Mobilität in Städten: Bus und Bahn machen glücklicher
In vielen Großstädten sind Autofahrende unzufrieden, zeigt eine Umfrage des ADAC. Der ÖPNV schneidet gut ab – dort aber stellen sich andere Fragen.
Im Ranking der 15 größten Städte in Deutschland schneidet Dresden bei allen Verkehrsmitteln am besten ab: Bewohner:innen, Pendler:innen und Besucher:innen sind mit dem Auto-, Rad-, Fuß- und Nahverkehr in der sächsischen Landeshauptstadt zufrieden. Überwiegend unzufrieden mit der Mobilität sind die Menschen hingegen in Köln und in Duisburg.
Abgesehen von diesen beiden Städten gab die Mehrheit der Befragten an allen Orten an, dass sie das Angebot im öffentlichen Nahverkehr schätze. Vor allem die Haltestellendichte und kurze Wege beim Umsteigen fielen positiv ins Gewicht. Für Radfahrer:innen sind laut der ADAC-Umfrage das Radwegenetz und die Verkehrssicherheit besonders wichtig – aber nicht besonders zufriedenstellend.
Die Teilnehmer:innen kritisierten vor allem die Radverkehrsführung an Kreuzungen. Pkw-Fahrer:innen sind weitgehend unzufrieden, zum Beispiel weil Parkplätze in den Städten zu rar und zu teuer seien.
Mehr Pkw machen unzufriedener
In jeder der 15 Großstädte hat der ADAC online mindestens 600 Menschen befragt, insgesamt waren es mehr als 9.100. Auch wenn sich die Teilnehmer:innen der Umfrage weitgehend zufrieden äußerten, war die Stimmung beim ersten ADAC-Monitor im Jahr 2017 noch deutlich besser.
„Sicherlich spielt die Zunahme des Pkw-Bestandes in den Großstädten eine große Rolle“, sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand am Dienstag. Außerdem seien Straßen, Busse und Bahnen während der Coronapandemie leerer gewesen. Dass der Verkehr dort zur Normalität zurückgekehrt ist, „wird daher als Verschlechterung empfunden“, sagte Hillebrand.
Busse und Bahnen verzeichneten 2023 insgesamt rund 9,5 Milliarden Passagier:innen. Das teilte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ebenfalls am Dienstag mit. Damit habe sich die Zahl der Fahrgäste im Vergleich zu den von der Pandemie gezeichneten Vorjahren zwar erholt. Allerdings seien die Kosten für Personal, Strom und Kraftstoff hoch geblieben, so der Branchenverband.
Vor diesem Hintergrund sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann, dass der Preis für das 49-Euro-Ticket mittelfristig steigen müsse. Der aktuelle Tarif erlaube es den Verkehrsunternehmen ohne finanzielle Förderung nicht, das Angebot im öffentlichen Personennahverkehr zu erhalten.
Verdi ruft zu Streiks im ÖPNV auf
Die Beschäftigten im ÖPNV treten ihrerseits für bessere Arbeitsbedingungen ein. Die Gewerkschaft Verdi hat am Montagnachmittag zu Warnstreiks am Freitag, meist ganztägig, in rund 80 Städten aufgerufen. Bei Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen sind erhebliche Einschränkungen zu erwarten. Mit Ausnahme Bayerns verhandelt Verdi in allen Bundesländern gleichzeitig mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden über neue Tarifverträge für die ÖPNV-Beschäftigten.
„Da jetzt in allen Bundesländern Tarifverhandlungen ohne Ergebnis geblieben sind, ist der Zeitpunkt gekommen, um mehr Druck auf die Arbeitgeber zu machen“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Die konkreten Forderungen der Gewerkschaft hängen von der jeweiligen Region ab, im Kern aber will Verdi in den meisten Bundesländern kürzere Wochenarbeitszeiten, mehr Urlaub im Jahr und zusätzliche Entlastungstage für Schicht- und Nachtarbeit.
An 60 Orten unterstützen Fridays-for-Future-Gruppen die Streiks der Arbeitskräfte im Nahverkehr. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die Ankündigung der Warnstreiks – so kurz nachdem die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) die Arbeit bei der Deutschen Bahn mehrere Tage lang niedergelegt hatte. Für die Interessen Verdis und der ÖPNV-Beschäftigten zeigte der Pro-Bahn-Vorsitzende Detlef Neuß aber Verständnis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“