Momper fordert klares Leitbild für Berlin

■ Bei der Vorstellung des Buches „Berlins zweite Zukunft“, das er mit herausgegeben hat, setzte der SPD-Spitzenkandidat auf Bio- und Gentechnologie, Medizin und Verkehr

Ein klares, verbindliches Leitbild für Berlin hat gestern SPD-Spitzenkandidat Walter Momper gefordert. In Berlin würden immer wieder neue Leitbilder entwickelt, selten sei aber eines konsequent umgesetzt worden, kritisierte er bei der Vorstellung des Buches „Berlins zweite Zukunft – Aufbruch in das 21. Jahrhundert“. Momper ist einer der vier Herausgeber des Bandes, in dem über 20 AutorInnen aus Wissenschaft und Politik eine wirtschaftspolitische Bestandsaufnahme darlegen und Entwicklungspotentiale beleuchten. Zum Quartett der Herausgeber zählt auch Volkswirtschaftsprofessor Jürgen Kromphardt, der einer der fünf „Wirtschaftsweisen“ ist, Rudolf Steinke als Vorstand der Berliner Wirtschaftsgespräche und Volkswirt Georg Dybe.

Zum Leitbild Berlins muss nach Auffassung Mompers die Brückenfunktion zwischen Ost- und Westeuropa gehören. Die Hauptstadt soll Kompetenzzentren für Bio- und Gentechnologie, Medizin, Verkehr sowie die Informations- und Datenverarbeitung werden. Auf diese Bereiche sollten sich auch die Gelder aus dem Zukunftsfonds konzentrieren, der aus den Verkaufserlösen der Wasserbetriebe gespeist wird.

„Die heutige Unverbindlichkeit in der Leitbilddiskussion markiert die Beliebigkeit in der Schwerpunktsetzung der Wirtschafts- und Technologiepolitik des Landes“, kritisierte Momper. Das Buch sei „primär Politikberatung“ und die „Fundierung für eine Regierungserklärung“, sagte Momper, der gerne als Regierender Bürgermeister die Wirtschaftspolitik zur Chefsache machen würde.

Wie Kromphardt erläuterte, verstehe sich das Buch als „Standort-Report 2000“, zeige aber auch Entwicklungspfade für die neue geopolitische und wirtschaftliche Entwicklung Berlins in den nächsten zwei Jahrzehnten. Das größte Wachstumspotential, so Dybe, liege in der innerregionalen Verflechtung der Wirtschaftsstrukturen. Bei einer gesteigerten Nachfrage von Produkten innerhalb Berlins bleibe das Einkommen in der Stadt. Laut Steinke wird auch der Ostseeraum für Berlin eine bedeutendere Rolle spielen. win