piwik no script img

Mueller spricht über Trump-ErmittlungRufe nach Amtsenthebung häufen sich

Die Demokraten diskutieren schon länger ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Durch den Auftritt von Sonderermittler Mueller wächst der Druck.

Erst sprach Robert Mueller. Jetzt reden viele Foto: ap

Washington dpa | Der öffentliche Auftritt von Russland-Sonderermittler Robert Mueller hat unter den Demokraten die Debatte über ein mögliches Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump neu angefacht. Mehrere Demokraten im Kongress, darunter Präsidentschaftskandidaten, forderten nach Muellers Stellungnahme die Einleitung eines solchen Verfahrens.

„Alle Optionen sind auf dem Tisch“, betonte der Vorsitzende des Justizausschusses im Repräsentantenhaus, der Demokrat Jerry Nadler. Die demokratische Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Nancy Pelosi, bremste erneut angesichts der begrenzten Erfolgsaussichten eines solchen Schritts. Auch sie sagte aber: „Nichts ist vom Tisch.“

Mueller hatte sich am Mittwoch in einer kurzfristig anberaumten Stellungnahme erstmals nach etwa zwei Jahren öffentlich zu den Russland-Ermittlungen geäußert und Trump ausdrücklich nicht vom Vorwurf der Justizbehinderung freigesprochen. „Wenn wir sicher gewesen wären, dass der Präsident klar keine Straftat begangen hat, dann hätten wir das so gesagt“, betonte Mueller. Er und sein Team hätten dies im Abschlussbericht zu den Untersuchungen extra offengelassen. Zur Begründung sagte Mueller, den Ermittlern seien aus rechtlichen Gründen die Hände gebunden gewesen.

Mueller hatte seit Mai 2017 untersucht, ob Trumps Wahlkampfteam geheime Absprachen mit Vertretern Russlands traf und ob der US-Präsident die Justizermittlungen behinderte. Hintergrund der Ermittlungen war die mutmaßliche Einmischung Moskaus in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016. Ende März schloss Mueller seine Arbeit ab und legte einen Bericht vor, der bislang nur in Teilen geschwärzt veröffentlicht wurde.

Darin steht, es habe „zahlreiche“ Kontakte zwischen Trumps Lager und Vertretern Russlands gegeben. Beweise für eine Straftat lägen aber nicht vor. Außerdem listete Muellers Team in dem Bericht diverse Versuche Trumps auf, Einfluss auf die Untersuchungen zu nehmen. Diese seien nur deshalb erfolglos geblieben, weil Personen aus dem Umfeld des Präsidenten sich weigerten, dessen Anweisungen zu folgen. Die Ermittler ließen aber offen, ob Trump sich der Justizbehinderung schuldig machte. Sie legten Indizien dafür und dagegen vor.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Mueller verteidigte die Entscheidung, sich hier nicht festzulegen. Man habe sich an die Vorgaben des Justizministeriums halten müssen. Unter anderem gebe es keine rechtliche Möglichkeit, einen amtierenden Präsidenten wegen einer Straftat zu belangen. Mueller betonte, es seien andere Verfahren jenseits der Justiz nötig, um einen amtierenden Präsidenten wegen Fehlverhaltens zu belangen.

Die Demokraten verstanden Muellers Botschaft als direkte Aufforderung, im US-Kongress gegen Trump vorzugehen – durch Untersuchungen gegen den Präsidenten in diversen Ausschüssen oder aber durch ein Amtsenthebungsverfahren. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber und Senator Cory Booker schrieb nach Muellers Auftritt auf Twitter: „Der Kongress hat die rechtliche und moralische Verpflichtung, sofort ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten.“

Andere Präsidentschaftsanwärter der Demokraten, wie Kamala Harris und Elizabeth Warren, fordern das schon länger. Auch weitere Demokraten im Kongress plädierten am Mittwoch offen dafür, diesen Weg zu gehen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ein sogenanntes Impeachment könnte zwar mit der Mehrheit der Demokraten im Abgeordnetenhaus angestrengt werden. Die Entscheidung über eine tatsächliche Amtsenthebung läge aber im Senat, wo Trumps Republikaner die Mehrheit haben. Die Erfolgsaussichten eines solchen Verfahrens sind also begrenzt. Das Risiko für die Demokraten ist nicht unerheblich. Würden die Republikaner ein solches Verfahren mit ihrer Mehrheit im Senat noch vor der nächsten Wahl im kommenden Jahr scheitern lassen, würde das den Demokraten mitten im Wahlkampf eine empfindliche Pleite bescheren – während sich Trump mit einem größtmöglichen „Freispruch“ durch den Kongress brüsten könnte.

