Michael Browns Stiefvater unter Verdacht: Emotionen oder Aufrufe zu Gewalt?
Die Polizei ermittelt gegen den Stiefvater des erschossenen Michael Brown. Er hatte vor Demonstranten in Ferguson wütende Ausrufe von sich gegeben.
ST. LOUIS ap | Wegen des Verdachts auf hetzerische Aussagen auf den Straßen von Ferguson ermittelt die Polizei gegen den Stiefvater des erschossenen schwarzen 18-Jährigen Michael Brown. Louis Head solle zu Aussagen vom 24. November befragt werden, sagte der Sprecher der Polizei von St. Louis, Brian Schellman, am Dienstag. An dem Tag hatte eine Geschworenenjury entschieden, den weißen Polizisten Darren Wilson nicht wegen der Schüsse auf Brown anzuklagen.
In Fernsehaufnahmen von der mit Spannung erwarteten Entscheidung war unter anderem Browns Mutter auf einem Auto zu sehen gewesen. Head tröstete sie nach der Entscheidung und brüllte dann wütende Kommentare, unter anderem „Brennt dieses Miststück nieder!“. In der Folge wurden Autos in Brand gesteckt und Läden geplündert. Zwölf Gebäude wurden zerstört, es kam in den fünf Tagen nach der Jury-Entscheidung zu 124 Festnahmen.
Seit Freitag hat sich die Lage wieder beruhigt, es wurde seitdem niemand mehr festgenommen. Gouverneur Jay Nixon kündigte an, die Truppenstärke der Nationalgarde rund um Ferguson von rund 2200 Gardisten auf knapp 1300 zu verringern.
Die Befragung Heads sei Teil einer umfassenden Ermittlung zu Brandstiftungen, Plünderungen und Vandalismus nach der Entscheidung der Geschworenen, sagte Polizeisprecher Schellman. Bis wann die Untersuchungen abgeschlossen werden, sei bislang noch unklar. Über mögliche Strafen, die Head blühen könnten, wollte Schellman keine Angaben machen.
Der Anwalt der Familie, Benjamin Crump, hatte die Aussagen Heads als „rohe Emotion“, aber „völlig unangebracht“ bezeichnet. Nach der Bekanntgabe der Ermittlungen gegen Head äußerte sich der Jurist zunächst nicht.
Brown war unbewaffnet, als ihn Wilson am 9. August auf einer Straße in Ferguson niederschoss. Die Todesschüsse haben immense ethnische Spannungen und eine US-weit geführte Debatte über Polizeigewalt gegen Schwarze ausgelöst. In der Folge kam es landesweit zu teils gewalttätigen Protesten, auch in Ferguson. In der Kleinstadt mit etwa 20 000 Einwohnern leben überwiegend Schwarze, die Polizisten sind dagegen fast allesamt weiß.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja