Musliminnen protestieren gegen Trump: Können Sie uns jetzt hören?
Donald Trump hat die Mutter eines gefallenen US-Soldaten angegriffen. Im Netz tweeten jetzt tausende muslimische Frauen ihren Widerspruch.
Es gibt Menschen wie Donald Trump, die den Islam gerne aus Amerika verbannen würden und es gibt Menschen, die muslimischen Glaubens sind und für dieses Land bis zum Tod gekämpft haben. Humayun Khan ist einer davon. Khizr Khan, der Vater des US-Soldaten, der 2004 mit nur 27 Jahren im Irakkrieg von einer Autobombe getötet wurde, sprach auf dem Demokraten-Parteitag über seinen gefallenen Sohn.
Dabei kritisierte er auch Trumps Aussagen über Muslime in Amerika. Seine Frau Ghazala Khan stand ihm schweigend zur Seite. Donald Trump fiel später nichts besseres ein, als medienwirksam zu mutmaßen, dass Frau Khan der Mund verboten worden wäre.
Die Respektlosigkeit, mit der Donald Trump mit der emotionalen Rede des Vaters eines gefallenen US-Soldaten umging, hat eine Welle der Solidarisierung im Netz ausgelöst. Die Bürgerrechtsorganisation CAIR rief muslimische Frauen dazu auf, darüber zu tweeten, wer sie sind und wofür sie stehen, um der Welt zu zeigen, dass sie alles andere als leise sind.
Mit Erfolg: Unter dem Hashtag #CanYouHearUsNow wehren sich tausende muslimische Frauen gegen Trumps Unterstellung, Ghazala Khan dürfe wegen ihrer Religionszugehörigkeit nicht sprechen. Sie schreiben von ihren Jobs, ihren Erfolgen und über ihren Willen, gehört zu werden. Eine Userin twittert zum Beispiel: „Ich will die erste muslimische Hijab Ballerina werden. Schon davon gehört, Donald Trump?“, eine andere stellt sich vor: „Ich bin eine lesbische, muslimische, pakistanische, Schauspielerin, Aktivistin, Schriftstellerin, Produzentin, Anwältin & Wesen der Leidenschaft“.
Ignorant, wie immer
Es ist nicht neu, dass Donald Trump wilde Anschuldigungen ohne Belege in den Raum wirft, um seine Ziele durchzusetzen. Für seine Behauptung, viele Leute hätten geschrieben und gesagt, dass Ghazala Khan nicht sprechen dürfe, nennt er keine Beweise. Stattdessen versucht er auf Twitter das Ruder wieder einmal in die Richtung herumzureißen, die ihm am besten gefällt: „Es geht hier nicht um Mr. Khan, der überall Interviews gibt, sondern um radikalen, islamistischen Terrorismus.“
Mit dem Hashtag #CanYouHearUsNow setzen muslimische Frauen also nicht nur ein Zeichen gegen Trumps Anti-Islam-Propaganda, sondern gegen Vorurteile, Sexismus und Ungleichheit auf der ganzen Welt. Trump selbst, der sonst auf jeden Twitter-Zug aufspringt, hat noch nicht auf die Frage „Können Sie uns jetzt hören?“ geantwortet. Stattdessen schickte er seinen Followern ein dickes Grinsen beim Chicken-Wings-Essen aus dem Privatflieger, während sich andere um die Probleme in der Welt kümmern dürfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden