NPD: Bunte Farbe statt brauner Frauen
Hunderte protestierten gegen die NPD-Veranstaltung in der Neuköllner Volkshochschule. Farbanschlag auf Haus des Bezirksbürgermeisters.
Bunt gegen braun: Weil der "Ring Nationaler Frauen" (RNF), eine Unterorganisation der rechtsextremen NPD, in der Neuköllner Otto-Suhr-Volkshochschule am Freitag Abend eine Veranstaltung abhalten durfte, haben unbekannte Täter in der Nacht zuvor mit Farbe gefüllte Flaschen gegen das Wohnhaus von Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowski (SPD) geworfen. Zudem haben die Täter eine Scheibe am Haupteingang einer Schule in der Boddinstraße zerstört.
Die Polizei vermutet, dass die Farbanschläge aus Protest gegen die Raumvergabepolitik des Bezirkbürgermeisters verübt wurden. Denn am Gebäude und in der Umgebung entdeckte sie Zettel und Farbschmierereien, deren Inhalt sich gegen die NPDVeranstaltung richtete. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Buschkowsky zeigte sich erschüttert. "Offensichtlich werde ich als Verbündeter der Rechtsextremisten betrachtet", sagte der Bezirksbürgermeister zur taz. Ihm sei in einem Flugblatt der Antifa die Verantwortung zugeschoben worden, dass die rechtsextremistischen Frauen in den Räumen der Otto-Suhr-Volkshochschule in Neukölln tagen.
"Ich bin die Feindfigur, weil ich angeblich dafür sorge, dass die NPD agieren kann", so Buschkowsky. Er wies daraufhin, dass ihm bei der Raumvergabe aber die Hände gebunden seien.
Besonders die Antifa hatte es als besondere Provokation empfunden, dass die Nazifrauen ausgerechnet im auch von vielen Linksalternativen und Menschen mit Migrationshintergrund bewohnten Nordneukölln ihre Veranstaltung abhalten dürfen.
Es sei nicht nur ein Skandal, dass das Bezirksamt den Rechtsextremistinnenüberhaupt Räume zur Verfügung stelle, heißt es im Aufruf der Antifa. Skandalös sei auch die Wahl der Räume: Den Nazi-Frauen wurden Räume in einer Volkshochschule zur Verfügung gestellt, die ausgerechnet nach dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin benannt ist. Suhr war Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und wurde sowohl aus politischen Gründen, als auch wegen seiner jüdischen Ehefrau mehrfach von der Gestapo verfolgt.
Zu den zwei Gegenkundgebungen gegen die Veranstaltung der Rechtsextremistinnen kamen am Freitag rund 300 NPD-Gegner. Aufgerufen zu den Kundgebungen hatten zwei Bündnisse. Die Grünen demonstrierten zusammen mit weiteren Initiativen an der Ecke Hermannstraße/Boddinstraße, eine zweite Gruppe setzte sich vor allem aus linksautonomen Kreisen zusammen.
Die Linkspartei in Neukölln hatte nicht dazu aufgerufen. Sie hatte bereits vor Wochen für den Abend eine Mitgliederversammlung vorgesehen, die sich nach Angaben von Linke-Mitglied Ruben Lehnert nicht verschieben ließ. Einzelne Mitglieder seien aber trotzdem auf der Straße gewesen, versicherte er. Lehnert selbst beteiligte sich mit einer Rede.
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