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Nach Angriff auf Klinik in GazaTodeszone Nordgaza

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Israels Armee überschreitet im Gazastreifen wieder eine rote Linie. Sie folgt einem Plan. In Deutschland verschließen viele die Augen davor.

Die letzte große Klinik in Nordgaza ist zwangsgeräumt Foto: Reuters / Dawoud Abu Alkas

A m Freitag hat die israelische Armee das letzte große Krankenhaus im Norden des Gazastreifens, die Kamal-Adwan-Klinik, räumen lassen. Dutzende Mitarbeiter und Patienten wurden gezwungen, bis auf die Unterwäsche entkleidet im Gänsemarsch das Gebäude zu verlassen. Andere, darunter der Leiter der Klinik, wurden verhaftet.

Der Norden von Gaza wird damit zur Todeszone. Die israelische Armee hat dort seit Oktober weite Gebiete abgeriegelt, von der Versorgung mit Lebensmitteln und Hilfsgütern abgeschnitten und große Teile dem Erdboden gleichgemacht. Das folgt dem „Plan der Generäle“, der auf eine Zwangsvertreibung der Bevölkerung in ihr zugewiesene Gebiete zielt, um den Norden komplett unter israelische Kontrolle zu bringen.

Rund 90 Prozent der 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens sind bislang aus ihren Häusern und Wohnungen vertrieben worden. Hunderttausende leben in überfüllten Zeltlagern an der Küste, wo sie kaum Schutz vor dem kalten, nassen Winter finden. Kein Wunder, dass dort Babys erfrieren. Die israelische Armee macht bei ihren Angriffen weder vor Krankenhäusern, Schulen noch vor Zeltlagern in angeblich „sicheren Zonen“ halt.

Stets heißt es, man ziele nur auf Terroristen. Doch dabei nimmt man eine hohe Zahl an zivilen Opfern in Kauf. Wie die New York Times jüngst berichtete, wurden die Einsatzregeln entsprechend gelockert. Und wie man den israelischen Erklärungen entnehmen kann, werden sogar Journalisten und Ärzte wie der Leiter der Kamal-Adwan-Klinik als „Terroristen“ betrachtet – und damit als legitime Angriffsziele.

Menschenrechtler von Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen und Human Rights Watch bezeichnen Israels Vorgehen als Völkermord. In Deutschland verschließt man davor gern die Augen. Die Bundesregierung hat kurz vor Weihnachten noch Waffenexporte nach Israel in Höhe von mehr als 30 Millionen Euro genehmigt. Und Zyniker wie Volker Beck oder Jutta Dittfurth ziehen in Zweifel, dass in Gaza wirklich Babys erfrieren. Das ist ein neuer Tiefpunkt der Menschlichkeit.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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