NSU-Prozess in München: Ex-Nazi berichtet von Anwerbung
Unterstützer des NSU sollen im Jahr 2000 versucht haben, einen früheren Neonazi aus Chemnitz anzuwerben. Nach eigener Aussage sollte er Untermieter aufnehmen.

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe mit ihren Anwälten im Münchner Gerichtssaal. Bild: dpa
MÜNCHEN dpa | Ein früheres Mitglied der Chemnitzer Neonazi-Szene hat im NSU-Prozess geschildert, wie ihn Unterstützer der mutmaßlichen NSU-Terroristen als Helfer anwerben wollten. Einer der Szene-Anführer habe sich im Sommer oder Herbst 2000 spät am Abend mit ihm in der Chemnitzer Innenstadt getroffen.
Bei ihm seien zwei Männer gewesen, deren Köpfe unter Kapuzen verborgen gewesen seien, sagte der Zeuge am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München. Der Szene-Anführer habe ihn gefragt, ob er für ein paar Tage Untermieter aufnehmen könne. Er habe verneint, weil er noch bei seinen Eltern wohnte. Ein paar Monate später habe es einen zweiten Versuch gegeben.
Eines Tages habe er Mahnbriefe von Inkasso-Unternehmen und einer Hausverwaltung bekommen. Unbekannte hätten auf seinen Namen eine Wohnung gemietet und sich Waren schicken lassen, darunter ein Nachtsichtgerät. Er habe dann festgestellt, dass ihm sein Portemonnaie samt Personalausweis abhandengekommen sei.
Der NSU soll zehn Menschen ermordet haben. Der erste Mord wurde im September 2000 begangen.
Leser*innenkommentare
anteater
Wie lange dauert es wohl, bis ein Inkasso-Unternehmen Mahnbriefe versendet, sofern eine Rechnung nicht bezahlt wurde? Ich schätze mindestens drei Monate (Rechnung mit Fälligkeitsdatum plus zwei Mahnungen dürften vorher schon anfallen). Und dieser Herr merkt, dass sein Portemonnaie abhanden gekommen ist, als er Mahnbriefe bekommt. Besonders oft scheint er sein Portemonnaie nicht zu verwenden. Wohl nur so ein mal im Jahr. Und so einen unglaubwürdigen Stuss erzählt doch tatsächlich jemand vor Gericht. Wirklich erstaunlich. Durfte der Zeuge nach seiner Aussage nach Hause gehen, oder hat man ihn gleich mal in Beugehaft genommen?