CNN-Moderator vs. Donald Trump: Die Stärke in der Verletzbarkeit
Victor Blackwell analysierte einen Hass-Tweet von US-Präsident Trump auf seinen rassistischen Inhalt. Die emotionale Reaktion geht viral.
Dass ein Moderator einer Nachrichtensendung vor laufender Kamera weint, kommt für gewöhnlich nicht vor. Nicht nur deshalb sorgte der Tränenausbruch von CNN-Moderator Victor Blackwell für Aufsehen.
Auslöser war ein aktueller Tweet von US-Präsident Donald Trump. Er hat schon seit Tagen den afroamerikanischen Abgeordneten Elijah Cummings in der Schusslinie. Der Demokrat ist als Vorsitzender des Reform- und Aufsichtsausschusses ein einflussreicher Kongressmann. In der Funktion leitete er schon etliche Untersuchungen zu den Regierungsgeschäften Trumps. Er hatte seine Empörung über die Zustände in den überfüllten Migrantenlagern öffentlich geäußert. Trump verbat sich das: Cummings eigener Wahlbezirk im Großraum Baltimore sei dagegen ein „widerliches, von Ratten und Nagetieren befallenes Drecksloch“.
Hier kommt Victor Blackwell ins Spiel. Er kommentierte die verbale Attacke im Rahmen der Sendung „Newsroom“ am Samstagabend: Cummings sei nicht der erste, den Trump mit dem Wort „infested“, auf deutsch „befallen“, angriff. „Donald Trump hat hat tausende Menschen beleidigt. Viele verschiedene Menschen. Aber wenn er über ‚Befall‘ twittert, dann geht es um braune und schwarze Menschen.“
Als Blackwell auf Baltimore zu sprechen kommt, bricht seine Stimme. Mit Tränen in den Augen spricht der Moderator Trump erstmals direkt an: „Wissen Sie, wer dort lebte, Herr Präsident? Ich.“ Trotz der Herausforderungen in der Stadt seien die Menschen aus Baltimore hart arbeitende Amerikaner und sollten als solche respektiert werden, appelliert Blackwell. Der knapp dreiminütige Clip des Journalisten geht im Netz viral und lässt die Rassismusvorwürfe gegen Trump wieder lauter werden.
Blackwell war der erste schwarze Sprecher des abc-Senders WPBF. Für seine Reportagen und Recherchen erhielt er mehrere Preise. Jetzt zeigte sich der sonst toughe 38-jährige CNN-Moderator von einer anderen, verletzbaren Seite. Auch ein Zeichen von Stärke!
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung