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Nach Anti-Terror-Razzia und FestnahmenIsrael schließt Grenze zu Gaza

Israel befürchtet Attacken aus Gaza als Vergeltungmaßnahme. Bei einer Razzia wurden zwei ranghohe Mitglieder der Miliz Islamischer Dschihad im Westjordanland festgenommen.

Milizionäre besuchen im Juli die Beerdigung eines bei einer Razzia getöteten Palästinenser Foto: Raneen Sawafta/reuters

Dschenin afp | Aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen hat Israel am Dienstag einige Abschnitte an der Grenze zum Gazastreifen für Zivilisten gesperrt. Die israelische Armee erklärte, sie blockiere den Grenzzugang „aufgrund einer direkten Bedrohung“ und wegen „möglicher Angriffe gegen Zivilisten“. In der Nacht zuvor waren zwei ranghohe palästinensische Mitglieder der Miliz Islamischer Dschihad bei einer Razzia im Westjordanland-Distrikt Dschenin festgenommen worden.

„Nachdem terroristische Aktivitäten der palästinensischen Terrororganisation Islamischer Dschihad zugeordnet wurden, wurde beschlossen, Gebiete und Routen, die an den Sicherheitszaun des Gazastreifens angrenzen, zu sperren“, erklärte die israelische Armee. Die Grenze zum von der Terrorgruppe Hamas kontrollierten Gazastreifen wird immer wieder von Israel, aber auch dem angrenzenden Ägypten geschlossen. Die beiden „gesuchten Terrorverdächtigen“ seien aber im Westjordanland festgenommen worden.

Aus palästinensischen Sicherheitskreisen hieß es, bei einem der Festgenommenen handele es sich um Bassem al-Saadi, eine führende Persönlichkeit des politischen Flügels des Islamischen Dschihad im Westjordanland. Der zweite festgenommene Verdächtige sei Saadis Schwiegersohn, der in Dschenin ansässig sei und Gelder für die militante Gruppe beschaffe.

17-Jähriger bei Razzia erschossen

Bei der Razzia war am späten Montagabend zudem ein 17-jähriger Palästinenser von israelischen Streitkräften erschossen worden. Der Islamische Dschihad identifizierte den Teenager als Dirar al-Kafrayni. Er sei ein Mitglied der Gruppe und „unser heldenhafter Märtyrer“.

Der Islamische Dschihad, eine militante Gruppe mit engen Verbindungen zum Iran, ist im Gazastreifen stark vertreten. Sie nutzt das Gebiet regelmäßig für Raketenangriffe auf Israel.

Die jüngsten Spannungen finden inmitten der zunehmenden Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt statt. Seit Ende März begingen militante Palästinenser fünf Terroranschläge auf israelischem Boden. Im selben Zeitraum wurden außerdem mindestens 55 Palästinenser bei Razzien getötet, unter ihnen mutmaßliche Militante, aber auch Zivilisten, etwa die Al-Dschasira-Journalistin Schirin Abu Akleh, die über eine israelische Razzia in Dschenin berichtet hatte.

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21 Kommentare

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    Die Moderation

  • 6G
    659975 (Profil gelöscht)

    Ich bin sicher, das die große Mehrheit der Palestinänser und der Menschen in Israel in Frieden leben wollen.



    Die Gewalt geht von beiderseitigen Minderheiten aus, die die jeweilige Mehrheit in Geiselhaft nehmen und bei Bedarf auch manipulieren.



    Und solange bei den Palestinänsern eine kleine Terror- Gruppe mit dem Status quo eine Menge Geld für sich verdienen kann, wird es auch so bleiben.

    • @659975 (Profil gelöscht):

      Um welche Minderheit handelt es sich denn auf israelischer Seite?

      • @Jim Hawkins:

        Die Minderheit, die laut Umfragen ca. 70% der israelischen Jüdinnen und Juden ausmacht, die das diskriminierende Nationalitätsgesetz was verabschiedet wurde unterstützt.

        • @Papalucas:

          Was besagt denn genau dieses Gesetz?

          • @Jim Hawkins:

            “…allgemein bezeichnet als Nationalstaatsgesetz, auch Nationalgesetz oder Nationalitätengesetz,[1][2] ist ein Gesetz des Staates Israel, das den jüdischen Charakter des Staates festschreibt[3] und die nationalen Werte des Staates Israel rechtsverbindlich verankert. Als eines der israelischen Grundgesetze ist das Gesetz Teil der Verfassung des Landes.[4][5] Darin wird festgeschrieben, dass Israel die „nationale Heimstätte des jüdischen Volkes“ und das vereinte Jerusalem die Hauptstadt ist. Hebräisch wird zur alleinigen Nationalsprache erklärt, während Arabisch, das in Israel bisher ebenfalls offizielle Sprache war, nur einen nicht näher definierten Sonderstatus erhielt. Betont wird auch, dass jüdische Siedlungen in Israel im Interesse des Nationalstaates seien…”

            Hat ehrlich gesagt nur noch wenig mit Demokratie zu tun, wenn eine Religion oder Ethnie anderen überlegen ist - per Gesetz festgelegt.



            Wiederspiegelt halt den Großteil der Gesellschaft, rechtsnational. Zum Glück sinds ja nicht alle.

