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Milliarden-Gewinn durch HilfskrediteDeutschland verdient an Griechenland

Etwa 1,34 Milliarden Euro hat Deutschland mit Hilfsaktionen verdient. Die Grünen verlangen, dass die Zinsgewinne an Griechenland ausgezahlt werden.

Die Grünen wollen nicht, dass Schäuble mit griechischen Zinsgewinnen den deutschen Haushalt saniert Foto: dpa

Berlin afp/rtr | Deutschland hat nach Einschätzung der Grünen mit den finanziellen Hilfsaktionen für Griechenland satte Gewinne gemacht: Entsprechende Kredite und Anleihekäufe hätten dem Bundeshaushalt etwa 1,34 Milliarden Euro eingebracht. Das geht aus Antworten des Bundesfinanzministeriums auf Fragen der Grünen im Bundestag hervor. Die Süddeutsche Zeitung hatte darüber zuerst berichtet.

Nach Auswertung der Grünen wurden im Bundeshaushalt seit 2010 393 Millionen Euro an Zinsgewinnen aus dem bilateralen Kredit für Griechenland verbucht. Dieser lief über die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau. Hinzu kommen demnach 952 Millionen Euro an Zinsgewinnen aus dem Programm zum Ankauf von Staatsanleihen der Europäischen Zentralbank (EZB).

„Es mag zwar legal sein, dass Deutschland an der Krise in Griechenland verdient. Legitim im moralischen Sinne der Solidarität ist es nicht“, zitierte das Blatt den Grünen-Haushaltsexperten Sven-Christian Kindler.

„Die Zinsgewinne müssen endlich an Griechenland ausgezahlt werden“, forderte auch der Europapolitiker der Grünen, Manuel Sarrazin, in der Süddeutschen Zeitung. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dürfe mit griechischen Zinsgewinnen nicht auch noch den deutschen Haushalt sanieren.

Kürzlich hatte der Euro-Rettungsschirm die Auszahlung von weiteren 8,5 Milliarden Euro an Hilfskrediten für das schuldengeplagte Griechenland freigegeben.

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9 Kommentare

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  • Deutschland haftet mit Unsummen für griechische Schulden von denen jetzt schon absehbar ist, dass Griechenland sie nicht voll zurückzahlen wird - Stichwort Schuldenschnitt.

     

    Und so einem Szenario D mangelnde Solidarität vorzuwerfen ist einfach Propaganda.

     

    Schade, dass die taz hier so einseitig berichtet und sich so auf das Niveau anderer Zeitungen begibt. Hätte mir da mehr erhofft.

  • Auszahlen!

    Warum gibt's keinen Aufschrei der Medien, der Leser, der Verhandler, der Politik.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Harpagon bleibt lieber auf dem Geldsack sitzen als das er es den geschundenen griechischen Rentnern zurückzahlt, die ihm diese Gewinne mit den von Deutschland aufgezwungenen Rentenkürzungen ermöglicht haben.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Diese "Gewinne" in Höhe von 1,34 Milliarden Euro stehen bislang und vermutlich auf Dauer nur auf dem Papier. In Realitas wird Griechenland wohl nicht in der Lage sein, jemals Zinsen, geschweige denn Tilgung, an irgendwelche Gläubiger zurückzuzahlen. Dadurch relativiert sich Sven-Christian Kindlers Aussage über die moralische Illegitimät dieser "Gewinne".

      • @Walter Kaiser:

        Falsch, die Zinsen für die gewährten Kredite mussten bereits beglichen werden, die stehen nicht nur auf dem Papier.

         

        Auf Wunsch des Nutzers nachträglich hinzugefügt:

        Nachtrag: Und Österreich hat 111 Mio Euro an Zinsen verdient - die real in die Kassen der Küss die Hand-Kapitalisten ging.... https://derstandard....echenland-Hilfe

         

         

      • 2G
        25726 (Profil gelöscht)
        @Walter Kaiser:

        Lesen bildet.

          • 8G
            82236 (Profil gelöscht)
            @Walter Kaiser:

            Ok gelesen. Deutschland behält die Zinsen ein, die auf Umwegen über die sogenannten Hilfsfonds in den Staatsäckel fliessen. Da beisst sich die Katze in den Schwanz oder das zeigt, die volle Absurdität des finanzkapitalistischen Systems. Griechenland kann seine Schulden nie zurückzahlen, bekommt aber neue Kredite, um seine Zinsen zu tilgen und bleibt, da diese Kredite ja zurückbezahlt werden müssen in der Schuldenspirale solange sich die Erde noch dreht. Und da die Zinssätze deutlich über dem Leitzinssatz der EZB liegen, verdient doch jemand an dem ganzen Zirkus. Schon mal allein, weil keiner den Griechen Geld aus reiner Menschenfreundlichkeit leiht.

            • @82236 (Profil gelöscht):

              Der Kommentar in der Fachzeitschrift WIRTSCHAFTSWOCHE hat den Titel "Deutschland profitiert nicht von der Griechenland-Krise".

               

              Ein Auszug :"Bei den Griechenland-Rettungspaketen geht es – nur zur Erinnerung – nicht um einige Hunderte Millionen Euro, sondern um mehr als 330 Milliarden. ...

              Von „Gewinnen“ Deutschlands aus der Griechenlandkrise zu schreiben, ist angesichts dieses Gegensatzes von Millionen zu Milliarden grotesk."

               

              Ich ergänze: Ebenso grotesk wie die Sehnsucht zurück zur D-Mark (AfD).