Michela Murgia ist gestorben: Im Kreis der queeren Familie
Im Mai hatte die Schriftstellerin und linke Aktivistin Michela Murgia ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht. Nun ist sie der Krankheit erlegen.
Murgia, 1972 in Cabras auf Sardinien geboren, studierte Theologie und arbeitete als Religionslehrerin. 2006 veröffentlichte sie ihr erstes Buch „il mondo deve sapere“ (deutsch: „Camilla im Callcenterland“) über die Zustände in einem Callcenter. Für ihren Roman „Accabadora“ (2009) wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Zu ihren politischen Schriften zählt das 2011 erschienene Buch „Ave Mary“, in dem sie die Stellung der Frau in der katholischen Welt thematisiert.
Außerdem hat sie die bitterböse Polemik „Faschist werden. Eine Anleitung“ veröffentlicht. In dem gibt sie eingangs eine Antwort darauf, warum sie es überhaupt geschrieben hat: „Dieser Text soll vor allem eine Verständnishilfe für die gebildete Schicht sein, die der Demokratie überdrüssig geworden ist, denn der breiten Masse musste man schließlich noch nie erklären, dass der Faschismus die überlegene Alternative ist.“ Keine bloße Ironie, sondern drastische Realsatire. Wie alle ihre Bücher erschien die deutsche Ausgabe beim Wagenbach-Verlag.
Im Mai dieses Jahres hatte Murgia in einem Interview mit der Zeitung Corriere della Sera ihre Nierenkrebs-Erkrankung öffentlich gemacht. Trotz ihrer zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschrittenen Erkrankung erklärte sie, sie hoffe nicht, unter einer Regierungschefin Meloni zu sterben. Giorgia Meloni ist die Parteivorsitzende der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia und seit Oktober 2022 Ministerpräsidentin Italiens.
In den vergangenen Wochen hat Murgia in den sozialen Netzwerken viele private Momente aus dem Zusammenleben ihrer queeren „erweiterten“ Familie gezeigt, wie sie die Menschen nannte, mit denen sie die letzten Monate ihres Lebens verbrachte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers