffene können dort anonym von ihren Erlebnissen erzählen. Die Aktivist_innen prüfen die Vorwürfe und veröffentlichen sie auf ihre Homepage und auf ihren Instagram-Account @musicmetoogermany.
Transparenzhinweis: Die Autorin beteiligte sich an der Spendenaktion „Wie viel Macht 1€“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt