Mobilitätswende in Berlin: Anradeln bei minus 4 Grad

Die Tucholskystraße in Mitte ist nun eine Fahrradstraße. Die An­woh­ne­r:in­nen sind erfreut, die Grünen-Verkehrsstadträtin sowieso.

Das Bild zeigt das Straßenschild Tucholskystraße

Lang hat's gedauert: Die Tucholskystraße ist jetzt eine Fahrradstraße Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN taz | Leidenschaftliche Rad­fah­re­r:in­nen schrecken auch Minusgrade nicht ab. So auch die kleine Gruppe von etwa 20 Personen, die sich am Dienstagnachmittag in der Tucholskystraße in Mitte trifft, um die Nord-Süd-Verbindung zwischen Tor- und Oranienburger Straße ihrer neuen Bestimmung zu übergeben: Die Straße ist künftig eine Fahrradstraße.

Anradeln bei minus vier Grad mit Mittes Verkehrsstadträtin Almut Neumann (Grüne): Ein Mann war sogar extra aus Tempelhof hergeradelt, um an der Einweihung bei den alles andere als freundlichen Temperaturen teilzunehmen.

Bislang galt die Straße als eine der vielbefahrensten Nebenstraßen des Bezirks. Zu oft kam es hier zu Unfällen, vor allem im Zusammenhang mit Radfahrenden. Seit Mitte Dezember durchziehen daher die Kreuzung Tucholsky-, Ecke Auguststraße eine Reihe von Verkehrspollern, die den Durchgangsverkehr für Autos unterbinden.

Künftig darf die Straße nur noch von Anliegern und vom Lieferverkehr befahren werden, gegebenenfalls auch durch den Schienenersatzverkehr. Damit wird „einer der größten Unfallschwerpunkte des Bezirks entschärft“, sagt Grünen-Politikerin Neumann.

Lob der Poller

Die Straße soll sicherer werden, sowohl für Fahrradfahrende als auch für Fußgänger:innen. Die Anwohnenden freut's. „Es ist schon deutlich ruhiger geworden, seitdem die Poller endlich stehen“, bestätigt etwa Farid Ulrich. Das sei überfällig gewesen, pflichtet ihm ein anderer Anwohner bei, der schon seit den 1990er Jahren in der Tucholskystraße wohnt. „Wir kämpfen schon lange dafür“, sagt er.

Angefangen hatte alles mit dem Bau der Ebertsbrücke. Die kleine Brücke über die Spree am südlichen Ende der Tucholskystraße sollte ursprünglich nur ein Provisorium sein. Sie ist geblieben. Und durch sie wurde die Tucholskystraße eine beliebte Ausweichstraße für den Hauptverkehr.

Auch das angeordnete Tempo 30 würde nicht viel bringen, sagt Anwohner Farid Ulrich. Häufig bekomme man mit, wie hier regelmäßig beschleunigt werde, dank der geradlinigen Straßenführung. Auch das ist mit den neuen Pollern nicht mehr möglich.

Auch Gartenstraße soll Fahrradstraße werden

„Komplett fertig ist die Straße aber noch nicht“, erklärt Grünen-Politikerin Neumann. „Es fehlen noch einige Stellplätze für Fahr- und Lastenräder, für E-Scooter sowie ein paar Schilder. Außerdem muss die Farbe noch nachgebessert werden“, so Neumann weiter. Sie ist zuversichtlich, dass das in den kommenden zwei Monaten passiert.

„Die Fahrradstraße soll dauerhaft bleiben“, versichert Neumann. Sie ist Bestandteil des berlinweiten Radnetzes und hier nur der Anfang. Denn das Radnetz des Bezirks soll schnell weiter wachsen, so Neumann. Als nächstes wird geprüft, welche Auswirkungen die Fahrradstraße auf benachbarte Nebenstraßen hat, damit sich das Problem nicht verlagert. Für die nahegelegene Gartenstraße sei ein ähnliches Vorhaben in Planung, sagt Neumann.

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