Mobilitätswende in Hamburg: Senat erfasst Radler automatisch
An 91 Hamburger Orten sollen Radfahrer künftig rund um die Uhr gezählt werden. Das Ziel ist eine bessere Verkehrsplanung.
Schon heute zählt der Senat einmal im Jahr im August und September an 38 neuralgischen Punkten die Radfahrer – allerdings von Hand – mit Ausnahme einer Zählsäule auf der Gurlittinsel. Diese „Pegelmessungen“ zeigen einen Anstieg des Radverkehrs um 120 Prozent seit dem Jahr 2000. Im Vergleich zu 2019 haben die Zähler 33 Prozent mehr Radler erfasst. „Der Radverkehr in Hamburg boomt“, stellte Tjarks fest.
Um daraus verkehrsplanerische Konsequenzen ziehen zu können, werden jetzt die automatischen Dauerzählstellen eingerichtet. 91 an 40 Orten sollen es bis zum Jahresende sein, mittelfristig 100. Auf dem Hamburger Verkehrsportal lassen sich die Zählstellen anklicken und Diagramme aufrufen, die das Verkehrsaufkommen über den Tag, die Woche, das Jahr zeigen. Die Daten lassen sich verknüpfen etwa mit Informationen über den Autoverkehr, Elektroladestationen oder die Velorouten.
„Die Erhebung der Daten ist eine wesentliche Grundlage unserer Arbeit“, sagte Stefan Klotz auf der Landespressekonferenz. Weil sie aussagekräftiger seien als die Pegelmessungen, lasse sich der Straßenraum bedarfsgerecht aufteilen und es ließen sich Ampelkreuzungen so optimieren, dass Radler eine Grüne Welle bekämen. „Priobike“ heißt das Projekt, das sich der Senat vom Bundesverkehrsministerium fördern lassen will.
Kamera am Laternenmast
Der Bund bezahlt auch knapp die Hälfte der 1,4 Millionen Euro für die Zählstellen. Wer an so einer an einem Laternenmast befestigten Kamera vorbeifahre, sei auf dem Wärmebild nicht zu erkennen, versicherte Volker Rech von Hamburg Verkehrsanlagen. Das Zählnetz ist eines von 85 Projekten, mit denen sich der Senat auf dem Intelligent Transport Systems (ITS)-Kongress im kommenden Jahr in Hamburg profilieren möchte.
Rech lobte das System für seine Flexibilität. Die Kameras könnten leicht abmontiert und andernorts eingesetzt werden. Die bisher angedachten Zählsäulen haben sich Tjarks zufolge als zu teuer erwiesen.
Ein Beispiel, für das, was sich mit dem neuen System erkennen lässt, bietet der Hochbahn-Streik im Oktober: Der Radverkehr nahm um 143 Prozent zu, der Autoverkehr nur um zehn Prozent.
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