            • @Papalucas:

              Merkwürdigerweise empfinden die arabischen Israelis ihr Heimatland als gar nicht so furchtbar:

              "Im Kontrast dazu steht der hohe Anteil von arabischen Israelis, die glauben, dass Israel besser als die meisten anderen Länder sei (77 %) – dies ist einer der höchsten Prozentsätze in den entwickelten Ländern für diese Frage. 82 % der arabischen Befragten sagten, sie seien lieber israelische Bürger als Bürger irgendeines anderen Landes.[69"

              Vielleicht ist denen das Gesetz ja irgendwie entgangen.

              de.wikipedia.org/w...lbstidentifikation

              • @Jim Hawkins:

                Dann zitieren Sie doch mal den ganzen Text, dann haben Sie die Antwort. Außerdem war die Befragung 2006. Seitdem steht Israel und die Gesellschaft noch deutlich rechter.



                Aber immerhin versuchen Sie rechtsnationale und menschenverachtende Gesetze und Politik damit zu rechtfertigen, dass die nicht jeder- laut Umfragen - schlecht findet. Dann kanns ja nicht so schlimm sein.



                Übrigens wurde das Gesetz 2018 verabschiedet.

                • @Papalucas:

                  Hauptsache rechtsnational.

      • 6G
        659975 (Profil gelöscht)
        @Jim Hawkins:

        Um orthodoxe, nationalistische Juden, die sich gerne als Siedler im West-Jordanland niederlassen. Zum Beispiel.

        • @659975 (Profil gelöscht):

          "orthodoxe, nationalistische Juden"

          Im weiteren Sinn sind fast alle Juden in Israel orthodox, im engeren Sinn widersprechen sich orthodox und nationalistisch. Man könnte sich ein bisschen informieren und herausfinden, dass die Nationalreligiösen eine ganz andere Gruppe als die Ultraorthodoxen sind.

      • @Jim Hawkins:

        Die Siedler auf den Westbanks, die Judäa und Samaria als zu Israel gehöriges Land betrachten und die dortigen Palästinenser vertreiben und entrechten. Sie erpressen auch die jeweilige Israelische Regierung um Mehrheiten zu Fall oder an die Macht zu bringen.

        • @Pepi:

          Wie erpressen die denn die israelische Regierung?

          • @Jim Hawkins:

            Indem sie Regierungsmehrheiten kippen können. Die Versuchung der jeweiligen Regierung an der Macht zu bleiben ist eben groß und süß. Es geht um Einfluss und Geld.

      • @Jim Hawkins:

        frag ich mich auch, Rechtspopulisten bis Rechtsradikale sind auf israelischer Seite klar in der Mehrheit. Selbst die aktuell amtierende Regierung kam ohne Unterstützung von Bennets Jamina und Liebermans Israel Beitenu nicht aus. Und Netanjahu nimmt inzwischen auch unzweifelhaft faschistoide Parteien in sein Kabinett auf.

        • @ingrid werner:

          Also haben wir es mit einem faschistoiden System zu tun, dass die basisdemokratische Hamas bekämpft, oder?

          • @Jim Hawkins:

            Sagen wir so: Israel nähert sich den Nahöstlichen Verhältnissen an. keine eben rosigen Aussichten.

            • @ingrid werner:

              Sie meinen, es ist nur eine Frage kurzer Zeit, bis in Israel staatlicherseits die ersten Homosexuellen ermordet werden.

              Freie Wahlen, freie Presse, Meinungsfreiheit, alles wird abgeschafft.

              Ist das nicht ein bisschen wahnhaft?

              Ist es nicht eher erstaunlich, wie demokratisch Israel verfasst ist, trotz der ständigen Drohungen der Vernichtung und der andauernden Angriffe?

              Lassen Sie doch mal ihrer Fantasie freien Lauf. Wie würde ein Deutschland aussehen, dass in einer Lage wäre, ähnlich der Israels?

              • @Jim Hawkins:

                Eine Demokratie mit allem drum und dran muss man auch gar nicht abschaffen um sie abzuschaffen. Sie bleibt schön an Ort und Stelle in der Verfassung stehen. Schauen Sie nur nach Ungarn oder die Bemühungen der Republikaner an Wahlgesetzen rumzuschrauben, Hetzkampagnen u Dauergehirnwäsche auf Social Media, Infragestellung des Wahlsieges der anderen Seite, Auswahl politisch zuverlässiger Richter ... für all das brauchte Netanjahu übrigens keine Lehrstunden bei Trump, er braucht ihn nur um freie Fahrt zu haben. Unnötig zu erwähnen, dass alle hier erwähnten beste Freunde sind.

          • @Jim Hawkins:

            Lieber Jim, wundern Sie sich hier bitte über nichts mehr. Der braune Spuk kommt nicht aus dem Konzept, er verspricht sich nie und dabei bleibt es das höchste von allem, bei unserer Geschichte..... nichts süßer, nichts von größerem Vergnügen, Kühnheit und Impertinenz den Überlebenden in Israel v-o-n D-e-u-t-s-c-h-l-a-n-d a-u-s Rechtsextremismus vorzuhalten.

            • @Günter:

              Das stimmt, das ist geradezu ein Klassiker.

              Die Opfer von einst werden zu Tätern, was unsere Täterschaft entlastet und relativiert.