Republikaner dominieren den Senat

Pelosi stand den Rufen aus ihrer Partei nach einer Amtsenthebung angesichts dessen bislang skeptisch gegenüber und versuchte, diese Bemühungen zu bremsen. Doch der Druck wächst. Am Mittwoch (Ortszeit) sagte sie, wenn man diesen Weg gehe, dann müsse der Fall absolut überzeugend und unangreifbar sein, damit auch der republikanisch dominierte Senat mitzieht.

Bei den Republikanern gibt es bislang keine größeren Absetzbewegungen in dieser Frage. Als erster Republikaner im Kongress hatte kürzlich der Abgeordnete Justin Amash Trump vorgeworfen, sich eines strafwürdigen Vergehens schuldig gemacht und die Messlatte für ein Amtsenthebungsverfahren überschritten zu haben. Amash gehört aber keineswegs zu den bekannten oder profilierten Köpfen der Partei.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, tat Amashs Aussage am Mittwoch als völlig irrelevant ab. Auf die Frage, ob sich die Regierungszentrale für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren vorbereite, sagte sie: „Wir sind immer vorbereitet.“ Die amerikanische Bevölkerung habe aber verdient, dass sich der Kongress nicht damit beschäftige, sondern mit den wahren Problemen des Landes.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Das wahre Problem der Demokraten ist doch, dass die floriert und das trotz oder grade wegen Trump. Damit sinken ihre Chancen bei den nächsten Präsidenschaftswahlen tagtäglich. Insbesondere, da bis jetzt kein einziger Kandidat in Sicht ist, der für die gesamtee Demokratischen Partei wählbar wäre.



    Für die Republikaner hingegen ist die Marschrichtung klar. Kein Kandidat kann es mit Trump aufnehmen. Jeder Kandidat, der Trump absägt, kann im darauffolgenden Präsidentschaftswahlkampf gegen die Demokraten nur verlieren. Deswegen bleibt Trump Präsident und sie werden alles tun auch ein Amtsenthebungsverfahren zum Scheitern zu bringen.



    Mit anderen Worten, Trump bleibt Präsident bis zur Wahl und wahrscheinlich darüberhinaus.

  • Es wird kein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Trump geben. Die wirren Kommentare über "Sanktionen" und "Mörder in Uniform" sind befremdlich..

  • Es gibt nur ein Mittel, um mit dem US-Regime fertig zu werden: Saktionen.

    • @C.O.Zwei:

      Schon, das dürfte die USA aber wenig erschrecken. Die kommen sich holen, was sie brauchen – egal (von) wo…



      Entertaining the world…

  • ÜBRIGENS : DAS WAHRE PROBLEM DER USA ( sowie div. Konflikte im Rest der Welt ) IST TRUMP !..

    `Make America Great again` indem er so ziemlich Alles was Amerika einst Groß machte , nämlich die uneingeschränkte Realisierung & Repräsentierung der Grund- , Menschen- & Völker-Rechte , mit Füßen tritt ?.. *LOL*

    Aber Klar - Die US-Justiz ist ja dafür berühmt-berüchtigt dass Unschuldige Weggesperrt , Gefoltert & Hingerichtet werden , Schuldige ( wie Kriegsverbrecher , Mörder in Uniform , Folterknechte , etc. ) dagegen vom Präsidenten begnadigt werden ... ( Fakt - Quellen auf Anfrage )

    Fazit : pbs.twimg.com/prof...11136/yqVfbqVN.png & pics.me.me/make-am...amily-34509359.png