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Miteinander im Bremer StraßenverkehrWow, toll gefahren!

Teil eins der Kampagne „fahr runter“ hatte für Kritik gesorgt. Nun gibt es von ADFC, ADAC und Verkehrsressort statt Pöbeleien nur nette Plakate.

Am stark befahrenen Rembertiring ist richtig gucken besonders wichtig Foto: Rainer Geue

Bremen taz | „Jo, jetzt passt’s“, sagt das radfahrende Strichmännchen, hebt den Daumen und scheint recht zufrieden mit den eineinhalb Metern Abstand zwischen seinem Rad und dem daneben stehenden Auto. „Büdde“, sagt der Fahrer, und die beiden schauen sich tief in die Augen.

So schön könnte es im Straßenverkehr sein. Ist es aber nicht. Ein rücksichtsvolles und entspanntes Miteinander zwischen Rad- und Autofahrer*innen ist daher das Ziel der Kampagne „fahr runter“, organisiert vom ungewöhnlichen Trio aus Autofahrerklub ADAC Weser-Ems, Radler-Lobbyisten vom ADFC Bremen und der Verkehrssenatorin. Bereits im Juni lief sie an, nun geht es unter dem Motto „Mach’s richtig, bleib freundlich“ in die zweite Runde. Aber diesmal ganz anders.

Wie im ersten Teil zeigen Plakate, Anzeigen und Beiträge in den sozialen Medien typische Konflikte im Straßenverkehr. „Mit dem entscheidenden Unterschied, dass dieses Mal das korrekte Verhalten im Sinne der Straßenverkehrsordnung und freundliche Dialoge im Mittelpunkt stehen“, erklärt der ADFC.

Ganz anders im Sommer, als zum Start der Kampagne aggressive Pöbeleien und gefährliches Verhalten abgebildet wurden: „Mach Platz, du Pisser“, hieß es da, „Heul doch“ oder „Rechts vor links, du Hackfresse“.

Emotionale Debatte

Die Aktion war vielfach kritisiert worden, weil sie gefährliches Verhalten der Autofahrer*innen verharmlose und angesichts der natürlichen Unterlegenheit von Radfahrer*innen diese auch noch unangemessen zum Nachgeben aufrufe. Teils deutete die Online-Welt den Hashtag #fahrrunter als Aufruf zum Verlassen der Fahrbahn: ein Missverständnis, sagen die Macher.

Die Resonanz war jedenfalls groß. Dabei habe sich gezeigt, dass die Debatte sehr emotional geführt worden sei, sagt Pina Pohl, ADFC-Bremen-Sprecherin. Man habe „den anvisierten Punkt getroffen“. Einige fanden zudem die Kooperation zwischen ADAC und ADFC befremdlich. Abseits der Kampagne, für die man sich zusammengefunden habe, vertrete man weiterhin viele unterschiedliche Standpunkte, sagt Pohl.

Auch der aggressive Tonfall der Plakate sei viel kritisiert worden. „Davon haben wir uns unter anderem für die zweite Runde inspirieren lassen“, so Pohl. Diese sei aber ohnehin geplant gewesen. Statt weiteren „Aufregern“ seien nun die freundlichen Plakate entstanden.

Während in Phase eins sieben von zehn Plakaten Fehler von Autofahrer*innen zeigten, thematisiert jetzt sogar nur eines von sechs Motiven ein Fehlverhalten der Radfahrer*innen – beziehungsweise ein nun behobenes Fehlverhalten, nämlich das Anschalten des Lichts. Sonst geht es um den von Autos eingehaltenen Mindestabstand, richtiges Parken oder erlaubtes Radfahren auf der Fahrbahn.

Ob Radfahrer*innen dank der Kampagne künftig tatsächlich Sätze wie „Wow, richtig geparkt!“ über die Lippen bringen, ist fraglich. Aber für Veränderungen braucht es Vorbilder, also warum sich nicht von super­freundlichen Strichmännchen auf blauem Hintergrund inspirieren lassen?

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