Monsanto-Übernahme von Bayer: Der Kraftakt geht weiter
Am 7. Juni schluckt das deutsche Unternehmen Bayer den US-Saatgutriesen Monsanto. Den Namen des US-Konzerns wollen sie wegen des schlechten Images nicht behalten.
Der Weg bis hierhin war ein Kraftakt. Zwei Jahre lang versuchten Bayer und Monsanto rund 30 Kartellbehörden von der Übernahme zu überzeugen. 40 Millionen Seiten übermittelten die Leverkusener nach eigenen Aussagen allein an die USA und die EU. Und die ließen sich Zeit. Mit dem Abschluss des Kaufs hatte Bayer schon für Ende 2017 gerechnet. Die letzte wichtige Genehmigung kam erst vergangene Woche – vom US-Justizministerium.
Doch das wirklich schwierige Stück der Strecke steht noch bevor: Die Integration von Monsanto in die eigenen Konzernstrukturen. „Mit Abschluss der Übernahme geht die Arbeit erst richtig los“, hatte Bayer-Chef Baumann den Aktionären bereits auf der Hauptversammlung Ende Mai zugerufen. Rund 20.000 Mitarbeiter sollen übernommen werden. Noch muss Bayer damit warten, bis die Auflagen der Kartellbehörden erfüllt sind und der Verkauf wichtiger Unternehmensbereiche an den Rivalen BASF abgeschlossen ist. „Damit rechnen wir etwa in zwei Monaten“, sagte Baumann am Montag.
Das Image von Monsanto ist schwer angeschlagen. Kritiker werfen dem US-Konzern ruppige Geschäftsmethoden vor. Zudem steht Monsanto für sein Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat in der Kritik, das Sammelkläger und einige Studien für krebserregend halten.
Weltmarktführer bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln
Der Name Monsanto soll wohl auch deshalb künftig verschwinden. „Unser Unternehmen heißt Bayer – und das wird auch in Zukunft der Fall sein“, betonte Baumann. „Monsanto wird als Unternehmensname nicht fortgeführt.“
Mit dem Kauf steigt Bayer zum Weltmarktführer bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln auf. Zudem treibt der Konzern damit seine Ausrichtung als ein reines Life-Science-Unternehmen voran. Konzernintern verschiebt die Integration von Monsanto die bisherigen Gleichgewichte: Die Crop-Science-Sparte wächst auf etwa die Größe des Pharmageschäfts und könnte künftig rund die Hälfte zum Umsatz beitragen.
Damit sich dieser Kraftakt lohnt, will Bayer investieren: Beide Konzerne gaben im vergangenen Jahr zusammen rund 2,4 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung im Agrarbereich aus – ein Wert der langfristig weiter deutlich steigen soll, wie der Leiter der Crop-Science-Sparte, Liam Condon, am Montag betonte.
Viele Aktionäre fürchten, dass andere Geschäftsbereiche deshalb zu kurz kommen und Bayer die Probleme im Tagesgeschäft aus den Augen verliert. „Die mit dieser Transaktion gebundenen Ressourcen fehlen Bayer an anderen Stellen“, sagte etwa Hendrik Schmidt von der Fondsgesellschaft DWS auf der Hauptversammlung des Dax-Konzerns vor wenigen Wochen.
Ähnliche Kritik kam dort von der Fondsgesellschaft Union Investment. „Das Bayer-Management ist jetzt nicht nur bei der Übernahme von Monsanto gefragt, sondern kämpft an vielen Fronten“, sagte Portfoliomanager Ingo Speich.
Verschuldung steigt deutlich
In der Tat könnten die Umstände des Megadeals besser sein. Bayers Umsatz stagnierte im vergangenen Jahr bei 35 Milliarden Euro. In der Crop-Science-Sparte plagen die Leverkusener unerwartet hohe Lagerbestände auf dem brasilianischen Markt.
Weil Bayers Verschuldung zudem durch den milliardenschweren Zukauf deutlich steigt, senkte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zudem ihr Langfrist-Rating für die Bonität des Konzerns um zwei Stufen von „A-“ auf „BBB“, wie sie am Montag in London mitteilte. Der Ausblick sei aber „stabil“.
Baumann trat diesen Befürchtungen am Montag entgegen und sendete besänftigende Signale an die Aktionäre. Die Übernahme soll den bereinigten Gewinn je Aktie schon ab dem kommenden Jahr nach oben treiben. Ab 2021 soll dieser Beitrag mindestens zehn Prozent betragen. Einsparen will Bayer zudem ab 2022 durch den Kauf jährlich 1,2 Milliarden Dollar. Ursprünglich hatte der Konzern hier mit 1,5 Milliarden Dollar gerechnet. Grund für die Reduzierung sind die strengen Auflagen, die die Kartellbehörden Bayer machten.
Seinen Kritikern will Baumann zuhören und mit ihnen zusammenarbeiten – zumindest dort „wo wir eine gemeinsame Basis finden“. Ob das die Gegner besänftigen wird, bleibt abzuwarten.
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