Mögliche Anschlagsziele des NSU: Stuttgart und Hof ausgespäht

Hatte der NSU noch mehr Anschläge geplant? Darauf deuten Fotos aus der Wohnung des Trios hin. Mögliche Ziele: ein türkischer Imbiss und ein SPD-Büro.

Die Angeklagte Beate Zschäpe und ihre Anwälte Anja Sturm und Wolfgang Heer. Bild: dpa

MÜNCHEN dpa | Die NSU-Terroristen haben möglicherweise weitere Anschlagsziele in Süddeutschland ausgespäht. Das sagte ein Kripobeamter am Donnerstag als Zeuge im Münchner NSU-Prozess. Er hatte Fotos ausgewertet, die auf einer CD in der ausgebrannten Fluchtwohnung des NSU-Trios in Zwickau gefunden wurden. Die Bundesanwaltschaft wirft der Gruppe zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge vor.

Insgesamt habe es sich um zehn Fotos gehandelt, sagte der Ermittler. Mehrere Bilder, die das Gericht auf eine Leinwand projizieren ließ, zeigten einen türkischen Imbiss an der Nordbahnhofstraße in Stuttgart.

Auf zwei Bildern war außerdem ein Mann zu sehen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit das NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt sei. Der Mann lehnte an einem Fahrrad, trug ein dunkles T-Shirt und eine Baseball-Kappe. Diese Bilder seien am 26. Juni 2003 aufgenommen worden, sagte der Zeuge.

Am Tag darauf seien dann zwei Fotos entstanden, auf denen das Schild des SPD-Unterbezirks Hof in Oberfranken an einer Hausfassade zu sehen ist. Ein Bild zeigt außerdem das Straßenschild „Landwehrstraße“. In der Bildersammlung habe sich außerdem ein Schnappschuss befunden, der zwei Stunden nach der Aufnahme des SPD-Büros gemacht wurde. Darauf ist Böhnhardt zusammen mit Beate Zschäpe auf einem Sofa zu sehen.

Anschließend sollte ein weiterer Polizist über Vernehmungen der Hauptangeklagten Zschäpe und des wegen Beihilfe angeklagten Ralf Wohlleben im Jahr 1996 berichten. Seine Befragung dauerte allerdings nur kurz, weil er sich an keine der Vernehmungen mehr erinnern konnte. Kommende Woche will das Gericht erneut einen Zeugen aus dem Chemnitzer Unterstützerumfeld des NSU vernehmen.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

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